BMP Greengas, Deutschlands größter Biogas-Anbieter aus München, hat Insolvenz beantragt. Dies wirft Fragen bezüglich der Energieumstellung in Deutschland auf und bringt die Branche in Aufruhr (focus: 03.08.23).
Größter deutscher Biogas-Anbieter meldet Insolvenz an
Die Biogas-Firma BMP Greengas aus Deutschland hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Karlsruhe startete ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Auf der Firmenwebsite stand: „Danach kann die BMP Greengas GmbH nachhaltig saniert sein und somit wieder normal am Markt teilnehmen.“ BMP Greengas zufolge führten Marktverschiebungen und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dazu, dass das Unternehmen nicht in der Lage war, vereinbarte Mengen Biomethan zu liefern.
Nach Angaben der Industrie sollen mehr als 100 Biogas-Kraftwerksbetreiber Verträge mit BMP Greengas abgeschlossen haben. Nicht nur viele Stadtwerke sind betroffen, sondern auch kleinere Akteure – beispielsweise Landwirte, die Millionen in kleinere Biomethan-Kraftwerke investiert haben, bekommen nun kein Gas mehr für die Stromerzeugung.
Biogas ist eine erneuerbare Energiequelle. Sie kann helfen, wenn Wind- und Solarenergie gerade nicht ausreichen. Deshalb fördert der Staat Investitionen in Biogas-Anlagen im Rahmen der Energiewende.
Marktinstabilität bringt Deutschlands größten Biogas-Händler zu Fall: Stadtwerke zahlen den Preis
Henning Rehbaum, Abgeordneter der CDU im Bundestag, hat gegenüber dem Fachmagazin „Agrarheute“ behauptet, dass den Betreibern von Anlagen Gasmengen zugesichert wurden, die real gar nicht existieren. BMP Greengas ist langfristige mit Lieferverträgen mit seinen Kunden eingegangen ist. Doch die benötigte Gasmenge kaufte das Unternehmen meist kurzfristig ein, wenn die Marktbedingungen günstig waren. Diese Taktik ist kostensparend, solange der Markt stabil bleibt. Doch die Unruhen, die durch den Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 ausgelöst wurden, ließen diese Strategie scheitern.
Stadtwerke in der Zwickmühle BMP Greengas ist Teil des Energieriesen EnBW, der zu über 90 Prozent in öffentlichen Händen liegt. Deswegen hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) heftige Kritik an der Regierung von Baden-Württemberg geübt. „Das ist ein verheerendes Signal für die Energiewende, dass es überhaupt so weit gekommen ist“, so Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU. „Hier war eindeutig die baden-württembergische Landesregierung gefordert, Einfluss auf den Mutterkonzern EnBW zu nehmen, um diesen Schaden und den massiven Vertrauensverlust abzuwenden.“ Aus Konzernkreisen hörte man, dass sie BMP Greengas mit Millionenbeträgen „im unteren dreistelligen Bereich“ geholfen hätten, die drohende Insolvenz jedoch nicht abgewendet werden konnte.
Jetzt stellt sich heraus, welche Lieferverträge von BMP Greengas wie erfüllt sind und welche Belastungen auf die Stadtwerke zukommen, so Liebing. Ausfälle und Marktstörungen sind jedoch wahrscheinlich. Insgesamt erwarteten die Kunden von BMP Greengas im Stadtwerkebereich Schäden in dreistelliger Millionenhöhe wegen angekündigter Mengenkürzungen und Preiserhöhungen. „Die betroffenen Stadtwerke müssen ein Desaster ausbaden, das sie nicht zu verantworten haben“, so Liebing.
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