In der Stuttgarter Innenstadt sorgt ein ungewöhnliches Konzept für Diskussionen. Zwei große Schnellladestationen der EnBW an der Universität und am Rotebühlplatz locken kaum noch Elektroautos an. Obwohl die Ladepunkte zentral liegen, bleiben sie nach Beobachtung vieler Nutzer häufig leer. Der Grund dafür liegt nicht im Strompreis, sondern im verpflichtenden Parkticket (stuttgarter-zeitung: 29.08.25).
Poller blockieren direkte Zufahrt mit Parkticket
EnBW und die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg haben Poller aufgestellt, damit Verbrennerfahrer die Ladeplätze nicht mehr als Dauerparkplätze nutzen. Für Fahrer von Elektroautos bedeutet dies jedoch einen Umweg. Sie müssen über die Zufahrten der Parkplätze am Rotebühlhof oder an der Keplerstraße einfahren. Dort gilt ein Parkregime, das zusätzlich zum Laden ein Parkticket verlangt.

Die Kosten summieren sich. Ein halbstündiger Ladevorgang verursacht neben den Stromgebühren zwischen 1,50 und 1,80 Euro für das Parken. Wer länger bleibt, zahlt doppelt so viel. Nutzer empfinden dies als Belastung und sprechen von einer Absurdität: „Wenn das so weitergeht, kann ich auch bald wieder einen Benziner fahren.“ Das zusätzliche Parkticket sorgt damit für besonders viel Kritik.
Kritik an der Schnellladestation
Viele Fahrer fühlen sich durch die Kombination von Ladegebühr und Parkticket benachteiligt. Einige weichen auf andere Ladepunkte im Umland aus. Besonders ärgerlich ist, dass die Schnellladestation eigentlich für kurze Stopps gedacht ist. Stattdessen entstehen Kosten, die höher liegen als bei einem klassischen Tankstopp.
In Foren wie GoingElectric berichten Nutzer zudem, dass die Blockiergebühr der EnBW oft günstiger ist als ein regulärer Parktarif in der Innenstadt. Deshalb missbrauchten manche Fahrer die Ladeplätze schlicht als billige Parkfläche. Genau hier setzt die neue Regelung an, die eigentlich Missbrauch verhindern soll.
Maßnahmen am Ladepunkt
EnBW und die Betreiberin PBW verweisen auf die Notwendigkeit, jeden Ladepunkt frei zu halten. Eine Schnellladestation soll nach Vorstellung der Betreiber ähnlich wie eine Zapfsäule funktionieren. Wer Strom zapft, fährt nach kurzer Zeit wieder los. Die Praxis zeigte jedoch, dass E-Autos stundenlang am Ladepunkt standen, oft ohne aktiven Ladevorgang.
Die Poller gelten als Übergangslösung. Ab September plant die PBW eine Rückkehr zur freien Zufahrt. Dann kontrollieren Parkwächter die Flächen konsequent. Wer ohne Berechtigung am Ladepunkt steht, zahlt mindestens 55 Euro Strafe.
Ausblick für die E-Mobilität
Ob die Fahrer dann zurückkehren, bleibt unklar. Schon jetzt meiden viele die Innenstadtstationen, weil sie keine Lust auf zusätzliche Gebühren haben. Für die Entwicklung der E-Mobilität in Stuttgart stellt sich damit die Frage nach attraktiven Bedingungen. Ladepunkte sollen schließlich Anreize schaffen und nicht als Kostenfalle gelten.
Die kommenden Wochen zeigen, ob die geplanten Kontrollen das Problem tatsächlich entschärfen. Nutzer hoffen auf eine einfache Lösung: Strom tanken an der Schnellladestation ohne bürokratische Hürden und ohne doppelten Aufpreis. Nur so kann die Ladeinfrastruktur Vertrauen schaffen.
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