EnBW kündigt deutliche Strompreissteigerungen an

Stromkunden in Baden-Württemberg müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Trotz politischer Entlastungsprogramme steigen die Tarife der EnBW spürbar. Finanzchef Thomas Kusterer betont: „Es wird zu höheren Preisen kommen.“ Diese Ankündigung erfolgte im Rahmen der Halbjahresbilanz des Karlsruher Konzerns (schwaebische: 13.08.25).


Milliardeninvestitionen der EnBW treiben Kosten nach oben

Als Hauptgrund nennt die EnBW enorme Ausgaben für den Ausbau der Netze und den Bau neuer Produktionsanlagen. Bis Ende der Dekade fließen rund 50 Milliarden Euro in die Energiewende. Laut Kusterer können Verbraucher erst mittel- bis langfristig auf Entlastung hoffen. Details zu den einzelnen Projekten legt das Unternehmen derzeit nicht offen.

EnBW warnt vor möglichen Strompreissteigerungen. Milliardenausgaben für Netze und Kraftwerke könnten bald jede Stromrechnung belasten
EnBW warnt vor möglichen Strompreissteigerungen. Milliardenausgaben für Netze und Kraftwerke könnten bald jede Stromrechnung belasten

Die Hoffnungen vieler Bürger auf sinkende Strompreise schwinden damit. Zwar entfällt zum Jahresende die Zwangsumlage für Gasreserven, doch der Effekt bleibt gering. Die Abgabe von 0,3 Cent pro Kilowattstunde Gas hatte seit 2022 den Füllstand der Speicher abgesichert, nachdem Russland die Lieferungen stoppte. Die jährlichen Kosten von 3,4 Milliarden Euro trägt künftig der Bund aus dem Klima- und Transformationsfonds. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche bezeichnete den Schritt als spürbare Entlastung für Wirtschaft und Verbraucher.

Abgabenstreichungen verpuffen ohne Preissenkung

Viele Kraftwerke laufen mit Gas, was die Regierung zu der Annahme verleitet, dass die Streichung der Umlage auch Strom günstiger macht. Privathaushalte profitieren jedoch kaum, da sie keine Steuersenkung erhalten. Eine potenzielle Ersparnis von rund 100 Euro pro Jahr bleibt somit aus.

Kusterer widerspricht den Erwartungen deutlich: „Die Umlage macht nur sehr wenig aus.“ Auch die geplante Senkung der Netzentgelte ändert nach seiner Einschätzung nichts. Zwar plant der Bund dafür Ausgaben von 6,5 Milliarden Euro, doch angesichts der anstehenden Großprojekte sieht die EnBW keinen Spielraum für Preissenkungen.

EnBW plant Rekordinvestitionen in Deutschland

Um die Energiewende voranzutreiben, hat das Unternehmen durch eine Kapitalerhöhung 3,1 Milliarden Euro eingeworben. Kredite und Anleihen bringen eine weitere Milliarde. Rund 80 Prozent der geplanten Investitionen bleiben in Deutschland. Der größte Teil fließt in den Netzausbau, während etwa 30 Prozent für den Umbau und Neubau von Gaskraftwerken vorgesehen sind. Diese sollen ab Mitte der 2030er-Jahre mit Wasserstoff betrieben werden. Parallel modernisiert die EnBW alte Kohlekraftwerke und errichtet in Karlsruhe ein komplett neues Gaskraftwerk.

Auch erneuerbare Energien stehen im Fokus. Neben Windparks in der Nordsee setzt der Konzern auf Solarenergie. Im Juli nahm er in Langenenslingen den größten Solarpark Baden-Württembergs in Betrieb, der bis zu 30.000 Haushalte versorgen kann.


Absicherung gegen Dunkelflauten kostet zusätzlich

Ob neue Kraftwerke tatsächlich entstehen, hängt auch von der Beteiligung des Bundes ab. Diese Anlagen sollen in Zeiten geringer Produktion aus Wasserkraft, Wind und Photovoltaik einspringen. Da sie oft im Standby-Modus bleiben, generieren sie nur begrenzt Einnahmen. Kusterer fordert deshalb: „Wir müssen eine realistische Kapitalverzinsung erreichen.“ Ohne staatlichen Ausgleich könnte der Bau gestoppt werden.

Die Bundesregierung prüft derzeit eine „Kapazitätsmarktumlage“ zur Finanzierung. Diese würde über die Stromtarife erhoben und damit erneut die Verbraucher belasten. Laut Berechnungen des Wirtschaftsministeriums müssen zwölf Gigawatt zusätzliche Leistung vorgehalten werden, um Versorgungslücken bei Dunkelflauten zu schließen. Das entspräche etwa 25 neuen Gaskraftwerken. Kritiker sehen darin einen Rückschritt hin zu fossilen Energieträgern.

Wie hoch die Umlage ausfällt, ist noch unklar. Fest steht jedoch: Für Haushalte in Baden-Württemberg und darüber hinaus steigen die Stromkosten weiter – trotz aller angekündigten Entlastungen.

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