Die Explosion in einer Abfüllanlage des Gase-Herstellers Linde hat bundesweite Auswirkungen. Viele Wasserstoff-Tankstellen operieren nur noch im Notbetrieb, was bei Fahrern für erhebliche Probleme sorgt. In Deutschland laufen derzeit 36 von 82 Wasserstoff-Tankstellen nur eingeschränkt. Seit Ende August erhalten 44 Prozent dieser Tankstellen nur sporadische Lieferungen. Eine Auswertung der öffentlich zugänglichen Daten von H2 Mobility verdeutlicht das Ausmaß. Besonders betroffen sind Besitzer von Fahrzeugen wie dem Toyota Mirai und dem Hyundai Nexo, die teils wochenlang nicht tanken können. In Berlin trifft es den Fahrdienst Uber mit rund 180 Brennstoffzellen-Fahrzeugen (welt: 16.11.24).
Schwierige Bedingungen für Autofahrer
Die eingeschränkte Versorgung belastet viele Nutzer im ganzen Land. H2 Mobility spricht von einer „Force Majeure-Situation“. Verlässliche Prognosen zur Normalisierung fehlen. Der Tankstellenbetreiber teilt mit, dass er Wasserstoff aktuell weder kontinuierlich noch zuverlässig bereitstellen kann. Ersatzlieferungen stoßen an Grenzen, da die verfügbaren Mengen knapp und die Entfernungen zu anderen Quellen weit sind.
Hinzu kommt: Die Explosion am 26. August in der Abfüllanlage in Leuna zerstörte einen Lkw-Anhänger, der speziell für den Transport von Wasserstoff ausgelegt war. Auch wenn dabei keine Verletzten gab, haben viele Spediteure den betroffenen Trailer-Typ vorsorglich außer Dienst gestellt. Diese Entscheidung wirkt sich vor allem auf die Versorgung im Westen Deutschlands aus.
Hintergründe der Explosion
Noch immer ist die Ursache des Vorfalls unklar. Die Untersuchung des Unglücks dauert an. Linde erklärte am Konzernsitz in Connecticut/USA, dass die Ursachenermittlung bereits läuft. Gleichzeitig gibt es auch Aussagen vom Bundesamt für Materialforschung (BAM): Fast zweieinhalb Monate nach dem Vorfall steht die Ursache weiterhin nicht fest. Auch die Staatsanwaltschaft Halle bestätigt, dass die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind.
Ähnliche Vorfälle verdeutlichen Risiken
Wasserstoff-Technologie hat in der Vergangenheit mehrfach Sicherheitsprobleme aufgezeigt. Ein Beispiel ist die Explosion im Chemiepark Leuna, bei der ein lauter Knall und eine schwarze Rauchwolke kilometerweit sichtbar waren. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, aber die Verpuffung an einem Lkw-Auflieger hatte spürbare Folgen für die Infrastruktur. Ein weiteres Unglück ereignete sich in Lebring, Steiermark, im August 2023: Hier führte eine falsch verlegte Druckluftleitung zu einem Überdruck und der Explosion eines Wasserstofftanks, bei der ein Mitarbeiter leicht verletzt wurde. Die Vorfälle machen deutlich, dass menschliche Fehler verheerende Auswirkungen haben können.
Brandgefahr und technische Mängel
Hinzu kommt ein Brand in einer Wasserstoff-Tankstelle in Gersthofen, Bayern, im Juni 2024. Ein beschädigter Kompressor führte dort zu einem Gasaustritt und einer anschließenden Explosion. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden daraufhin verschärft, dennoch bleibt die Unsicherheit. Betreiber hoffen, die Versorgung im Herbst wieder aufzunehmen, doch der Vorfall zeigt die Fragilität der Infrastruktur.
Unklare Zukunftsperspektiven
Obwohl die Verantwortlichen an der Aufklärung arbeiten, sind die Prognosen ungewiss. Auch Alternativen bleiben rar. Ersatzlieferungen aus anderen Quellen stehen nur begrenzt zur Verfügung. Bis die Anlage wieder in Betrieb geht und Spediteure ihre Trailer erneut nutzen können, müssen betroffene Fahrer auf Lösungen warten. Der Vorfall in Leuna und die weiteren Ereignisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, sichere und verlässliche Abläufe in der Wasserstoff-Infrastruktur zu gewährleisten.
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