EU importiert russisches LNG für 4,5 Milliarden Euro – deutlich mehr als im Vorjahr

Europa importierte im ersten Halbjahr 2025 russisches LNG im Wert von 4,48 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit wächst die Abhängigkeit weiter, obwohl Brüssel ein vollständiges Verbot angekündigt hat. Laut Eurostat summierten sich die gesamten LNG-Importe der EU in den ersten sechs Monaten auf rund 26,9 Milliarden Euro. Davon entfielen 13,7 Milliarden Euro auf die Vereinigten Staaten, die erneut den größten Teil lieferten (handelsblatt: 18.08.25).


USA dominieren den Markt für LNG, russisches LNG bleibt relevant

Bereits 2024 stellten die Vereinigten Staaten fast 45 Prozent der EU-Importe. Washington sicherte sich damit die Spitzenposition als wichtigster Lieferant. Dennoch floss weiterhin auch russisches LNG in die Union, sowohl über Terminals als auch über die Pipeline Turkstream. Anders als bei Öl und Kohle existieren für Gas bisher keine umfassenden Sanktionen. Die Kommission betont, dass viele Mitgliedstaaten kurzfristig nicht auf alternative Lieferungen umstellen konnten.

EU importiert im ersten Halbjahr russisches LNG für 4,5 Mrd. Euro – die Lieferungen steigen deutlich gegenüber dem Vorjahr
EU importiert im ersten Halbjahr russisches LNG für 4,5 Mrd. Euro – die Lieferungen steigen deutlich gegenüber dem Vorjahr

2024 machten Gaslieferungen aus Russland laut Kommissionsangaben knapp 19 Prozent aller Einfuhren aus. Der Gesamtwert belief sich auf 15,6 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu kam Gas aus den USA im Wert von 19,1 Milliarden Euro. Trotz steigender Mengen aus Übersee blieb russisches LNG ein zentraler Faktor auf dem europäischen Energiemarkt.

EU plant komplettes Importverbot

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Kriegs in der Ukraine drängt die Kommission auf ein schrittweises Ende aller Gasimporte aus Russland. Ziel ist ein vollständiges Verbot ab 2028. „Ab 2028 soll nach dem Willen der Behörde kein Gas aus Russland mehr ankommen.“ Grundlage bilden das europäische Handels- und Energierecht. Parallel dazu laufen Verhandlungen zwischen EU-Ländern und Parlament über die konkrete Umsetzung.

Für langfristige Verträge sieht der Vorschlag einen Stopp ab dem 1. Januar 2028 vor. Kurzfristige Verträge sollen schon früher enden. Ab dem 17. Juni 2026 dürfte kein Gas mehr in die EU gelangen, wenn es auf Basis kurzfristiger Vereinbarungen geliefert wird. Neue Verträge mit Russland hätten sogar eine noch kürzere Laufzeit. Gas aus solchen Abkommen dürfte ab 1. Januar 2026 nicht mehr importiert werden.

Folgen für deutsche Energieunternehmen

Von den geplanten Regeln ist auch das deutsche Unternehmen Sefe betroffen. Es entstand aus Gazprom Germania, einer früheren Tochter des russischen Energieriesen, und ging im Zuge der Energiekrise in staatliches Eigentum über. Sefe importiert noch immer russisches LNG auf Basis eines langfristigen Vertrags. Welche Folgen ein vollständiges Importverbot hätte, bleibt bislang offen. Das Unternehmen teilte mit: „Eine abschließende Bewertung der Auswirkungen der Verordnung der Europäischen Kommission zum Phase-out der russischen Energieimporte ist erst möglich, wenn diese finalisiert ist.“

Die Unsicherheit betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbraucher. Viele Haushalte fürchten neue Preissteigerungen. Die Kommission betont jedoch, dass ein Verbot kontrolliert erfolgen soll. Laut interner Analyse ließen sich die fehlenden Mengen aus anderen Quellen decken.


Versorgungssicherheit laut Kommission gewährleistet

Die Behörde verweist auf genügend alternative Anbieter auf dem Weltmarkt. Zudem soll eine schrittweise Umsetzung Engpässe verhindern. Preissteigerungen sollen durch enge Abstimmung mit den Mitgliedstaaten möglichst begrenzt bleiben. Dennoch enthält der Vorschlag eine Sicherheitsklausel. Falls die Versorgung einzelner Staaten ernsthaft bedroht wäre, könnte Brüssel Ausnahmen zulassen. Damit bleibt Spielraum für Flexibilität bestehen.

Trotz dieser Vorkehrungen zeigt die Entwicklung der Importzahlen, wie schwer der Ausstieg aus russischem LNG bleibt. Einerseits baut Europa neue Lieferketten mit Partnern wie den USA auf. Andererseits fließen nach wie vor Milliarden nach Russland. Der Balanceakt zwischen politischem Druck, wirtschaftlicher Realität und Versorgungssicherheit prägt damit weiterhin die europäische Energiepolitik.

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