Die Bundesregierung plant ein 10.000 Kilometer langes Wasserstoff-Pipeline-Netzwerk. Dieses Netzwerk soll grünen Wasserstoff nutzen und fossile Brennstoffe ersetzen. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf etwa 20 Milliarden Euro, und es soll bis 2032 abgeschlossen sein. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der Verband der Fernleitungsnetzbetreiber haben die Netzkarte dafür vorgestellt. Allerdings fehlen in der Planung die erforderlichen Wasserstoffspeicher (welt: 16.11.23).
Deutschlands Wasserstoff-Pipeline-Netzwerk: Mehrheit auf bestehenden Erdgasleitungen, aber Wasserstoffspeicher fehlen
Das geplante Netzwerk soll zu über 60 Prozent auf bestehenden Erdgasleitungen basieren. Der Rest muss neu gebaut werden. Die ersten Wasserstofflieferungen werden voraussichtlich 2025 beginnen. Das Netzwerk soll Häfen, Industriegebiete, Speicher und Kraftwerke miteinander verbinden.
Die Speicherung von Wasserstoff ist eine Herausforderung. Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar und spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende. Bisher gibt es keine klaren Zuständigkeiten für den Bau von Wasserstoffspeichern in Deutschland.
Deutschland hat große Gasspeicherkapazitäten, aber sie sind schwer in Wasserstoffspeicher umzuwandeln. Das liegt an Lieferengpässen bei Gas, die noch einige Jahre anhalten werden. Die bestehenden Kapazitäten sind daher entscheidend und können nicht einfach umgewidmet werden.
Die Umwidmung eines Gasspeichers zu einem Wasserstoffspeicher erfordert komplexe Genehmigungsverfahren, die mehrere Jahre dauern können. Die Bundesnetzagentur hat die Genehmigung für solche Projekte bisher nicht beschleunigt.
Wettbewerb um Wasserstoffspeicher: Herausforderungen für Deutschlands grüne Wasserstoffpläne
Infolgedessen sind der Neubau von Wasserstoff-Kavernenspeichern und andere Speicherlösungen notwendig, um Wasserstoff langfristig zu speichern. Dieser Prozess ist jedoch zeitaufwendig und mit vielen regulatorischen Hürden verbunden, einschließlich des Atomrechts.
Insgesamt bleibt die Wasserstoffspeicherung eine bedeutende Herausforderung, für die es bis heute keine schnell umsetzbare Lösung gibt.
In Deutschland gibt es eine Wettbewerbssituation zwischen der Wasserstoffbranche und der Bundesgesellschaft für Endlagerung um geeignete Salzstöcke im Untergrund. Die Endlagersuche hat gesetzlichen Vorrang, was bedeutet, dass die Speicherkapazitäten für Wasserstoff gefährdet sind.
Die Auswirkungen dieser Situation sind erheblich. Mit einer voraussichtlichen Bauzeit von elf Jahren wird es nicht möglich sein, rechtzeitig genügend Speicherkapazitäten für den Wasserstoff bereitzustellen, wenn das neue Wasserstoff-Pipeline-Netzwerk in Betrieb geht.
Deutschlands Wasserstoffpläne in Gefahr: Verzögerungen und hohe Kosten bei der Speicherung
Laut dem Speicherverband INES hätte der Neubau von Speichern bereits im Jahr 2020 begonnen werden müssen, wenn zukünftige Wasserstoffspeicherbedarfe durch den Neubau gedeckt werden sollten. Derzeit gibt es nur 23 kleine Pilotprojekte für Wasserstoffspeicher, und für größere kommerzielle Projekte fehlen finale Investitionsentscheidungen aufgrund der hohen Kosten.
Die benötigten Wasserstoffspeicherkapazitäten werden in den kommenden Jahren erheblich ansteigen. Bis 2030 wird eine Kapazität von 2 Terawattstunden benötigt, die bis 2035 auf 15 Terawattstunden und bis 2045 auf 64 bis 105 Terawattstunden anwachsen wird.
Die Verzögerung beim Aufbau dieser Kapazitäten könnte den Zeitplan zur Dekarbonisierung Deutschlands bis 2045 gefährden. Die Bundesregierung plant, etwa 50 neue Gaskraftwerke ab 2032 mit Wasserstoff zu betreiben, um die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Wasserstoff: Der grüne Brennstoff mit Herausforderungen bei Speicherung und Finanzierung
Grüner Wasserstoff wird als Ersatz für fossile Brennstoffe in verschiedenen Anwendungen, einschließlich der Stahlherstellung und der Energieerzeugung, eingesetzt. Da Deutschland nicht genügend grünen Strom produziert, wird erwartet, dass zwei Drittel des Wasserstoffbedarfs importiert werden müssen.
Die Finanzierung des Wasserstoff-Pipeline-Netzwerks wird über Entgelte der Nutzer erfolgen, ähnlich wie bei Erdgas und Strom. Die Regierung wird jedoch in den kommenden Jahren in Vorleistung gehen, um die Nutzung zu fördern und die Kosten für die Nutzer erschwinglich zu halten.
Die Entgelte sollen zunächst einheitlich sein und später, wenn mehr Nutzer auf das Netz zugreifen, ausgeglichen werden. Sollte ein Fehlbetrag bestehen, müssen sich die Leitungsbetreiber zu 24 Prozent daran beteiligen, während der Rest von der Privatwirtschaft finanziert wird.
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