Die EU plant den vollständigen Ausstieg aus russischem Gas bis 2027. Doch schon jetzt belastet die Umstellung auf US-Flüssiggas massiv die Haushalte und Unternehmen. Eine exklusive Eurostat-Auswertung zeigt: Die Gaspreisexplosion ist bereits Realität. Amerikanisches LNG kostet im Schnitt doppelt so viel wie russisches Erdgas – und das bei steigenden Importmengen (berliner-zeitung: 23.05.25).
Gaspreisexplosion durch teure US-Lieferungen
Im ersten Quartal 2025 lag der durchschnittliche Preis für US-LNG bei 1,08 Euro pro Kubikmeter. Russisches Flüssigerdgas kostete im selben Zeitraum lediglich 0,51 Euro. Trotzdem machten die USA mit rund 48 Prozent den größten Anteil an den LNG-Importen aus. Für 13,4 Milliarden Kubikmeter zahlte die EU insgesamt 14,7 Milliarden Euro.

Russland belieferte die EU mit rund 5,3 Milliarden Kubikmetern LNG. Die Kosten dafür beliefen sich auf 2,7 Milliarden Euro – weniger als ein Fünftel der US-Ausgaben. Dennoch drücken politische Zielsetzungen den Anteil russischer Lieferungen systematisch nach unten.
Pipeline-Preise im Vergleich: Russland verliert Terrain
Auch beim Pipeline-Gas zeigt sich ein auffälliges Preisgefälle. Russische Lieferungen über die Schwarzmeer-Pipeline kosteten im Schnitt 0,32 Euro pro Kubikmeter. Norwegisches Erdgas, direkt über Nordsee-Pipelines geliefert, lag bei nur 0,24 Euro pro Kubikmeter. Die EU bezog in dieser Zeit rund 10,2 Milliarden Euro an Pipeline-Gas aus Drittländern.
Die Differenz erklärt sich durch aufwendige Umleitungen russischer Exporte über Transitländer wie die Türkei. Diese zusätzlichen Strecken verursachen höhere Kosten, die letztlich beim Verbraucher landen. Zum Vergleich: 2021 lag der durchschnittliche Preis für Pipeline-Gas noch bei 0,20 Euro pro Kubikmeter, LNG bei etwa 0,30 Euro – heute liegt beides deutlich darüber.
EU-Fahrplan für Gasverbot verschärft Konflikte
Im Mai 2025 veröffentlichte die EU-Kommission ihren Plan für ein vollständiges Importverbot russischen Gases bis Ende 2027. Bereits ab Ende 2025 sollen neue Verträge und Spotgeschäfte unterbunden sein. Für bestehende Langfristverträge prüft Brüssel Maßnahmen wie Strafzölle, Nullquoten oder Berufungen auf „höhere Gewalt“, um Kündigungen ohne Strafzahlungen zu ermöglichen.
Damit will die Kommission verhindern, dass Unternehmen sich langfristig an russische Lieferanten binden. Vor allem geopolitische Risiken sollen so besser kontrollierbar bleiben. Doch die wirtschaftlichen Folgen, vor allem durch die Gaspreisexplosion, geraten zunehmend in den Fokus.
Widerstand aus Osteuropa gegen Brüsseler Pläne
Ungarn und die Slowakei lehnen die neuen Vorgaben offen ab. Beide Länder decken ihren Energiebedarf zu großen Teilen mit russischem Gas. Entsprechend groß ist der Widerstand gegen ein vollständiges Importverbot. Dennoch könnte die EU-Kommission ihre Linie mit qualifizierter Mehrheit durchsetzen – auch gegen den Willen einzelner Staaten.
Die wirtschaftlichen Folgen des Ausstiegs betreffen nicht nur Industrie und Versorger. Die Gaspreisexplosion schlägt bereits jetzt auf Verbraucherpreise durch. Damit stellt sich die Frage, ob politische Unabhängigkeit in dieser Form ökonomisch tragbar bleibt – oder neue Abhängigkeiten schafft.
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