Die EU-Kommission arbeitet an einem Vorhaben, das Firmen- und Dienstwagen in ganz Europa grundlegend neu ordnet, denn ab 2030 sollen dort ausschließlich reine Elektroautos zugelassen sein. Benziner, Diesel und auch Hybride verlieren damit im Bereich der Firmenflotten ihre Möglichkeit auf Neuzulassung. Dieser Schritt betrifft nicht nur Unternehmen, sondern trifft auch den Leasingmarkt, da ein Großteil der Dienstwagen über langfristige Verträge finanziert erscheint. Gleichzeitig verschärft Brüssel die CO₂-Flottengrenzwerte deutlich und nutzt Dienstwagen gezielt als Hebel der Regulierung. Elektroautos rücken damit ins Zentrum einer industriepolitischen Strategie, obwohl die öffentliche Debatte bisher anderes vermuten ließ (focus: 09.12.25).
Dienstwagen als zentrales Steuerungsinstrument
Im Kern der Planungen stehen neue CO₂-Flottengrenzwerte, die laut parlamentarischen Hinweisen deutlich weiter greifen als bislang kommuniziert. Die Regeln erfassen nicht nur klassische Firmenfahrzeuge, sondern auch dienstlich genutzte Leasingautos, sofern diese Teil der Herstellerpools bleiben. Damit dehnt die EU den Einfluss auf Firmenflotten erheblich aus. Markus Ferber, Europaabgeordneter der CSU, verwies darauf, dass diese Reichweite „anders als öffentlich wahrgenommen“ bisher kaum Beachtung fand.

Besonders relevant erscheint dabei der Leasingmarkt, denn rund 60 Prozent aller Neuwagenverkäufe in der EU laufen inzwischen über dieses Leasinggeschäft. Ein Großteil der Verträge entsteht über Autobanken der Hersteller. Genau dort greift die neue Regulierung, weil künftig nur noch Elektroautos finanziert werden dürfen. Hybride verlieren dabei vollständig ihre Rolle, obwohl sie zuvor als Übergangslösung galten.
Firmenflotten unter massivem Anpassungsdruck
Nach den aktuellen Vorstellungen soll ab Januar 2030 jede Neuzulassung in Firmenflotten ausschließlich mit batterieelektrischem Antrieb erfolgen. Private Haushalte können zwar auf dem freien Markt weiterhin Verbrenner erwerben, doch im Bereich der Dienstwagen entfällt diese Möglichkeit. Diese Trennung trifft insbesondere Arbeitnehmer, die Firmenfahrzeuge auch privat nutzen. Für sie sinkt die Auswahl spürbar.
Zugleich geraten Unternehmensflotten unter wirtschaftlichen Druck, weil Leasingmodelle bislang eine stabile Kalkulationsbasis boten. Sobald Autobanken nur noch Elektroautos in ihre Bücher aufnehmen dürfen, verändern sich Risikostrukturen deutlich. Der Leasingmarkt verliert an Flexibilität, während Firmenflotten schneller auf technische und politische Vorgaben reagieren müssen.
Restwertrisiken schwächen den Leasingmarkt
Ein zentrales Risiko betrifft die Entwicklung der Restwerte, denn Elektroautos verlieren aktuell schneller an Marktwert als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Setzt sich dieser Trend fort, stehen nach Ablauf der Leasingverträge erhebliche Probleme bevor. Hersteller und Autobanken müssen mit Fahrzeugbeständen rechnen, für die nur begrenzte Nachfrage existiert. Solche Belastungen treffen vor allem den Leasingmarkt, der auf stabile Rückläufer angewiesen bleibt.
Auch für Dienstwagen ergibt sich daraus ein strukturelles Problem. Große Stückzahlen treffen auf unsichere Absatzperspektiven. Gleichzeitig verschärfen die CO₂-Flottengrenzwerte den Druck weiter, da alternative Antriebe ausgeschlossen bleiben. Firmenflotten verlieren damit ihren bisherigen Puffer gegen Marktschwankungen.
Politische Signale verstärken die Unsicherheit
Nach außen signalisiert Brüssel Gesprächsbereitschaft beim Verbrenner-Aus ab 2035, doch intern setzt die EU deutlich früher an. Dienstwagen bilden dabei den entscheidenden Hebel. Diese Doppelstrategie sorgt für Unsicherheit bei Unternehmen, Fuhrparkverantwortlichen und im Leasingmarkt. Planungssicherheit leidet, obwohl sie für Investitionen in Elektroautos entscheidend erscheint.
Am Ende geht es nicht nur um Klimapolitik, sondern um Vertrauen. Wenn Firmenflotten und Dienstwagen als Experimentierfeld für verschärfte Emissionsvorgaben dienen, ohne breite öffentliche Debatte, wächst der Widerstand. Eine tragfähige Transformation braucht Akzeptanz, nicht nur Regulierung.
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