Die tschechische Bevölkerung unterstützt den Ausbau der Kernenergie mit deutlichen Zahlen. Laut einer repräsentativen Ipsos-Umfrage befürworten 77 Prozent der Bürger die Weiterentwicklung der Atomkraft. Gleichzeitig stimmen 93 Prozent dem Ziel zu, die Stromversorgung des Landes eigenständig zu sichern. Vor diesem Hintergrund rückt der geplante Bau von zwei Druckwasserreaktoren vom Typ APR1000 am Standort Dukovany in den Mittelpunkt. Viele Befragte verbinden das Projekt direkt mit mehr Energieunabhängigkeit, stabilen Preisen und langfristiger Versorgungssicherheit (nucnet: 08.12.25).
Bevölkerung priorisiert wirtschaftliche und strategische Vorteile
Die Gründe für die hohe Zustimmung fallen klar aus, denn wirtschaftliche Einsparungen stehen an erster Stelle. Ein großer Teil der Bevölkerung erwartet niedrigere und besser kalkulierbare Stromkosten. Gleichzeitig spielt der Umweltaspekt eine Rolle, da Atomstrom als emissionsarme Energieform wahrgenommen wird. Hinzu kommt der Wunsch nach politischer Handlungsfähigkeit, weil nationale Erzeugung weniger anfällig für externe Krisen erscheint.

Bemerkenswert bleibt zudem, dass diese Haltung nicht neu ist. Bereits seit Jahren zeigt sich eine stabile Unterstützung für den Atomkurs. Die aktuelle Umfrage bestätigt jedoch, dass sich diese Überzeugung weiter gefestigt hat, insbesondere nach internationalen Verwerfungen auf den Energiemärkten.
Energieunabhängigkeit laut Umfrage von zentraler Bedeutung
Die Zahl von 93 Prozent Zustimmung zur eigenständigen Stromproduktion unterstreicht die strategische Dimension. Energieunabhängigkeit gilt für viele Bürger als Voraussetzung nationaler Stabilität. Importabhängigkeiten verlieren dadurch an Akzeptanz, während planbare Eigenversorgung an Attraktivität gewinnt.
Diese Sicht erklärt auch, warum Atomkraft häufig als tragende Säule betrachtet wird. Obwohl erneuerbare Quellen Unterstützung finden, zweifelt ein Teil der Befragten an deren alleiniger Verlässlichkeit. Die Kombination mehrerer Technologien erscheint daher als realistischster Ansatz.
Dukovany und der Ausbau der Reaktorkapazitäten
Der Standort Dukovany steht im Zentrum der Ausbaupläne. Dort betreibt Tschechien bereits vier Reaktoren sowjetischer Bauart vom Typ VVER-440. Ergänzt wird das nationale System durch zwei größere VVER-1000-Einheiten im Kraftwerk Temelín. Diese bestehende Infrastruktur prägt die öffentliche Wahrnehmung erheblich, da jahrzehntelange Betriebserfahrung Vertrauen schafft.
Die geplanten APR1000-Reaktoren sollen diese Basis erweitern. Als Lieferant fungiert Korea Hydro & Nuclear Power aus Südkorea, mit dem bereits ein Vertrag besteht. Diese internationale Zusammenarbeit verstärkt die Erwartung hoher technischer Standards.
Kernenergie gegenüber erneuerbaren Quellen
Mehr als die Hälfte der Befragten bevorzugt Kernenergie bei der Stromerzeugung gegenüber ausschließlich erneuerbaren Energien. Dennoch zeigt die Umfrage kein Entweder-oder-Denken. Die Mehrheit hält einen ausgewogenen Mix für ideal, weil konstante Leistung und flexible Einspeisung sich sinnvoll ergänzen.
Diese Haltung erklärt, warum energiepolitische Debatten zunehmend sachlich verlaufen. Ideologische Fronten verlieren an Bedeutung, während Versorgungssicherheit und Preisstabilität den Ausschlag geben.
Einfluss von Medien und Energiekrise
Ipsos führt die stabil hohe Zustimmung teilweise auf eine positive Medienberichterstattung zurück. Insbesondere der geplante Ausbau in Dukovany erhält breite öffentliche Aufmerksamkeit. Konkrete Projekte wirken greifbar und stärken das Vertrauen in politische Entscheidungen.
Ein Energieexperte von Ipsos brachte die Entwicklung prägnant auf den Punkt. In einem übersetzten O-Ton erklärte er: „Die Nachfrage nach energiepolitischer Eigenständigkeit ist in Tschechien seit Langem sehr stark.“ Nach Beginn des Ukraine-Kriegs und der anschließenden Energiekrise habe sich diese Einstellung weiter verstärkt. Ergänzend stellte er fest, dass Kernkraftwerke eine „unersetzliche Rolle“ für die nationale Eigenversorgung spielen.
Langjährige Erfahrung stärkt Akzeptanz
Die vorhandenen sechs kommerziellen Reaktoren liefern seit Jahren Strom ohne größere Unterbrechungen. Diese Betriebspraxis beeinflusst die Einschätzung der Bevölkerung nachhaltig. Sicherheitsdebatten basieren auf realen Erfahrungen statt auf theoretischen Annahmen.
In der Gesamtschau zeigen die Daten ein eindeutiges Bild. Die tschechische Bevölkerung unterstützt den Atomkurs nicht aus Gewohnheit, sondern aufgrund klarer wirtschaftlicher, ökologischer und strategischer Vorteile. Der geplante Ausbau mit APR1000-Reaktoren fügt sich damit logisch in eine langfristig angelegte Energiepolitik ein.
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