Estland verliert Investoren – Offshore-Windpark auf Eis gelegt

Der geplante Offshore-Windpark in der Liivi-Bucht zwischen Estland und Lettland gerät ins Stocken. Enefit Green, Tochter der staatlichen Eesti Energia, und die japanische Sumitomo Corporation haben ihre Partnerschaft beendet. Damit ziehen sich die internationalen Investoren aus einem Projekt zurück, das ursprünglich als Vorzeigevorhaben für die Energiewende in Estland gedacht war. Fehlende staatliche Unterstützung und unklare Marktbedingungen machen Milliardeninvestitionen zu riskant.


Investoren verlassen Estland

„Es gibt weiterhin keine klare Zusage des Staates zur Einführung von Differenzverträgen oder anderen Mechanismen, die für langfristige Investitionen in die Stromerzeugung entscheidend sind.“ Mit diesen Worten begründet Enefit Green die Entscheidung. Sumitomo steigt vollständig aus, obwohl der japanische Konzern erst im Februar die Hälfte der Projektgesellschaft übernommen hatte. Das Ziel war damals eine enge Partnerschaft für Estlands ersten Offshore-Windpark im Rigaer Meerbusen. Die Kehrtwende markiert einen herben Rückschlag.

Estland verliert Investoren für seinen 1 Gigawatt Offshore-Windpark in der Liivi-Bucht. Das Projekt droht endgültig zu scheitern
Estland verliert Investoren für seinen 1 Gigawatt Offshore-Windpark in der Liivi-Bucht. Das Projekt droht endgültig zu scheitern

Noch im Frühjahr sah die Kooperation vielversprechend aus. Mit Sumitomo an Bord sollte der Offshore-Park zum Meilenstein für die Energieversorgung werden. Doch die fehlenden politischen Rahmenbedingungen führten zum Bruch. Investoren benötigen Sicherheit, und die bietet Estland derzeit nicht. Länder wie Polen oder Dänemark locken mit klaren Förderinstrumenten, während Estland im Vergleich unentschlossen bleibt.

Enefit Green hält Projektoption offen

Trotz des Ausstiegs bleibt Enefit Green nicht untätig. CEO Juhan Aguraiuja betont, dass Umweltprüfungen und Genehmigungsverfahren weiterlaufen. „Wir möchten das Projekt weiterentwickeln und halten es durch diese Schritte am Leben. Die eigentliche Umsetzung verschiebt sich jedoch auf sicherere Zeiten.“ Die Botschaft klingt nach Durchhalteparole, zeigt aber auch, dass das Unternehmen nicht von seiner Offshore-Strategie abrückt.

Ohne Sumitomo fehlt allerdings ein starker Partner mit Kapital und internationaler Erfahrung. Enefit Green steht nun vor der Herausforderung, das Projekt eigenständig über Wasser zu halten, bis die politischen Bedingungen mehr Planungssicherheit bieten. Damit hängt die Zukunft des Windparks stärker als je zuvor von staatlichen Entscheidungen in Estland ab.


Politisches Zögern schwächt Estland

Der Ausstieg der japanischen Investoren unterstreicht, wie schwer es Estland hat, internationale Partner zu binden. Ohne klare Zusagen droht das Land, im Wettbewerb um Offshore-Windkraft ins Hintertreffen zu geraten. Während Nachbarn große Parks realisieren, bleibt Estland in einer Warteschleife.

Ob die Liivi-Bucht jemals Windstrom liefert, hängt davon ab, ob die Regierung den Investoren endlich verlässliche Fördermechanismen anbietet. Enefit Green zeigt sich entschlossen, doch allein reicht das nicht. Verpasst Estland die Chance, jetzt klare Signale zu senden, könnte der Traum vom ersten Offshore-Windpark im Baltikum endgültig scheitern.

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