Gebrauchtwagen-Trick aus China: Wie Neuwagen mit falschem Etikett den Weltmarkt fluten

Chinesische Autobauer nutzen einen fragwürdigen Trick: Neuwagen erhalten das Label „Gebrauchtwagen“ und gehen mit Abschlägen in den Export. Laut Reuters basiert dieses Vorgehen auf internen Regierungsunterlagen und der Analyse mehrerer Branchenkenner. Die Methode verschafft chinesischen Herstellern Wettbewerbsvorteile – und sorgt international für Spannungen (spiegel: 25.06.25).


Gebrauchtwagen-Exporte als Mittel gegen Überproduktion

Chinas Automarkt leidet unter massiver Überkapazität. Besonders Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor lassen sich im Inland kaum noch absetzen. Um das Wachstum dennoch zu halten, greifen Hersteller auf eine fragwürdige Lösung zurück: Neuwagen gelten auf dem Papier als Gebrauchtwagen und gelangen so schneller ins Ausland. Der Automobilanalyst Tu Le bringt es auf den Punkt: „Dies ist das Ergebnis eines fast vierjährigen Preiskampfes, der die Unternehmen dazu gebracht hat, verzweifelt um jeden möglichen Umsatz zu kämpfen.“

Chinas Autobauer fluten mit manipulierten Gebrauchtwagen den Markt – ein riskanter Exporttrick mit globalen Folgen für den Wettbewerb
Chinas Autobauer fluten mit manipulierten Gebrauchtwagen den Markt – ein riskanter Exporttrick mit globalen Folgen für den Wettbewerb

Ein Berater des Verbands chinesischer Autohändler schätzt, dass rund 90 Prozent der 436.000 ausgeführten Gebrauchtwagen im vergangenen Jahr in Wahrheit fabrikneu waren. Hauptabnehmer seien Russland, Zentralasien und der Nahe Osten. Insgesamt exportierte die Volksrepublik im Jahr 2024 rund 6,41 Millionen Fahrzeuge – deutlich mehr als Japan, das seinen Spitzenplatz am Weltmarkt erneut verlor.

Lokale Behörden unterstützen Gebrauchtwagen-Exporte

Obwohl staatliche Medien schärfere Regeln fordern, fördern lokale Behörden diese Ausfuhren aktiv. Sie vergeben zusätzliche Exportlizenzen, beschleunigen Steuerrückerstattungen und finanzieren Infrastruktur. Ziel ist es, die Wachstumsziele der Zentralregierung zu erfüllen. Lokale Funktionäre stehen unter Druck: Wer scheitert, verliert Macht und Einfluss.

Gleichzeitig kritisieren regierungstreue Medien diese Praxis zunehmend offen. Der Widerspruch zeigt: Chinas Regierung kämpft mit widersprüchlichen Interessen zwischen Kontrolle und Wachstumszwang. Auf Anfragen reagierten weder die Zentralregierung noch die betroffenen Provinzen.

Strafzölle, Absatzrekorde und ein schwächelnder Tesla

Die EU reagierte mit Strafzöllen auf chinesische Elektroautos, um eigene Hersteller zu schützen. Dennoch wuchs der europäische Automarkt im Mai. Die Neuzulassungen stiegen um 1,6 Prozent auf über 926.000 Fahrzeuge. Besonders Elektro- und Hybridmodelle sorgten für den Zuwachs.

Währenddessen verliert Tesla weiter Marktanteile: Im Mai gingen die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um über 40 Prozent zurück. Seit Jahresbeginn liegt das Minus bei 45 Prozent. Ganz anders die deutschen Hersteller: Volkswagen legte um 4,8 Prozent zu, BMW um 8,1 Prozent und Mercedes-Benz um 3,9 Prozent.


Dumpingpreise verzerren den globalen Wettbewerb

Die chinesische Subventionspolitik hat globale Folgen. Durch künstlich verbilligte Gebrauchtwagen entsteht ein Preiswettbewerb, der andere Märkte destabilisiert. Lokale Behörden in China treiben diese Strategie aus Eigeninteresse voran – auf Kosten fairer Marktbedingungen. In Europa gerät die Balance aus Angebot, Nachfrage und Preisgestaltung dadurch zunehmend ins Wanken.

Die Exportoffensive Chinas mit manipulierten Gebrauchtwagen bleibt eine Herausforderung für den internationalen Handel. Strafmaßnahmen zeigen erste Wirkung, doch das strukturelle Ungleichgewicht bleibt bestehen.

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen