Ein ehrgeiziges Projekt des Schweizer Energiekonzerns Axpo sorgt in Spanien für erhebliche Spannungen. Für den Bau eines gigantischen Solarparks in der Region Vilecha, etwa 330 Kilometer nordwestlich von Madrid, greift Axpo auf das Mittel der Enteignung einiger Bauern, die Widerstand leisten, zurück. Der Solarpark soll auf einer Fläche von 307 Hektar entstehen und bis zu 76.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Angesichts der hohen Sonneneinstrahlung gilt der Standort als optimal. Die Investitionskosten für das Projekt belaufen sich auf 105 Millionen Euro. Axpo, der größte Produzent von erneuerbarer Energie in der Schweiz, strebt an, bis 2030 zehn Gigawatt Solarleistung in Europa zu installieren. Doch das Vorgehen stößt auf erheblichen Widerstand bei den betroffenen Landwirten (efahrer: 13.08.24).
Widerstand der Landwirte gegen Enteignung
Obwohl Axpo die landwirtschaftlichen Flächen für den Solarpark als unproblematisch betrachtet, stoßen die Pläne auf erheblichen Widerstand bei den örtlichen Landwirten. Diese sind auf ihr Land angewiesen, um Lebensmittel anzubauen. Axpo hat den Bauern hohe Summen für die Verpachtung ihrer Felder angeboten, doch viele zögern. 1.000 Euro pro Hektar und Jahr erscheinen zunächst verlockend, übertreffen sie doch bei Weitem die üblichen 100 Euro. Dennoch betrachten die Bauern das Land als essenziell für ihre Existenzgrundlage. Die steigenden Pachtpreise erschweren zudem die Fortsetzung der landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
José Antonio Turrado, Gewerkschaftssekretär der lokalen Bauerngewerkschaft ASAJA, äußerte im Zusammenhang mit dem Projekt deutliche Kritik: „Ich halte es für unmoralisch, wenn die Energieproduktion über jene von Lebensmitteln gestellt wird.“ Axpo hält jedoch an den Plänen fest. Laut Axpo-Sprecherin Jeanette Schranz sind die meisten Landwirte bereit, auf das Angebot einzugehen. In wenigen Fällen sei jedoch eine Enteignung gemäß den gesetzlichen Bestimmungen erfolgt, da das Projekt im öffentlichen Interesse liege.
Axpo profitiert von Gesetzeslücken
Die Situation in Vilecha ist kein Einzelfall. Ähnliche Projekte in anderen Regionen Spaniens führen ebenfalls zu Enteignungen. Für den Bau von Wind- und Solaranlagen sowie Hochspannungsleitungen sollen tausende Grundstücke umgewidmet werden. Diese Großprojekte genießen staatliche Unterstützung, sodass den Landbesitzern oft keine andere Wahl bleibt, als ihre Flächen abzugeben.
Axpo nutzt eine Strategie, bei der die Großprojekte in kleinere Einheiten fragmentiert werden. Diese Vorgehensweise zielt darauf ab, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Umweltverträglichkeitsprüfungen zu umgehen. Der deutsch-spanische Rechtsanwalt Sönke Lund kritisierte dieses Vorgehen als „Umgehung des Gesetzes“. Axpo sieht das anders und bezeichnet die Aufteilung als „rechtliche Strukturierung der Projekte“.
Konflikt zwischen Energieproduktion und Landwirtschaft
Das Solarpark-Projekt von Axpo in Spanien steht exemplarisch für die zunehmenden Konflikte zwischen der Energieproduktion und der Landwirtschaft. Während erneuerbare Energien für die Energiewende unabdingbar sind, zeigen die Widerstände vor Ort, wie sensibel die Balance zwischen verschiedenen Interessen ist.
Die Zwangsenteignungen und die wirtschaftlichen Zwänge der Landwirte werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen die Energiewende in Europa steht. Die Kontroverse um den Solarpark in Vilecha verdeutlicht, dass solche Projekte nicht ohne soziale und wirtschaftliche Spannungen umgesetzt werden können. Ob Axpo und ähnliche Unternehmen zukünftig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Landwirte nehmen oder weiterhin auf staatliche Unterstützung und gesetzliche Schlupflöcher setzen, bleibt abzuwarten.
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