Zu den Großverbrauchern beim Gas gehören insbesondere auch die Glashersteller und die Keramikindustrie. Durch die drohende Abschaltung bei Gasmangel fürchten viele der betroffenen Unternehmen mittlerweile um ihre Existenz. Aber auch die stark gestiegenen Gaspreise haben Auswirkungen auf ihre Produktion. Sollten die Gaslieferungen aus bleiben, wird es deshalb zu großen Störungen in den Lieferketten kommen.
Glasindustrie auf unterbrechungsfreie Gasversorgung angewiesen
Insbesondere in der Glasindustrie ist es nicht so einfach möglich, die Gasversorgung einfach abzuschalten oder nur drastisch zu reduzieren. Denn Glas wird in den Schmelzwannen auf 1600 Grad Celsius erhitzt und muss rund um die Uhr auf dieser Temperatur gehalten werden. Ansonsten würde die Glasmasse aushärten und die gesamte Anlage wäre dann zerstört. Torsten Schröter, Geschäftsführer der Glasmanufaktur Brandenburg in Tschernitz beschreibt das so: „Normalerweise stellt man den Schmelzvorgang nur einmal ab, um die Wanne neu zu bauen“.
Keine Möglichkeit Energieversorgung auf andere Energieträger umzustellen
Glas wird in vielen Bereichen benötigt, das fängt an bei Mehrwegflachen über Flacons für Parfüm bis hin zu Trinkgläsern und Fensterglas. Allerdings benötigt auch die Industrie große Mengen an Spezialgläsern, wie für Autoscheiben, Photovoltaikanlagen und Gläser für optische Geräte. Die Anlagen auf andere Energieträger umzustellen, ist rein technisch nicht möglich.
Die Glasindustrie blickt mit wachsender Sorge auf die aktuelle Situation beim Gaspreis und der Versorgungslage. Der Bundesverband Glas warnt bereits vor einer Komplettabschaltung der Erdgasversorgung in der Glasindustrie. Dies würde zu irreversiblen Anlageschäden führen. Dadurch wären vor allem Branchen wie der Lebensmittelhandel, die Getränke- und Pharmaindustrie, sowie der Automobilbau und die gesamte Bauindustrie betroffen.
Bereits jeder zehnte Glashersteller von Insolvenz bedroht
Der Bundesverband appelliert, betroffene Unternehmen mit konkreten Nothilfe-Maßnahmen zu unterstützen. Laut Aussage der Industrie- und Handelskammertag (DIHK) seien fast 80 Prozent der Betriebe von den Folgen des Krieges in der Ukraine betroffen. Dabei sei bereits jedes zehnte Unternehmen von einer Insolvenz bedroht. Zurzeit seien die Banken noch bereit, durch Zins- und Tilgungsaussetzung die steigenden Energiekosten aufzufangen. Allerdings sei auch bei den Banken bereits eine zunehmende Nervosität, insbesondere bei energieintensiven Unternehmen, erkennbar.