Gasspeicher Rehden fast leer – Energiesicherheit gerät in Schieflage

Der Gasspeicher Rehden steht sinnbildlich für die gegenwärtigen Herausforderungen der deutschen Gasversorgung. Mit nur rund 27 Prozent Füllstand markiert Deutschlands größter Gasspeicher ein beunruhigendes Signal, da diese staatliche Speicheranlage maßgeblich zur Energiesicherheit beitragen sollte. Rehden, einst zum Schutz vor einer Energiekrise verstaatlicht, zeigt heute eine deutliche Diskrepanz zwischen politischem Anspruch und faktischer Auslastung. Die niedrigen Reserven verschärfen das Risiko für Engpässe im Winter – und rücken die gesamte Gasinfrastruktur in den Mittelpunkt der Debatte (berliner-zeitung: 06.11.25).


Gasspeicher Rehden und die Verschiebung energiepolitischer Prioritäten

Der Gasspeicher Rehden stand während der Energiekrise 2022 im Zentrum nationaler Sorgen. Unter dem Einfluss russischer Kontrolle entleerte sich der Speicher schrittweise. Der Staat griff schließlich ein, übernahm das Gelände und erließ strikte Füllvorgaben. Doch neue Richtlinien aus dem Jahr 2025 senkten die Mindestfüllstände – ein Vorgang, den Betreiberin Sefe Storage nun als Erklärung heranzieht. Nach eigenen Angaben seien 90 Prozent der gebuchten Kapazitäten eingespeichert. Der Rest beruhe auf vertraglichen Leerständen.

Der bundeseigene Gasspeicher Rehden ist fast leer: Gefahr für Energiesicherheit durch sinkende Füllstände und neue Marktregeln nimmt zu
Der bundeseigene Gasspeicher Rehden ist fast leer: Gefahr für Energiesicherheit durch sinkende Füllstände und neue Marktregeln nimmt zu

Diese Argumentation wirkt vordergründig nachvollziehbar. Allerdings offenbart sie ein strukturelles Problem: Speicherbetreiber können auf fehlende Einspeisung durch Vertragspartner nur bedingt reagieren. Die Versorgungssicherheit leidet dadurch, da freie Speicherkapazitäten ungenutzt bleiben, obwohl sie in Krisensituationen essenziell sind.

Gasversorgung im Wandel: Behörden setzen auf Marktlogik

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verweist darauf, dass Rehden an Bedeutung verliere. Deutschlands Gasversorgung stütze sich heute auf erweiterte Importwege wie Norwegen oder Belgien. Zwar bleibt der Begriff Energiesicherheit omnipräsent, doch der politische Fokus verlagert sich zunehmend von staatlicher Kontrolle hin zu marktdominierten Strukturen.

Die Bundesnetzagentur stützt diese Sichtweise: Der Gasspeicher Rehden sei als Porenspeicher technisch auf Langfristreserven ausgelegt. Handelspartner nutzen jedoch lieber Kavernenspeicher für kurzfristige Marktreaktionen. Dies setzt Rehden im Wettbewerb um Nutzungskapazitäten weiter unter Druck, obwohl gerade diese Speicheranlage als Rückhalt für die nationale Gaszufuhr notwendig erscheint.


Energiekrise als Warnung: Leere Speicher erhöhen das Risiko

Energieexperte Prof. Dr. Andreas Goldthau bekräftigt, dass wirtschaftliche Faktoren den Leerstand begünstigen. Sinkende Preisschwankungen reduzieren Anreize zur frühzeitigen Einspeicherung. Dennoch betont er die strategische Funktion solcher Speicher. Ohne ausreichende Reserven wächst die Gefahr eines Energieengpasses in frostigen Monaten. Gerade der Gasspeicher Rehden gilt als Frühwarnsystem: Bleibt er leer, sinkt das Vertrauen in den Versorgungsschutz und die Energiesicherheit nachhaltig.

Langfristig ließe sich diese Entwicklung zu einer bedenklichen Achillesferse des Energiesystems steigern – besonders wenn sich geopolitische Spannungen verschärfen oder Versorgungslinien ins Wanken geraten. Die politische Besonnenheit könnte sich dann als folgenschwer herausstellen.

Wende im Speicherdenken: Marktlogik oder Staatsauftrag?

Die Geschichte des Gasspeicher Rehden zeigt, wie Energiepolitik schwankt – von maximalen Vorratszielen hin zu marktorientierter Flexibilität. Einst als Garant gegen Versorgungsrisiken gepriesen, wirkt die Speicheranlage heute wie ein Spielball wirtschaftlicher Interessen. Doch Versäumnisse beim Füllstand können die gesamte Gaszufuhr beeinträchtigen – und verdeutlichen, dass Speicher nicht allein technische Infrastrukturen, sondern auch Sicherheitsanker sind.

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