Viele Staaten der Welt, aber längst nicht alle, fördern die Elektromobilität mit unterschiedlichen Modellen. Teilweise gibt es direkte Zuschüsse beim Kauf, die unterschiedlich hoch ausfallen (in Europa derzeit am höchsten in Rumänien mit 10.000 Euro pro Fahrzeug), teilweise wird die Kfz-Steuer erlassen, teilweise entfallen Zulassungsgebühren.
Die einzelnen Fördermodelle hier detailliert aufzulisten würde zu weit führen, jedoch sind die Unterschiede so groß, dass sie zu einem neuen Geschäftsmodell geführt haben: Privatpersonen und auch Händler kaufen ein E-Auto in einem Staat mit hoher Förderung und verkaufen es dann in ein Land mit sehr niedriger Förderung wie beispielsweise Dänemark, wo sie den Preis der dortigen E-Autos immer noch leicht unterbieten können. Innerhalb Europas funktioniert das besonders gut, weil der Wagen einfach ins nächste Land gefahren wird (teslamag, 31.08.2022).
Teslas verschwinden aus Deutschland
Knapp ein Viertel der in Deutschland verkauften Teslas verschwanden in den letzten drei Jahren aus Deutschland aufgrund des geschilderten Modells. Ein beliebtes Ziel war dabei offenkundig Dänemark. Dort fallen die Subventionen für E-Autos bestenfalls marginal aus, gleichzeitig ist der Weg vom Hochförderland Deutschland nach Dänemark nicht weit. Hinzu kommt, dass gerade die E-Auto-Marke Tesla im ersten Jahr nur einen sehr geringen Wertverlust erleidet. Dass diese Umständen zusammengenommen ein so lukratives Geschäft für Exporteure ermöglichen, beweist ein weiteres Mal, wie Subventionen den Markt verzerren können.
Als sehr gut geeignet erweist sich wohl der Tesla Model 3. Es wird in Deutschland inklusive staatlichem Zuschuss gekauft, dann sechs Monate lang gefahren, um den Zuschuss zu behalten (vorgeschriebene minimale Haltedauer), und anschließend ungefähr zum gezahlten Neupreis weiterverkauft. Der Staatsbonus beträgt 6.000 Euro, seit 2022 mit einer zusätzlichen Innovationsprämie sogar 9.000 Euro. Ab 2023 wird er wieder sinken: Fahrzeuge bis 40.000 Euro Nettolistenpreis erhalten dann 4.500 Euro Zuschuss, von 40.000 bis 65.000 Euro sind es 3.000 Euro, darüber entfällt die Förderung.
In Dänemark ist nun ein Tesla beim Händler ohne so großzügige Förderung deutlich teurer als in Deutschland. Der Fahrer aus Deutschland kauft ihn hier, kassiert die Boni, fährt ein halbes Jahr lang sehr wenig damit und exportiert dann das Fahrzeug nach Dänemark, wo er es vielleicht 2.000 bis 3.000 Euro unter den dort üblichen Preisen verkauft und damit immer noch einen satten vierstelligen Gewinn erzielt.
Bundeswirtschaftsministerium hat das Problem erkannt
Dass der deutsche Umweltbonus ab dem 1. Januar 2023 wieder deutlich sinkt, hat eindeutig auch etwas mit dem beschriebenen Geschäftsmodell zu tun. Das Bundeswirtschaftsministerium hat nämlich das Problem erkannt und schon im März 2022 verlauten lassen, dass der Bonus für Elektroautos nicht geschaffen wurde, um ein lukratives Geschäftsmodell für Privatpersonen und Händler schaffen. Im März waren erstmals Zahlen zu den E-Auto-Verkäufen in Deutschland und gleichzeitig zu deren Bestand in veröffentlicht worden. Hier gab es eine signifikante Differenz: Der Bestand lag um 13 % (rund 30.000 Fahrzeuge) unter den kurz zuvor erfolgten Neuzulassungen. Dies verweist eindeutig auf den Export ins Ausland. Es gibt dabei Markenunterschiede.
Am deutlichsten fiel die Differenz wohl bei den Marken BMW (21 %) und Tesla (19 %) aus. Das waren die Zahlen von März 2022. Ende August 2022 hatten sie sich wahrscheinlich zugunsten von Tesla verschoben, wie der Analyst Matthias Schmidt ermittelt haben will. Demnach sollen inzwischen 21,5 % aller Teslas ins Ausland verkauft worden sein. Schmidt zog hierfür Zulassungs- und Bestandszahlen des Kraftfahrtbundesamtes heran.
Knapp 10.000 gebrauchte Teslas auf dänischen Straßen
Auch für die Zulassungen in Dänemark haben sich einige Beobachter interessiert. Demnach wurden zwischen Anfang 2020 und Mitte 2022 bei unseren Nachbarn im Norden 9.574 gebrauchte Teslas zugelassen, die mehr oder weniger aus Deutschland stammen dürften. Nicht nur das Model 3, sondern auch das neue Model Y von Tesla ist dort wegen der geringen Förderung deutlich teurer als in Deutschland. Der dänische Bestand könnte nach diesen Zahlen etwa die Hälfte aller deutschen Subventionsexporte ausmachen. Die andere Hälfte ist in andere Länder gegangen.