Gebrochenes Rotorblatt stürzt aus 123 Metern – Sorge um Windkraftanlagen wächst

Ein gewaltiger Knall durchbrach die Stille, kurz darauf krachte ein 70 Meter langes Rotorblatt aus großer Höhe auf eine Anhöhe im Windpark Lübbenow. Das Bauteil löste sich in 123 Metern Höhe von einer modernen Windkraftanlage des Typs V150. Augenzeugen beschrieben ein Geräusch, das an das Abkippen von Feldsteinen durch einen Traktor erinnerte. Der Schreck saß tief – und mit ihm die Zweifel an der Sicherheit solcher Anlagen (nordkurier: 26.06.25).


Häufung technischer Defekte bei Windrädern

Die betroffene Anlage war erst im Herbst 2019 in Betrieb gegangen. Dennoch reiht sich der Vorfall in eine Reihe technischer Defekte ein, die sich in den vergangenen Jahren häuften. Im Januar 2017 zerbrach ein Rotorblatt bei Zichow. Auch damals traf der Schaden eine bestehende Windkraftanlage unerwartet. Ein technisches Gutachten vermutete später ein Versagen der Pitch-Regelung. Dieses System dient eigentlich dazu, die Rotorblätter bei starkem Wind aus dem Wind zu drehen, um Schäden zu vermeiden.

Rotorblatt stürzt ab: Windkraftanlage beschädigt Feld – Sicherheitsprobleme und Kontrollmängel erneut im Fokus der Diskussion.
Rotorblatt stürzt ab: Windkraftanlage beschädigt Feld – Sicherheitsprobleme und Kontrollmängel erneut im Fokus der Diskussion.
Symbolbild: KI-generiert

Ein ähnliches Ereignis erschütterte 2016 den Standort Grimmen in Vorpommern-Rügen. Dort stürzte ein gesamter Windkraftturm ein. Kurze Zeit später wurde im brandenburgischen Güstow ein weiterer Turm des Typs Nordex 149 gesprengt – aus Sicherheitsgründen und nach nur kurzer Standzeit. Insgesamt betrafen diese Maßnahmen 18 baugleiche Anlagen in Deutschland. Der Hintergrund: Ein Einsturz im Ruhrgebiet im Jahr 2021, ausgelöst durch einen Konstruktionsfehler.

Rückbau bleibt unkontrolliert

Im August 2023 stellte die CDU-Fraktion eine Kleine Anfrage zur Anzahl der Windkraft-Unfälle in Brandenburg. Das Umweltministerium zählte fünf Vorfälle innerhalb von zweieinhalb Jahren. Doch eine vollständige Übersicht existiert nicht. Auch zur Frage, wie viele Anlagen in den vergangenen fünf Jahren rückgebaut wurden, blieb die Landesregierung die Antwort schuldig. Laut offizieller Erklärung fehlt eine zentrale Datenerfassung.

Unklar bleibt zudem, wer für das Recycling der alten Anlagenteile verantwortlich ist und wohin die Materialien verbracht wurden. Zuständigkeiten verlaufen offenbar dezentral und ohne übergreifende Kontrolle. Damit bleibt ungewiss, in welchem Umfang Altanlagen fachgerecht entfernt oder recycelt werden.

Lebensqualität leidet unter Lärmbelastung

In den betroffenen Regionen sorgt nicht nur die Sicherheitsfrage für Unruhe. Der Alltag in der Nähe der Windräder gestaltet sich zunehmend schwierig. Bei Nordwestwind entsteht eine durchdringende Geräuschkulisse, die über Stunden anhält. Rattern und Klappern in den Rotoren stören nicht nur die Anwohner, sondern beeinträchtigen auch gastronomische Betriebe und Tourismusangebote im Umland.

Private Rückzugsorte verlieren an Ruhe. Sitzecken im Garten oder am Haus müssen verlegt werden, um Abstand zum ständigen Dröhnen der Technik zu gewinnen. Der zunehmende Ausbau von Windkraftanlagen verschärft diese Belastung. Während neue Türme entstehen, wächst das Gefühl, dass technische Kontrolle und Rücksicht auf Anwohner hinter wirtschaftlichen Interessen zurückstehen.


Sicherheitsstandards unter Druck

Angesichts der Vorfälle und der lückenhaften Erfassung stellt sich die Frage nach der langfristigen Zuverlässigkeit von Windkraftanlagen. Der rasante Ausbau trifft auf unvollständige Kontrollsysteme, fehlende Rückbaudaten und steigende Belastungen für Anwohner. Während die Energiewende voranschreitet, scheint die Absicherung der Technik nicht immer mit Schritt zu halten. Die Folge ist ein wachsendes Misstrauen – nicht gegen die Technologie an sich, sondern gegen ihren sorglosen Umgang.

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