Großbritannien plant eine Kilometerabgabe für Elektroautos, die ab 2028 greifen soll. Diese neue Form der Straßenverkehrsteuer ist eine Reaktion auf rückläufige Einnahmen aus der Kraftstoffsteuer. Schätzungen zufolge belastet die Maßnahme Autofahrer mit bis zu 250 Pfund jährlich. Experten warnen vor negativen Effekten auf die Akzeptanz der Elektromobilität. Gleichzeitig steht die Politik vor der Herausforderung, den staatlichen Einnahmeverlust auszugleichen, der durch die E-Fahrzeuge entsteht (telegraph: 06.11.25).
Kilometerabgabe als Bestandteil der Kfz-Steuer
Die geplante Kilometerabgabe in Großbritannien berechnet sich nach zurückgelegten Meilen. Sie ergänzt das bestehende System der Fahrzeugsteuer um eine kilometerbasierte Komponente – eine Art Kilometersteuer, die klimafreundliche Fahrzeuge stärker in die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur einbezieht. Auch Hybride trifft die neue Straßenabgabe, wenn auch weniger stark. Im Jahr 2031 soll die Kasse so um 1,8 Milliarden Pfund reicher sein. Doch die Maßnahme greift in einer Zeit erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit. Immerhin steigen Strompreise, während der Kauf eines E-Fahrzeugs ohnehin teurer bleibt als der eines Benziners.
Kritik aus Verkehrspolitik und Wirtschaft
Viele Experten aus Automobil- und Wirtschaftsverbänden bezweifeln den Nutzen der Kilometerabgabe. Einige fürchten, die Einführung könne das Wachstum der Elektromobilität abrupt abbremsen. Sie kritisieren die Abkehr von bisherigen Förderstrategien und bemängeln widersprüchliche Signale der Regierung.

Die frühere Zusage, E-Fahrzeuge steuerlich zu begünstigen, steht damit zur Disposition. Die Skepsis rührt auch daher, dass die Politik bislang keine klare Antwort auf den absehbaren Einnahmeverlust durch Elektromobilität geliefert hat.
Haushaltsdruck zwingt zu neuen Steuermodellen
Die alte Kraftstoffsteuer, verliert immer stärker an Bedeutung. Die Zahl der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sinkt konstant, was zwangsläufig zu geringeren Staatseinnahmen führt. Der Fiskallücke wächst Jahr für Jahr, und ohne neue Steuerquellen droht ein schmerzhafter Finanzierungseinbruch. Ein früherer Leiter des Instituts für Fiskalstudien sieht in der kilometerbasierten Straßenverkehrsteuer zwar keinen perfekten, aber praktikablen Ausweg. Dass Großbritannien seinen Steuerrahmen modernisiert, überrascht daher wenig.
Verwaltung und Kontrolle noch unklar
Die praktische Umsetzung der Kilometerabgabe bleibt vorerst offen. Der Staat plant, Kilometerangaben mithilfe der jährlichen Fahrleistungseinschätzung zu ermitteln. Doch eine verpflichtende Echtzeitkontrolle ist vorerst nicht vorgesehen. Das Verkehrsamt DVLA übernimmt die Überwachung der neuen Regelung, obwohl der zusätzliche Verwaltungsaufwand absehbar wächst. Künftige Systeme könnten digitale Fahrtenbücher oder Foto-Uploads von Tachos umfassen, doch konkrete Pläne fehlen.
Auswirkungen auf die Elektromobilität
Die neue Kilometerabgabe gefährdet einen ohnehin schwierigen Markt. Kunden, die auf E-Fahrzeuge umsteigen, überlegen nun doppelt. Der zusätzliche Kostendruck könnte dazu führen, dass sich Käufer für günstigere Modelle aus dem Ausland entscheiden. Bereits heute ist China einer der größten Anbieter preisgünstiger Elektroautos. Zugleich stellt sich die Regierung selbst ein Bein: Fördermaßnahmen laufen weiter, obwohl parallel neue Belastungen drohen.
Politische Brüche innerhalb der Regierung
Der Plan zur Kilometerabgabe löst auch parteiübergreifend Unmut aus. Kritiker erinnern daran, dass die Regierung noch 2024 öffentlich erklärte, keine Pläne für eine kilometerbasierte Steuer zu hegen. Aussagen dieser Art tragen zur politischen Ernüchterung bei. Vertreter der Wirtschaft sprechen von einem Vertrauensverlust, der auch die Energiewende gefährden könnte.
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