Gasspeicher in der Krise – Uniper kann Speicherkapazitäten nicht vermarkten

Die Versorgungslage in Deutschland verschärft sich. Uniper fand bei einer Auktion keine Abnehmer für Speicherkapazitäten im Gasspeicher Breitbrunn. Weder Stadtwerke noch Versorger zeigten Interesse, dort Gas zwischenzulagern. Der Speicher ist aktuell nur zu einem Drittel gefüllt. Das Ziel von 80 Prozent bis November rückt damit in weite Ferne – mit möglicherweise gravierenden Folgen für die Heizperiode (berliner-zeitung: 12.06.25)


Wirtschaftliche Trennung blockiert Speicherkapazitäten

Obwohl Uniper seit der Verstaatlichung unter staatlicher Kontrolle steht, trennt der Konzern Importgeschäft und Speicherbetrieb strikt. Der Gasspeicher fungiert als eigenständige Geschäftseinheit, die nur dann befüllt wird, wenn dies wirtschaftlich sinnvoll erscheint. Entscheidend dafür ist der sogenannte Sommer-Winter-Spread – also die erwartete Preisdifferenz zwischen den Jahreszeiten. Ist dieser Unterschied gering, bleibt die Nachfrage nach Speicherkapazitäten schwach.

Uniper findet keine Kunden für Speicherkapazitäten im Gasspeicher Breitbrunn – Versorgungslücke droht im Winter
Uniper findet keine Kunden für Speicherkapazitäten im Gasspeicher Breitbrunn – Versorgungslücke droht im Winter

Ein solches Marktverhalten verhindert derzeit eine frühzeitige Füllung der Speicher. Zwar deutet der geringe Spread auf eine entspannte Marktlage hin. Doch unvorhergesehene Entwicklungen – etwa extreme Kälte, geopolitische Spannungen oder Lieferausfälle – könnten kurzfristig zu akuter Knappheit führen.

Füllstände stagnieren trotz hoher Speicherkapazitäten

Seit dem Ende russischer Gaslieferungen spielen Speicherreserven eine zentrale Rolle in der deutschen Energiepolitik. Dennoch stagniert der Fortschritt. Die bundesweiten Gasspeicher erreichen aktuell nur rund 50 Prozent Füllstand. Auch Rehden, Deutschlands größter Speicher, bleibt weitgehend leer. Industrie und Haushalte stehen somit vor potenziellen Engpässen im Winter.

Besonders bedenklich: Der Speicher Breitbrunn gilt als systemrelevant – auch für das Nachbarland Österreich. Dennoch lassen sich die dort angebotenen Speicherkapazitäten nicht vermarkten. Das verdeutlicht ein strukturelles Problem im deutschen Gassektor, das ohne politische Eingriffe kaum lösbar erscheint.

Druck auf Trading Hub Europe steigt

Uniper hat die Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) bereits zum Eingreifen aufgefordert. Diese könnte im öffentlichen Interesse Gasspeicher befüllen oder alternative Maßnahmen einleiten. Doch bislang bleibt THE untätig – eine gefährliche Passivität angesichts der wachsenden Risiken.

Langfristig droht dem Speicher Breitbrunn zudem das Aus. Wegen fehlender Wirtschaftlichkeit plant Uniper, die Anlage bis spätestens Anfang 2027 stillzulegen. Die Bundesnetzagentur muss über den Antrag entscheiden. Angesichts der Systemrelevanz erscheint dieser Rückzug als besonders problematisch.


Haushalte bleiben (noch) verschont

Zwar besteht derzeit keine unmittelbare Gefahr für Privathaushalte. Dennoch könnten leere Speicher im Winter zu stark steigenden Gaspreisen oder staatlichen Notmaßnahmen führen. Je leerer die Lager, desto größer das Risiko – für Unternehmen, Verbraucher und die Stabilität der Energieversorgung.

Ohne gefüllte Speicher fehlt im Ernstfall die nötige Flexibilität. Die aktuelle Zurückhaltung bei der Buchung von Speicherkapazitäten verdeutlicht ein tiefgreifendes Marktversagen, das politische Aufmerksamkeit erfordert. Nur durch klare Vorgaben und gezielte Anreize lässt sich eine stabile Gasversorgung sicherstellen.che Anreize fehlen – mit möglichen Folgen für das gesamte Energiesystem.

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