Energiekosten: Chemieindustrie in Deutschland plant Stellenabbau und verlegt Investitionen ins Ausland

Die hohen Kosten für Erdgas und Strom stellen für die chemische Industrie einen Nachteil im internationalen Wettbewerb dar, wodurch Investitionen vermehrt ins Ausland verlagert werden. Diese Branche ist jedoch nicht die einzige, die unter den steigenden Energiekosten leidet. Auch in anderen Branchen klagen Unternehmen über einen Rückgang der Produktion.


Wirtschaftspessimismus in Deutschland: Chemieunternehmen planen Stellenabbau

Obwohl die Gaspreise in Deutschland gesunken sind, herrscht in der deutschen Wirtschaft ein Mangel an Optimismus. Laut einem Bericht des Finanzdienstes Bloomberg sind große Chemiekonzerne wie BASF, Dow oder Lanxess geneigt, Tausende Arbeitsplätze zu streichen und Investitionen ins Ausland zu verlagern (Bloomberg: 04.02.23). Die hohen Energiepreise sind der Hauptgrund für diese Entscheidung. Diese Unternehmen glauben nicht, dass Energie in Zukunft zu Preisen geliefert werden kann, die ähnlich wie die Preise für russisches Pipelinegas sind, die sie früher bezahlt haben.

Mehrheit der Unternehmen beurteilt Situation in Deutschland kritisch. Stellenabbau und Verlegung von Investitionen ins Ausland geplant
Mehrheit der Unternehmen beurteilt Situation in Deutschland kritisch. Stellenabbau und Verlegung von Investitionen ins Ausland geplant
Bild: Norbert Nagel, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Chemiebranche in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig: Investitionen ins Ausland verlagert

Laut dem Vorstandsvorsitzenden von Lanxess, Matthias Zachert, sind sie in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig. Er äußerte diese Ansicht auf einer Konferenz und erklärte, dass das Unternehmen seine Produktionsstandorte in Nordrhein-Westfalen zwar beibehalten möchte, aber die Investitionen an wettbewerbsfähigere Standorte wie die USA verlagern werden, um weiterzuwachsen.

Die Bundesregierung hat sich bemüht, die Versorgung mit günstigem Erdgas aufrechtzuerhalten, um sicherzustellen, dass die industrielle Basis nicht schrumpft. Trotz der Möglichkeit, Flüssigerdgas (LNG) über die neuen Terminals zu importieren, bleibt dieses jedoch teurer als russisches Pipelinegas.


BASF hält an Sparprogramm fest, obwohl Gaspreise gesunken sind

Im vergangenen Jahr hat der Chemiekonzern BASF ein Sparprogramm angekündigt, mit dem Kosten in Höhe von etwa 500 Millionen Euro eingespart werden sollen. Dies soll es dem Konzern ermöglichen, sich auf dauerhaft höhere Energiepreise in Deutschland einzustellen.

Obwohl die Gaspreise inzwischen um etwa 40 Prozent gesunken sind, beabsichtigt BASF, an seinem Sparkurs festzuhalten. Insbesondere die Produktion von Produkten, die viel Erdgas benötigen, soll am Standort Ludwigshafen eingestellt werden.

Chemieindustrie plant in Deutschland Investitionskürzungen und mehr Investitionen im Ausland

Der Rückgang der Gaspreise ist auch auf die gedrosselte Produktion zurückzuführen, die in fast allen Bereichen der chemischen Industrie zu beobachten ist. Die Herstellung von chemischen Grundstoffen, Düngemitteln oder Stickstoffverbindungen, wie beispielsweise Ammoniak, wurde besonders stark beeinträchtigt.

Es ist zweifelhaft, ob die Produktion in der Chemieindustrie wieder hochgefahren wird. Eine Umfrage des deutschen Chemieverbands VCI von Ende Januar hat ergeben, dass fast die Hälfte der Chemieunternehmen in diesem Jahr ihre Investitionen in Deutschland aufgrund der Energiekosten kürzen möchte.


Aluminiumhersteller klagen über Rückgang der Produktion

Auch die Hersteller von Aluminium klagen über einen deutlichen Rückgang der Produktion. In allen Bereichen sei die Produktion im letzten Quartal noch stärker gesunken als zuvor, berichtet der Branchenverband Aluminium Deutschland (AD). Bei den Hütten sei sie regelrecht eingebrochen. „Leider können wir aktuell nicht sagen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben“, betonte AD-Präsident Rob van Gils.

Energiepreise: Mehrheit der Unternehmen beurteilt Situation in Deutschland kritisch

Eine Befragung der Mitglieder von AD ergab, dass sich die Versorgungs- und Preissituation auf den Energiemärkten für zwei Drittel der Unternehmen leicht verbessert hat. Dennoch beurteilten 86 Prozent die Möglichkeit, langfristige Gas- und Stromverträge abzuschließen, als nicht gut. Auch die sogenannte Energiepreisbremse wird von der Mehrheit nicht als ideal angesehen.

Die aktuelle Situation schaffe keine Planungssicherheit für Investitionen, erklärte van Gils weiter und betonte: „Die Industrie in Deutschland und Europa hat wegen der hohen Energiepreise ohnehin einen enormen Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich“.

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