Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur, warnt: Europa könnte im Sommer mit Beginn der Urlaubssaison der Kraftstoff ausgehen. Der Energieexperte sieht die aktuelle Energiekrise als sehr viel größer an als in den beiden Ölkrisen 1973 und 1979/80. Deshalb ruft er die europäischen Staaten zu weiteren Sparmaßnahmen auf, um einen akuten Kraftstoffmangel zu verhindern.
Chef der Internationalen Energieagentur warnt vor Kraftstoffknappheit im Sommer
Laut Fatih Birol, ist der Markt für Rohöl bereits stark angespannt. „Auf den Ölmärkten könnte es im kommenden Sommer eng werden. Wenn die Haupturlaubssaison in Europa und den USA losgeht, wird die Treibstoffnachfrage steigen. Dann könnte es zu Engpässen kommen: etwa bei Diesel, Benzin oder Kerosin, besonders in Europa“, sagte Birol in einem Interview mit dem Spiegel.
Europa sei, so Birol nicht nur auf Rohöllieferungen aus dem Ausland angewiesen, sondern auch auf Importe von Ölprodukten. „Und da verhängen einige Exportländer wie China gerade erste Ausfuhrverbote; sie wollen ihre eigenen Verbraucher absichern“, sagt Birol.
Energiekrise ist größer als Ölkrisen in den 1970er Jahren
Der IEA-Chef für hält die Energiekrise für viel größer als Ölschocks der Siebzigerjahre. Seiner Einschätzung nach wird die aktuelle Krise Einschätzung auch viel länger anhalten als damals. „Damals ging es nur um Öl. Jetzt haben wir eine Ölkrise, eine Gaskrise und eine Stromkrise zugleich“, stellt Birol fest.
Birol fordert Deutschland auf, mehr Energie zu sparen
Insbesondere Deutschland müsse mehr tun, um Energie zu sparen, fordert Birol. Maßnahmen wie das Neun-Euro-Ticket für den regionalen Bus- und Bahnverkehr reichen nicht aus um einen Kraftstoffmangel zu vermeiden. Laut Birol sollte Deutschland wenigstens über die Dauer des Kriegs in der Ukraine ein Tempolimit einführen. „Das würde doch keine große Veränderung für den Lebensalltag der Menschen bedeuten. Wir sind in Kriegszeiten, in einer Energiekrise, und wir sollten uns lieber vorbereiten auf noch schwierigere Zeiten. Und ein paar Kilometer pro Stunde langsamer zu fahren, das ist nur ein winziger Kompromiss, verglichen mit dem Leiden der Menschen in der Ukraine“, sagt er dazu.