Energiewende in der Sackgasse – EON-Chef Birnbaum spricht von „teurer Planwirtschaft“

Deutschland steckt mitten in einer Energiewende, die nach Ansicht vieler Experten zu einer teuren Planwirtschaft verkommt. EON-Chef Leonhard Birnbaum spricht offen von einer Fehlentwicklung, die den Industriestandort gefährdet. Die aktuelle Klimapolitik folge nicht marktwirtschaftlicher Vernunft, sondern zentraler Staatslenkung. Die Folge seien Milliardenschulden, immer weiter subventionierter Strom und ein wachsender Reformstau, der das Land lähmt (shows.acast: 07.11.25).


Planwirtschaft blockiert marktwirtschaftliche Lösungen

Birnbaum betont, dass der Ausbau von Wind- und Solaranlagen ohne Rücksicht auf Netzkapazitäten ein Grundproblem darstellt. „Wir bauen Erneuerbare, die ich nicht brauche, in ein Netz, das es nicht verträgt“, erklärt er.

EON-Chef Birnbaum warnt vor teurer Planwirtschaft - „Wir bauen Erneuerbare, die ich nicht brauche, in ein Netz, das es nicht verträgt“
EON-Chef Birnbaum warnt vor teurer Planwirtschaft – „Wir bauen Erneuerbare, die ich nicht brauche, in ein Netz, das es nicht verträgt“

Diese Fehlplanung sei Ausdruck einer Politik, die auf Kontrolle statt auf Marktmechanismen setzt. So fließe Geld in überflüssige Projekte, während die Verbraucher doppelt zahlen – für Anlagen und für Entschädigungen. Die Planwirtschaft im Energiesektor hat sich nach seiner Einschätzung zu einem ineffizienten Gebilde entwickelt, das Innovation hemmt und Kosten explodieren lässt.

Energiewende zwischen Idealismus und Realität

Für Birnbaum zeigt sich die deutsche Energiewende als Beispiel für politische Übersteuerung. „Wir haben Ziele definiert und daraus Unterziele gemacht. Die Realität richtet sich nicht nach unseren Plänen.“ Solche Strukturen erinnerten ihn an frühere Zeiten zentraler Staatslenkung. Der EON-Chef fordert eine ehrliche Bilanz: Statt noch mehr Subventionsstrom brauche das Land eine energiepolitische Kurskorrektur. Auch die Klimapolitik müsse sich stärker an Wirtschaftlichkeit orientieren, sonst verliere Deutschland seinen industriellen Kern.

Industrie-Strompreis kaschiert strukturelle Probleme

Die Idee eines subventionierten Strompreises für energieintensive Branchen bezeichnet Birnbaum als gefährliche Scheinlösung. Der sogenannte Industrie-Strompreis lindere zwar kurzfristig den Druck, vertiefe aber langfristig die Probleme. „Es ist ein unglaublich teures Instrument, das strukturelle Schwächen nur überdeckt“, erklärt er. Jede neue Subvention vergrößere das Haushaltsdefizit und verhindere nachhaltige Reformen. Der Subventionsstrom sorge nicht für Wettbewerbsfähigkeit, sondern verlängere den Stillstand.

Reformstau trotz klarer Einsparpotenziale

Trotz massiver Kritik sieht Birnbaum in Wirtschaftsministerin Katherina Reiche eine seltene Stimme der Vernunft. Ihr Vorschlag, jährlich 15 Milliarden Euro einzusparen, stößt allerdings auf Widerstand. „Wir könnten 15 Milliarden Euro pro Jahr sparen, wenn wir das alles so umsetzen“, betont er. Doch andere Ministerien blockieren Reformen, um alte Strukturen zu bewahren. Der wachsende Reformstau gefährdet laut Birnbaum die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft und verschärft die finanziellen Belastungen.

Milliardenschulden ohne strukturelle Reformen

Mit Blick auf die 500 Milliarden Euro Sondervermögen spricht Birnbaum von einer verpassten Chance. Trotz dieser enormen Summe gebe es keine echten Veränderungen. „Wir haben die 500 Milliarden Euro zweimal verplant und null strukturelle Reformen in Sicht“, kritisiert er. Wenn dieser Kurs anhält, steuere die Politik in eine Phase dauerhafter Planwirtschaft, in der Schulden statt Lösungen produziert werden. Die Milliardenschulden belasten nicht nur den Haushalt, sondern auch das Vertrauen der Bürger.


Deutschland braucht marktwirtschaftliche Erneuerung und keine Planwirtschaft

Birnbaum sieht Deutschlands Energiewende an einem Scheidepunkt. Zwischen Planwirtschaft und Marktwirtschaft müsse sich die Politik endlich entscheiden. Nur durch klare Reformen, Abbau des Reformstaus und eine Abkehr vom Subventionsstrom könne das Land wieder auf einen nachhaltigen Kurs gelangen. Sonst drohe eine Zukunft aus Schulden, Stillstand und politischer Selbsttäuschung.

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