Heizungsreform – Holzöfen und Pelletheizungen sollen in Neubauten ebenfalls verboten werden

Die Bundesregierung stellt jetzt auch die Zukunft von Holzöfen und Pelletheizungen infrage, da ihre ökologische Bilanz umstritten ist. Sowohl Industrie und Union als auch einige Mitglieder der Regierungskoalition äußern Kritik an der geplanten Heizungsreform. Obwohl diese Heizungssysteme im Vergleich günstige Wärme liefern, wurden sie jahrelang vom Bund gefördert. Doch nun werden auch Kamine und Pelletöfen von der Energiewende erfasst (Tagesschau: 17.05.23).


Ab 2024 soll es in Neubauten nicht mehr erlaubt sein, mit Holz zu heizen. Wenn eine bestehende Anlage nachgerüstet oder ausgetauscht werden muss, müssen zusätzlich Pufferspeicher, Feinstaubfilter und eine alternative Wärmequelle wie eine solarthermische Anlage oder Photovoltaik eingebaut werden. Dies sieht der Entwurf der Bundesregierung für die Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes vor. Es wird nur wenige Ausnahmen geben, beispielsweise aus Gründen des Denkmalschutzes. Bereits im letzten Jahr hat die Regierungskoalition die Förderung neuer Pelletheizungen reduziert.

Die Bundesregierung stellt jetzt auch die Zukunft von Holzöfen und Pelletheizungen infrage. Ab 2024 in Neubauten nicht mehr erlaubt
Die Bundesregierung stellt jetzt auch die Zukunft von Holzöfen und Pelletheizungen infrage. Ab 2024 in Neubauten nicht mehr erlaubt
Bild: Ssu, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Waldbesitzer-Verband und Union warnen vor Folgen der geplanten Heizungsreform

Der Verband der Waldbesitzer, AGDW, bezeichnet den aktuellen Gesetzesentwurf als „massiven Angriff“ auf ihre Wirtschaft. Verbandsgeschäftsführerin Irene Seling macht sich Sorgen über drohende Einnahmeverluste, die letztendlich dem Nutzwald fehlen würden. Die Bundesregierung gefährde laut Seling „die nachhaltige Waldpflege in Deutschland“.

Die Union unterstützt diese Bedenken. Andreas Jung, CDU-Bundesvize und Sprecher der Unionsfraktion für Klimaschutz und Energie, erklärt, dass das Heizen mit Holz nachhaltig sei und dem Klimaschutz diene. Daher spricht er sich gegen ein Verbot im Neubau aus. Er fordert auch, dass die Beschränkungen beim Nachrüsten und Austauschen von Holzheizungen beseitigt werden müssen. Die Ampel-Koalition stelle grundsätzlich das Heizen mit Holz infrage, und genau das sei ihre Absicht, so Jung. Angesichts bereits verschärfter Standards hält er die Debatte über Feinstaub in Verbindung mit Holz für überzogen.

Das Umweltbundesamt in Dessau sieht die Situation anders. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, warnt vor den Emissionen, insbesondere kleinerer Öfen und Kamine. Mittlerweile entfallen über 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen auf die Verbrennung von Holz, so Messner gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Dies entspricht ungefähr den Emissionen des Straßenverkehrs.


Debatte um Klimabilanz und Verwendung von Holz als Brennstoff

Der aktuelle Gesetzesentwurf zur Heizungsreform stößt auch innerhalb der Ampel-Koalition auf Kritik. Markus Hümpfer, SPD-Bundestagsabgeordneter und Experte für Klima- und Energiepolitik, fordert Verbesserungen in diesem Bereich. Er verweist auf europäische Richtlinien, die die Nutzung von Holz als erneuerbare Energie ausdrücklich erlauben. Hümpfer betont, dass es positiv sei, wenn Öl- und Gasheizungen durch Holzheizungen ersetzt werden. Das Heizen mit Holz sei jedoch nur eine „Übergangslösung“.

Die SPD-Fraktion hat bereits angekündigt, das Verbot von Holz- und Pelletheizungen im Neubau verhindern zu wollen. Hümpfer schlägt vor, in den geplanten Vorschriften nur den Pufferspeicher zu belassen und Staubfilter nur in Ausnahmefällen verpflichtend zu machen. Auch verschiedene Landesregierungen, darunter die grün-schwarze Regierung von Baden-Württemberg, plädieren für „Technologieoffenheit“.

Allerdings ist umstritten, ob das Heizen mit Holz das Label „klimafreundlich“ verdient. Das von den Grünen geführte Bundesumweltministerium gibt auf seiner Website an, dass das Heizen mit Holz entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral ist. Diese Aussage löste bereits im Herbst 2022 Kritik seitens der Wirtschaftsverbände aus, da das Ministerium nicht die gesamte Nutzungskette berücksichtigt habe.

CDU-Politiker Jung äußert ähnliche Bedenken. Er erklärt, dass in Deutschland Pellets hauptsächlich aus Rest- und Abfallholz bestehen. „Es wird nur das CO₂ freigesetzt, das zuvor gebunden wurde“, sagt er. Würde das Holz verrotten, würde ebenfalls Treibhausgas freigesetzt.

Die Grünen hingegen befürworten die Verwendung von Holz für klimaschonendes Bauen, nicht jedoch als Brennstoff. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir formulierte dies vor einem Jahr wie folgt: „Sägespäne kann man sinnvoller nutzen, indem man sie zum Beispiel zu Spanholzplatten verarbeitet.“ Auch im aktuellen Gesetzesentwurf wird von „knappen Biomasse-Kapazitäten“ gesprochen, die schonend genutzt werden sollen.


Wachsender Zubau von Kaminöfen und Pelletheizungen in Deutschland

Eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Nutzung von Holz als Brennstoff sind die Menge des benötigten Holzes und dessen Herkunft. Laut dem Deutschen Pelletinstitut (DEPI), einer wirtschaftsnahen Organisation, wurden im letzten Jahr in Deutschland 3,5 Millionen Tonnen Pellets produziert, wovon über 90 Prozent aus Restholz stammten. Die Klimabilanz ausländischer Holzprodukte ist oft schlechter.

CDU-Politiker Jung argumentiert, dass es keinen Grund gebe, die Nutzung von Holz als Brennstoff jetzt zu begrenzen. Das Heizen mit Holz werde niemals zu einem Massenphänomen werden.

Obwohl deutschlandweit weniger als sechs Prozent aller Haushalte mit Holz heizen – hauptsächlich im ländlichen Raum – hat sich die Anzahl der Kaminöfen und Pelletkessel innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Insbesondere in den letzten Jahren hat der Zubau rapide zugenommen. Im Jahr 2022 war der Zubau fast viermal so hoch wie 2019. Dieser Trend ist also nicht allein auf die Energiekrise zurückzuführen. Laut einer Prognose des DEPI aus dem März sollen in diesem Jahr wieder über 100.000 neue Öfen und Kessel hinzukommen.

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