Ernüchterung nach dem Machtwechsel – Wirtschaftsverbände verlieren Vertrauen in Merz

Als Friedrich Merz die Kanzlerschaft übernahm, herrschte Aufbruchsstimmung. Wirtschaftsvertreter verbanden große Erwartungen mit seiner Amtszeit. Doch die Ernüchterung folgte schneller als gedacht. Inzwischen klagen zahlreiche Verbände über gebrochene Zusagen und fehlende Impulse für Wachstum. Besonders das Vertrauen in die neue Wirtschaftspolitik schwindet rasant.


Ernüchterung bei zentralen Reformen

Die Wirtschaft hatte sich konkrete Entlastungen erhofft. Doch statt Klarheit dominiert Verunsicherung. Die Stromsteuer gilt als Symbol dieser Ernüchterung: Statt aller Firmen profitierten nur ausgewählte Branchen. Rechenzentren oder Handwerksbetriebe gingen leer aus, während Bäckereien und Metzgereien durch komplizierte Abrechnungen sogar mehr Bürokratie schultern müssen. Diese Entwicklung stärkt die Kritik an der Regierung und untergräbt Vertrauen in ihre Glaubwürdigkeit.

Nach nur 4 Monaten herrscht bei den Wirtschaftsverbänden Ernüchterung - Vertrauen in Merz verloren - Mittelstand übt massive Kritik
Nach nur 4 Monaten herrscht bei den Wirtschaftsverbänden Ernüchterung – Vertrauen in Merz verloren – Mittelstand übt massive Kritik

Auch das Lieferkettengesetz enttäuscht viele Unternehmer. Zwar entfielen einige Berichtspflichten, doch die Dokumentationslast bleibt bestehen. „Das hat in Wahrheit nur wenig Entlastung gebracht“, urteilte ein Wirtschaftsvertreter. Damit wachsen Zweifel, ob die aktuelle Wirtschaftspolitik den Mittelstand wirklich stärkt.

Mittelstand wächst die Ungeduld

Innerhalb der Verbände formiert sich Widerstand. „Wie viel sind politische Zusagen überhaupt wert und wie lange?“, fragte Handwerkspräsident Jörg Dittrich im Gespräch mit dem RND. Solche Aussagen spiegeln die tiefe Ernüchterung wider. Der Druck aus den Mitgliedsfirmen steigt, sodass die Verbandsspitzen ihre Kritik verschärfen.

Sogar der sonst zurückhaltende DIHK attackierte die Regierung öffentlich. Gemeinsam mit ZDH und dem Verband der Freien Berufe prangerte er im Handelsblatt schwere Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik an. Besonders der Mittelstand fühlt sich vernachlässigt – durch steigende Kosten, fehlende Planungssicherheit und immer neue Vorschriften.

Milliardenkredite ohne Vertrauen

Auch das 500-Milliarden-Euro-Programm für Infrastruktur beruhigt die Unternehmen nicht. DIHK-Präsident Peter Adrian warnte in der Bild am Sonntag, dass zahlreiche Projekte wegen fehlender Mittel auf Eis lägen. „Von dort erreichen uns viele fassungslose Reaktionen aus Unternehmen sowie Industrie- und Handelskammern.“ Damit vertieft sich die Kritik, denn ohne verlässliche Planung sinkt das Vertrauen in den Standort Deutschland.

Politischen Druck spürt inzwischen CDU-Politikerin Gitta Connemann. Als MIT-Vorsitzende und Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium gerät sie in den Fokus. Vor dem Mittelstandstag stellt ihr parteiinterner Gegner Andreas Ritzenhoff offen die Frage nach ihrer Glaubwürdigkeit.


Ernüchterung verstärkt durch internationale Risiken

Neben hausgemachten Problemen verschärfen äußere Faktoren die Lage. Maschinenbaupräsident Bertram Kawlath beschrieb die Situation als hochriskant. Die jüngste Zoll-Einigung zwischen EU und USA sorgt nicht für Klarheit, sondern für Verwirrung. Viele Firmen wissen nicht, welche Sätze auf ihre Produkte zutreffen. Auch hier wächst die Kritik an der fehlenden Transparenz der Wirtschaftspolitik.

Einige Verbandsvertreter verweisen zwar auf positive Ansätze. Die Initiativen von Digitalminister Karsten Wildberger zur Entbürokratisierung gelten als notwendig. Doch deren Umsetzung zieht sich, und der Mittelstand verliert zusehends Vertrauen in schnelle Lösungen.

Gespräche ohne Durchbruch

Spitzenverbände trafen zuletzt Ursula von der Leyen und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Viele Gespräche, doch spürbare Ergebnisse bleiben aus. Vertreter betonen zwar, dass niemand eine fundamentale Opposition anstrebt. Doch solange Reformen nur schleppend greifen, vertieft sich die Ernüchterung. Das Vertrauen der Wirtschaft in die Kanzlerschaft von Merz steht damit auf dem Spiel.

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