Die Nichtregierungsorganisation Finanzwende bezeichnet es als Greenwashing, dass Grüne Fonds mit Nachhaltigkeitssiegel in letzter Zeit als Folge des Kriegs in der Ukraine vermehrt Geld in fossile Energien investiert haben (FAZ: 21.02.23). Als unabhängige Interessenvertretung kämpft die Bürgerorganisation Finanzwende für das Ziel, dass die Finanzmärkte wieder den Menschen dienen und nicht umgekehrt.
Studie zeigt: Grüne Fonds investieren vermehrt in fossile Energien
Die Organisation Finanzwende hat in einer Untersuchung festgestellt, dass Fonds, die sich als „grün“ bewerben, als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine zusätzliche Investitionen in Aktien aus dem Bereich fossiler Energie getätigt haben. Die Organisation beschuldigte diese Fonds des Greenwashings und beklagte, dass sie von der Gewinnentwicklung von Öl- und anderen Konzernen profitieren wollten, obwohl sie sich angeblich der Nachhaltigkeit verschrieben haben.
Laut einer Studie, die mehr als 2400 als nachhaltig beworbene Fonds untersuchte, die EU-Recht entsprechen, haben diese Fonds zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März 2022 zusätzliche Aktien im Energiesektor im Wert von insgesamt 2,6 Milliarden Dollar erworben. Davon flossen 940 Millionen Dollar in den fossilen Bereich, während die Neuinvestitionen in Unternehmen des Erneuerbaren-Sektors im Vergleich nur 138 Millionen Dollar betrugen.
Finanzwende: Grüne Fonds werden CO₂-lastiger durch Investitionsrückgang in emissionsarme Technologiebranche
Laut Finanzwende haben sich die Beteiligungen der Fonds an Technologiefirmen und Finanzakteuren, die als weniger klimaschädlich gelten, verringert. Dadurch sind die Fonds laut der Organisation insgesamt „deutlich CO₂-lastiger“ geworden, und zwar um 7,9 Prozent.
Finanzwende machte für diese Veränderung nicht nur die sprunghaft gestiegenen Aktienpreise der Ölkonzerne im Zuge des Ukrainekonflikts verantwortlich, sondern auch die Schwäche der Technologiekonzerne, die nach dem Boom während der Pandemie-Jahre zuletzt in die Krise geraten waren. Dadurch seien „grüne“ Fonds „in eine Zwickmühle geraten“, denn in der Vergangenheit hatten sie überdurchschnittlich hohe Investitionen in die emissionsarme Technologiebranche getätigt.
Finanzwende fordert klare Regeln gegen Greenwashing bei nachhaltigen Fonds
Finanzwende erklärte, dass es zwar Ausnahmen gebe, da einige „grüne“ Fonds komplett auf fossile Firmen verzichteten. Doch wer Greenwashing vermeiden wolle, müsse bei der Suche nach der richtigen Anlage „sehr genau hinschauen“. Die Organisation forderte „klare und strenge Regeln“ für Angebote, die als nachhaltig beworben werden dürfen.
Finanzwende bemängelte, dass diese Entwicklung keine neue sei. Bereits zum Stand Ende Dezember 2021, also vor dem Beginn des Ukrainekriegs, sei der Anteil fossiler Energien am Gesamtportfolio der untersuchten Fonds dreimal so groß gewesen wie der von erneuerbaren Energien. Bis Ende Dezember 2022 sei er auf das Zehnfache der erneuerbaren Investments angestiegen.