Eterna hat beim Amtsgericht Passau Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, weil ein zentraler Finanzierungsschritt gescheitert ist. Der bekannte Hemdenhersteller reagiert damit auf eine akute Liquiditätslücke, will den Geschäftsbetrieb jedoch ohne Unterbrechung fortführen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu sichern, neue Kapitalquellen zu erschließen und die Marke langfristig zu stabilisieren (textilwirtschaft: 16.12..25).
Eterna setzt auf Eigenverwaltung und Sanierung
Die Wahl der Insolvenz in Eigenverwaltung erfolgte bewusst, weil Eterna die operative Kontrolle behalten möchte. Das Management bleibt im Amt und steuert die Sanierung selbst, während das Gericht den Prozess überwacht. Diese Struktur soll schnelle Entscheidungen ermöglichen und gleichzeitig Vertrauen bei Geschäftspartnern sichern.

Der Modehersteller ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil vieler Büros. Geschäftshemden aus Passau gelten als verlässlicher Standard für formelle Kleidung. Am Hauptsitz arbeiten mehr als 400 Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze im Rahmen der Sanierung erhalten bleiben sollen. Genau deshalb steht die Restrukturierung im Mittelpunkt, denn sie soll wirtschaftliche Stabilität schaffen, ohne das Kerngeschäft zu gefährden.
Investoreninteresse stärkt die Sanierungschancen
Zur Unterstützung der Sanierung wurde der Restrukturierungsexperte Georg Bernsau von der Kanzlei K&L Gates LLP eingebunden. Er begleitet die Gespräche mit Gläubigern und potenziellen Investoren. Nach seinen Angaben liegen bereits mehr als 20 konkrete Anfragen vor. „Das Interesse ist riesig“, erklärte Bernsau und verwies auf die Attraktivität der Marke.
Dieses Investoreninteresse verschafft Eterna Spielraum, weil frisches Kapital die Umsetzung der geplanten Maßnahmen erleichtern kann. Parallel dazu laufen intensive Verhandlungen mit Finanzgläubigern, da deren Zustimmung für wesentliche Schritte erforderlich bleibt. Die Eigenverwaltung bündelt diese Prozesse und schafft einen klaren rechtlichen Rahmen.
Immobilienkonflikt als Auslöser der Krise
Der unmittelbare Anlass für den Insolvenzantrag lag in einem Streit um die Passauer Unternehmenszentrale. Teile der Finanzgläubiger verweigerten ihre Zustimmung zum geplanten Verkauf des Gebäudes mit anschließender Rückmietung. Dieses Modell sollte kurzfristig Liquidität sichern, ließ sich jedoch außerhalb eines Insolvenzverfahrens nicht realisieren.
Im Rahmen der Sanierung soll dieser Schritt nun umgesetzt werden. Zusätzlich plant das Unternehmen, die Logistik vollständig auszugliedern. Diese Maßnahme soll Kosten senken und interne Abläufe vereinfachen, während sich das Management stärker auf Produktentwicklung und Vertrieb konzentriert.
Eterna zwischen Tradition und Marktveränderung
Eterna gehört zu den wenigen verbliebenen Namen der klassischen deutschen Textilindustrie. Während zahlreiche Wettbewerber ihr Geschäftsmodell verändert oder aufgegeben haben, blieb das Unternehmen dem Bekleidungssegment treu. Diese Kontinuität stärkte die Markenidentität, erhöhte jedoch die Abhängigkeit von einem schwierigen Marktumfeld.
Die Bekleidungsbranche leidet unter veränderter Nachfrage und steigenden Kosten. Dennoch bleibt formelle Businessmode relevant, insbesondere im hochwertigen Segment. Genau hier sieht das Unternehmen seine Chance, sofern die Restrukturierung greift und die Kostenbasis nachhaltig angepasst wird.
Frühere Restrukturierung und lange Unternehmensgeschichte
Bereits 2021 nutzte der Hemdenhersteller ein gerichtliches Sanierungsinstrument, um eine Insolvenz zu vermeiden. Die damalige Neuausrichtung brachte kurzfristige Entlastung, konnte die strukturellen Probleme jedoch nicht dauerhaft lösen. Die aktuelle Eigenverwaltung soll deshalb weiter gehen und tiefere Anpassungen ermöglichen.
Gegründet wurde das Unternehmen 1863 in Wien. Der heutige Standort Passau besteht seit 1927. Bekannt wurde der Modehersteller unter anderem durch das bügelfreie Baumwollhemd, das in den 1980er Jahren eingeführt wurde und bis heute ein Kernprodukt bleibt.
Entscheidung über die Zukunft rückt näher
Die kommenden Monate entscheiden über den Fortbestand der Marke. Eterna setzt auf eine tragfähige Sanierung, verlässliche Kapitalgeber und eine klare strategische Ausrichtung. Ob der Neustart gelingt, hängt davon ab, wie konsequent die Insolvenz in Eigenverwaltung genutzt wird und ob Investoren und Gläubiger den eingeschlagenen Weg mittragen.
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