Der US-Elektro-Lkw-Hersteller Nikola steht vor der Abwicklung. Nach dem gescheiterten Versuch, neue Investoren zu finden, startet nun eine groß angelegte Versteigerung der verbliebenen Vermögenswerte. Bereits im April hatte Lucid Motors für rund 30 Millionen Dollar den früheren Hauptsitz und die Fabrik in Arizona übernommen. Jetzt gelangen auch die letzten strategischen Komponenten auf den Markt – darunter über 100 Wasserstoff-Lkw und technisches Spezialequipment (gordonbrothers: 21.05.25).
Versteigerung umfasst Wasserstoff-Lkw und Brennstoffzellen
Das Auktionshaus Gordon Brothers erhielt vor dem Konkursgericht in Delaware den Zuschlag für die Abwicklung der Versteigerung. Im Fokus stehen 103 funktionstüchtige Sattelzugmaschinen vom Typ Nikola Tre FCEV mit 400 kW Dauerleistung und einer Reichweite von rund 800 Kilometern. Zusätzlich enthält das Angebot 65 komplette Brennstoffzellen-Stack-Module sowie Batterien, Luftkompressoren, DC-Wandler, Lenkungsteile, Reifen und Bremskomponenten.

Ein komplettes Testlabor für Brennstoffzellentechnologie sowie technisches Equipment für stationäre und mobile Wasserstoff-Tankstellen ergänzen das Inventar. Auch mehrere Spezial-Trailer für den Wasserstofftransport befinden sich unter den zu versteigernden Gegenständen. Diese Ausrüstung stammt überwiegend aus dem Hyla-Projekt, Nikolas gescheitertem Versuch, ein eigenes Netz von Wasserstofftankstellen aufzubauen.
Hyla-Projekt bleibt unvollendet
Geplant waren 60 Hyla-Tankstellen bis Ende 2026. Realisiert wurden nur drei. Der ambitionierte Plan scheiterte an Finanzierung, Infrastruktur und Marktdynamik. Die nun stattfindende Versteigerung beendet auch dieses Kapitel endgültig. Besonders für Interessenten aus der Branche bietet sich dadurch die Chance, hochwertige Komponenten zu erwerben – wenn auch mit Einschränkungen.
Denn die politische Großwetterlage in den USA erschwert das Umfeld. Techcrunch weist darauf hin, dass unter der Trump-Regierung Förderprogramme für Wasserstoff ausgebremst werden. Diese Rahmenbedingungen dämpfen die Nachfrage, selbst bei attraktiven Auktionskonditionen.
Versteigerung als Chance und Mahnung zugleich
Die Nikola-Insolvenz zeigt die Kluft zwischen technologischem Anspruch und wirtschaftlicher Realität. Trotz durchdachtem Konzept und moderner Fahrzeugtechnik fehlten tragfähige Geschäftsmodelle. Der Quartalsverlust lag zuletzt bei rund 200 Millionen Dollar. Die nun laufende Versteigerung markiert nicht nur das Ende eines einst gefeierten Vorreiters, sondern sendet auch ein Signal an die gesamte Branche.
Für Käufer mit Infrastruktur-Know-how und Langfriststrategie könnte die Versteigerung dennoch lohnenswert sein. Die angebotene Technologie gilt als marktreif, der Preis dürfte durch den Insolvenzstatus gedrückt sein. Gleichzeitig bleibt sie ein Mahnmal für gescheiterte Visionen im Zukunftsmarkt Wasserstoffmobilität.
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