Am 25.02 2021 ist die Frequenz des europäischen Stromnetzes zum wiederholten Mal in diesem Jahr in sehr kurzer Zeit stark gefallen. Die Sicherheitsmaßnahmen haben wieder einmal eingriffen müssen und einen Blackout gerade noch verhindert. Der Frequenzabfall im Stromnetz ist kurz vor 21 Uhr aufgetreten. Dabei ist die Netzfrequenz auf 49,849 Hz gefallen. Die Netzfrequenz liegt normalerweise stabil zwischen 49,99 Hz und 50,01 Hz. Bei einem Abfall um mehr als 0,2 Hz kann es bereits zu automatisierten Kraftwerkabschaltungen kommen. Dies würde unmittelbar einen Stromausfall im gesamten europäischen Stromnetzverbund auslösen. Die aktuelle Netzfrequenz kann man hier live verfolgen.
Hohe Volatilität führt zu Frequenzabfall im Stromnetz
Wenn die Frequenz im Stromnetz fällt bedeutet dies, dass gerade mehr Strom verbraucht wird, als produziert wird. Es kann also sowohl erhöhter Verbrauch zu einem Frequenzabfall führen, als auch ein plötzlicher Rückgang der produzierten Strommenge.
Erneuerbare Energien erschweren die Stabilisierung des Stromnetzes
Windkraftwerke und Solarkraftwerke sind sehr stark von den lokalen Wetterbedingungen abhängig. Wenn sich das Wetter unvorhersehbar rasch ändert, produzieren die Erneuerbaren Energien nicht mehr genügend Strom. Die Reservekraftwerke benötigen aber einige Minuten um die fehlende Strommenge produzieren zu können und diese Zeit kann bereits zu lang sein um das Netz stabil zu halten.
Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke können rund um die Uhr jederzeit zuverlässig Strom erzeugen und deshalb die Schwankungen auf der Verbrauchsseite problemlos ausgleichen. Wie das Stromnetz stabil gehalten wird haben wir im Artikel „Wie wird das Stromnetz stabilisiert?“ genauer beschrieben.
Mit immer mehr Ökoenergie Kraftwerken wird die Stabilisierung des Stromnetzes aber immer schwieriger. Nicht nur die Verbraucher können das Stromnetz plötzlich beeinflussen, sondern auch die erneuerbaren Energien erzeugen auf der Produktionsseite starke Schwankungen.
Bereits mehrere Fälle im Jahr 2021 registriert
Der bisher schwerste Fall trat am 8. Januar 2021 auf und hat beinahe zu einem europaweitem Blackout geführt. Ein kleine Störung im Osten Europas hat die vollständige Abtrennung des osteuropäischen Stromnetzes ausgelöst und dadurch kam es zur Stromunterversorgung im restlichen Europa. Nur mit der Abschaltung großer Verbraucher sowohl in Italien, als auch in Frankreich konnten die Sicherheitsmaßnahmen das Stromnetz in letzter Sekunde gerade noch vor einem Blackout retten.
Es kommt mit der Abschaltung von immer mehr Atom- und Kohlekraftwerken immer häufiger zu solchen „beinahe“ Blackouts. Nachfolgend haben wir die beinahe Blackouts in diesem Jahr aufgelistet bei denen eine Stromunterversorgung vorlag. Es gab aber fast genau so viel Situationen bei denen die Netzfrequenz an der oberen Toleranzgrenze war, also mehr Strom produziert wurde als auf der Verbraucherseite abgenommen wurde. Diese Situationen sind aber genau so kritisch zu betrachten.
Auflistung der Situationen mit kritischem Frequenzabfall im Stromnetz 2021
- 08. Januar Frequenzabfall auf 49,736 Hz extrem kritisch
- 14. Januar Frequenzabfall auf 49,8857 Hz kritisch
- 15. Januar Frequenzabfall auf 49,898 Hz kritisch
- 11. Februar Frequenzabfall auf 49,873 Hz kritisch
- 15. Februar Frequenzabfall auf 49,875 Hz kritisch
- 17. Februar Frequenzabfall auf 49,95 Hz kritisch
- 18. Februar Frequenzabfall auf 49,898 Hz kritisch
- 25. Februar Frequenzabfall auf 49,849 Hz kritisch
Zum Glück konnte ein Netzausfall immer verhindert werden. Die Sicherheitsmaßnahmen sollten jedoch nur im Notfall eingreifen. In letzter Zeit häufen sich jedoch die Momente in denen die Sicherheitsmaßnahmen ausgelöst wurden zunehmend.
Die Sicherheitsmaßnahmen kann man gut mit der Feuerwehr vergleichen. Wenn es brennt kann die Feuerwehr das Feuer löschen. Wenn man jedoch jeden Tag die Feuerwehr rufen muss, um ein Feuer zu löschen, sollte man sich nicht bei der Feuerwehr bedanken. Man sollte sich lieber fragen, warum es immer wieder brennt und die Ursache dafür abstellen, denn eines Tages kommt die Feuerwehr eventuell zu spät.
Die Stromversorgung in Deutschland ist massiv gefährdet und damit auch die gesamte europäische Stromversorgung. Mit dem Verkauf von immer mehr Elektroautos und Wärmepumpenheizungen wird der Stromverbrauch in den nächste Jahren stark ansteigen. Die Regierung geht aber nicht von einer Steigerung aus. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann die abgeschalteten Atom-und Kohlekraftwerkskapazitäten nicht annähernd ausgleichen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu einem Blackout kommt.