Ex-Opel-Chef sieht düstere Zukunft für die deutsche Automobilindustrie

Unklare Strategien und fehlende Software-Standards bremsen die heimische Automobilindustrie aus. Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann äußert scharfe Kritik und benennt zentrale Probleme. Zudem verrät er, was für den Erfolg der Elektromobilität in Zukunft entscheidend ist (efahrer: 18.02.25).


Fehlender Fortschritt und ungewisse Zukunft der Elektromobilität

Der frühere Opel-Chef analysiert die aktuelle Lage der Elektromobilität in Deutschland. Der Experte, inzwischen im Aufsichtsrat von Polestar tätig, sieht erhebliche Defizite. Seiner Meinung nach fehlt eine optimistische Grundhaltung. Das Jahr 2023 brachte mit dem abrupten Förderstopp zusätzliche Unsicherheiten. Doch ausschlaggebend sei das ständige Hin und Her in der Diskussion. Während Deutschland mit Bedenken kämpft, gehen andere Märkte entschlossener voran.

"Der Zug ist abgefahren" - Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann  sieht die Zukunft der deutschen Automobilindustrie gefährdet
„Der Zug ist abgefahren“ – Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sieht die Zukunft der deutschen Automobilindustrie gefährdet

Ein weiteres Problem erkennt Neumann in der mangelnden strategischen Klarheit vieler Marken. Unternehmen wie Polestar hätten einen klar definierten Weg. Andere Hersteller dagegen verfolgten keine stringente Linie, was den Fortschritt verlangsame.

Software als zentrale Herausforderung für die Zukunft

Nach Neumanns Einschätzung haben sich Automobilhersteller inzwischen zu Softwareunternehmen gewandelt. Das stellt sie vor neue Herausforderungen. Besonders China agiere deutlich schneller und flexibler. „Die sind agiler, und wir laufen da hinterher“, erklärte Neumann gegenüber Elektroauto-News.

Ein großes Problem sieht er in der Eigenentwicklung von Software durch deutsche Hersteller. „Der Zug ist abgefahren“, lautet sein Fazit. Statt Insellösungen brauche es standardisierte Systeme. China setze längst auf gemeinsame Plattformen, während deutsche Autobauer individuelle Lösungen anstrebten. Dieser Ansatz koste Zeit und Ressourcen, ohne nennenswerte Vorteile zu bringen.

Rückläufige Zulassungszahlen als Signal für die Zukunft

Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) untermauern Neumanns Kritik. 2023 kamen in Deutschland rund 380.000 neue Elektroautos auf die Straßen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete das einen Rückgang um 27,4 Prozent. Der Marktanteil von Elektroautos lag bei lediglich 13,5 Prozent.

Andere Länder entwickelten sich positiver. Großbritannien etwa verzeichnete ein Wachstum von über 20 Prozent. Noch eindrucksvoller fiel die Entwicklung in Norwegen aus. Dort stieg die Zahl der Neuzulassungen um ganze 89 Prozent. Diese Diskrepanz zeigt, dass Deutschland den Anschluss verliert.


Klare Konzepte statt zögerlicher Strategie für die Zukunft

Neumann sieht eine klare Strategie als essenziell an. Die Elektromobilität könne nur erfolgreich sein, wenn Industrie und Politik eine einheitliche Linie verfolgen. Förderung allein reiche nicht aus, vielmehr brauche es durchdachte Konzepte.

Während Länder wie China und Norwegen den Ausbau konsequent vorantreiben, bleibt Deutschland in alten Strukturen gefangen. Ohne eine klare Strategie droht die heimische Automobilbranche langfristig an Bedeutung zu verlieren.

Ob deutsche Hersteller den Anschluss wiederfinden, hängt davon ab, ob sie sich an neue Realitäten anpassen. Standardisierte Softwarelösungen und eine optimistischere Herangehensweise könnten entscheidende Faktoren sein. Die nächsten Jahre dürften zeigen, ob die Branche die richtigen Lehren zieht.

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