Experte schließt stundenweise Stromabschaltungen nicht mehr aus

Die Netzbetreiber sehen die Versorgungssituation im Winter als angespannt. Kommunen und Landkreise bereiten sich auf einen längeren Stromausfall vor und rufen die Bürger dazu auf, sich Vorräte anzulegen. Politiker warnen davor, die vielen angeschafften Heizlüfter zu nutzen. Alle zusammen halten einen flächendeckenden Stromausfall jedoch für äußerst unwahrscheinlich. Allerdings könne man stundenweise Stromabschaltungen, einen sogenannten Brownout, im Winter mittlerweile nicht mehr ausschließen (Welt: 01.10.22).


Rollierende Stromabschaltungen, letzte Maßnahme um einen Blackout zu verhindern

Gebietsweise Stromabschaltungen durch die Netzbetreiber sind die letzte Möglichkeit eine großen flächendeckenden Blackout zu verhindern. Wenn der aktuelle Strombedarf die mögliche Stromproduktion übersteigt, nehmen die Netzbetreiber einzelne Regionen vom Netz, um einen Kollaps des gesamten Netzes zu verhindern. Hält der Zustand der Stromunterversorgung länger an, kommt es zu rollierenden Stromabschaltungen. Dazu wird eine bereits abgeschaltete Region wieder mit Strom versorgt, dafür aber eine andere Region abgeschaltet.

Rollierende Stromabschaltungen, letzte Maßnahme um einen Blackout zu verhindern. Das Risiko für solche Abschaltungen steigt
Rollierende Stromabschaltungen, letzte Maßnahme um einen Blackout zu verhindern. Das Risiko für solche Abschaltungen steigt

Das Risiko für rollierende Stromabschaltungen steigt

„Das Risiko solcher Abschaltungen ist höher geworden, aber es ist auch von vielen Faktoren abhängig“, sagt der Energieexperte Professor Kai Hufendiek. Das Problem sei der aktuelle Gasmangel. Wenn die Temperaturen im Winter stark fallen, steigt der Gasverbrauch für die Wärmeerzeugung und fehlt dann bei der Stromerzeugung. Dort würde das Gas aber selbst dann noch benötigt, wenn die letzten drei Atomkraftwerke wie jetzt beschlossen weiterlaufen. Der Füllstand der Gasspeicher hat direkten Einfluss auf die Stromproduktion, denn ab einem kritischen Speicherstand steht für die Stromerzeugung kein Gas mehr zur Verfügung.

Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey (SPD), hat bereits auf solche Stromabschaltungen zum Schutz einer Netzüberlastung hingewiesen. „Wenn man dafür an bestimmten Stellen dann mal für zwei Stunden, für drei Stunden angekündigt auf Strom verzichten muss, dann ist das ein Szenario, das vertretbar ist“, sagte sie in einer Talkshow.


Wenn es im Winter richtig kalt wird, sind die Gasspeicher schnell leer

Die deutschen Gasspeicher sind zwar zurzeit fast zu 100 Prozent gefüllt. Bei einem harten Winter reichen diese Speicher aber gerade für 6 bis 8 Wochen. Deshalb mahnt die Bundesnetzagentur auch weiterhin Gas zu sparen.  „Für einen dramatischen Anstieg des Gasverbrauchs reichen aber schon wenige klirrend kalte Tage. Aus historischen Daten wissen wir: Wenn es richtig frostig wird, werden die Speicher schnell leergesaugt“, sagt der Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller (Spiegel: 04.11.22).

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