Griechenland, Ungarn und Österreich setzen weiterhin stark auf Gas aus Russland. Obwohl die Europäische Union ihre Abhängigkeit von russischen Energiequellen reduzieren möchte, zeigt sich in Südosteuropa ein entgegengesetzter Trend. Insbesondere Griechenland hat beschlossen, seine Pläne für den Bau neuer LNG-Terminals aufzugeben und vermehrt russisches Gas zu importieren. Dies berichtete das Handelsblatt und verweist auf eine jüngste Entscheidung des griechischen Umwelt- und Energieministers Theodoros Skylakakis. (Handelsblatt, 16.07.2024)
Griechenland hatte ursprünglich vor, fünf neue LNG-Terminals zu errichten. Diese sollten dazu dienen, die Region mit Flüssigerdgas zu versorgen und die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Diese Terminals hätten Griechenland zu einem wichtigen Knotenpunkt für LNG in Südosteuropa gemacht. Doch nun erklärte Skylakakis, dass die bestehenden LNG-Kapazitäten ausreichen, was sowohl politischen als auch wirtschaftlichen Widerständen zugeschrieben wird.
Anstieg russischer Gasimporte
Die Importe russischen Gases haben in Griechenland erheblich zugenommen. Der Anteil russischer Gasimporte stieg von 14 Prozent im Jahr 2022 auf 60 Prozent. Auch Ungarn und Österreich setzen weiterhin stark auf russisches Gas. Laut der Denkfabrik Bruegel stiegen die Importe russischen Pipeline-Gases über die Ukraine und die Türkei, insbesondere über die TurkStream-Pipeline.
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist der Preisvorteil von Pipeline-Gas gegenüber LNG. Russisches Gas ist günstiger, was die Nachfrage nach LNG in der EU sinken ließ. Dadurch überholte Russland die USA wieder als zweitwichtigsten Gaslieferanten der EU. Das Handelsblatt berichtete, dass der Gasmarkt in Südosteuropa regelrecht mit günstigem Pipelinegas aus Russland „überschwemmt“ wird, während LNG aus den USA, Algerien oder Katar deutlich teurer ist.
Die Zukunft der Energieversorgung in Südosteuropa
Die EU hat zwar bereits 14 Sanktionspakete gegen Russland verabschiedet, aber russisches Pipeline-Gas blieb davon weitgehend unberührt. Auch bei russischem LNG greifen die Sanktionen bisher nur indirekt. Ab 2025 sollen Umladungen von russischem LNG in EU-Häfen verboten sein, um zu verhindern, dass es über Umwege in Drittländer gelangt.
Die Entscheidung Griechenlands sowie anderer südosteuropäischer Staaten wirft Fragen über die zukünftige Energieversorgung und die energiepolitische Ausrichtung der Region auf. Sollten die geplanten LNG-Terminals und Pipelines nicht realisiert werden, bleiben die Staaten Südosteuropas weiterhin stark von russischem Pipelinegas abhängig.
Wirtschaftliche und geopolitische Auswirkungen
Die Entscheidung Griechenlands, zu russischem Gas zurückzukehren, stellt die Bestrebungen der EU, sich von russischer Energie unabhängig zu machen, in Frage. Dies zeigt die Herausforderungen auf, vor denen die EU bei der Umsetzung ihrer Energiepolitik steht. Die Rückkehr zu russischem Gas verdeutlicht, wie wirtschaftliche Interessen und geopolitische Realitäten die energiepolitischen Entscheidungen von EU-Mitgliedstaaten beeinflussen können. Denn ohne die LNG-Terminals dürften die Staaten Südosteuropas – bis auf weiteres – nicht ohne russisches Pipelinegas auskommen können.
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