Das 30-Millionen-Euro-Experiment die E-Autobahn-Teststrecke auf der A1 zwischen den Anschlussstellen Reinfeld und Lübeck endet ohne Erfolg. Die Teststrecke wird sang- und klanglos wieder abgebaut. Ursprünglich mit hohen Erwartungen gestartet, sollte das Projekt wegweisend für den klimafreundlichen Lkw-Verkehr sein. Doch am Ende stellte sich heraus: Deutschlands Autobahnen lassen sich nicht kosteneffizient mit Strommasten ausstatten. Viel zu teuer und unpraktikabel (ln-online: 26.06.24)
E-Autobahn gescheitert: 30 Millionen Euro für nichts – Ministerium stoppt Förderung
Die „Lübecker Nachrichten“ berichteten über das Aus des Testbetriebs. Aus dem grünen Bundeswirtschaftsministerium hieß es dazu: „Die finanzielle Förderung des Projektes läuft ganz regulär Ende des Jahres aus. Es handelt sich um einen Testbetrieb und eine Forschungsleistung, deshalb ist eine weitere Finanzierung durch das Ministerium nicht vorgesehen.“ Noch vor einer Woche forderte der Verkehrsstaatssekretär von Schleswig-Holstein, Tobias von der Heide (39, CDU), die Fortführung des Projektes.
Er betonte, dass Schleswig-Holstein als Land der grünen Energie ein Musterbeispiel für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs sei. „Ein Rückbau der Teststrecken wäre sachlich nicht zu rechtfertigen und ein Risiko für die bis hierhin erarbeitete Technologieführung“, so von der Heide. Diese Forderung wirkt jedoch angesichts der hohen Kosten und geringen Erfolgsaussichten realitätsfern.
Funktionsweise und Kosten
Die eingesetzten Hybrid-Lkw funktionieren im Prinzip wie Straßenbahnen. Für den Elektro-Betrieb fahren sie einen Stromabnehmer aus, über die Oberleitung erhalten sie den nötigen Strom für den E-Motor. Wenn keine Oberleitung vorhanden ist, fahren die Fahrzeuge mit ihrem Dieselmotor. Seit Ende 2018 besteht die gut fünf Kilometer lange Teststrecke. Mittlerweile wird sie von fünf Fahrzeugen der Spedition Bode in Reinfeld sowie einem vollelektrischen 29-Tonner genutzt. Alle Fahrzeuge gehen nun an die Hersteller zurück. Insgesamt hat das Projekt rund 30 Millionen Euro gekostet.
Geldverschwendung und mangelnde Effizienz
Das Ende des Projekts offenbart die erheblichen Herausforderungen und Mängel bei der Umsetzung von groß angelegten Infrastrukturprojekten im Bereich der grünen Mobilität. Trotz hoher Investitionen und politischer Unterstützung konnte das Konzept nicht überzeugen. Die hohen Kosten und die technische Komplexität waren ausschlaggebend. Die Erkenntnis, dass Deutschlands Autobahnen nicht einfach und kosteneffizient mit Oberleitungen ausgestattet werden können, dürfte die Debatte um alternative Antriebe und Infrastrukturprojekte nachhaltig beeinflussen. Es scheint, als ob politische Akteure und Unternehmen nicht die Realitäten der technischen und finanziellen Machbarkeit berücksichtigt haben.
Kritische Betrachtung und Zukunftsperspektiven
Das Scheitern der E-Highway-Teststrecke auf der A1 markiert nicht nur einen Rückschlag für die Vision einer elektrifizierten Autobahn, sondern auch für die politische Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen. Angesichts der hohen Kosten von 30 Millionen Euro stellt sich die Frage, ob dieses Geld nicht sinnvoller hätte eingesetzt werden können. Die bisherigen Investitionen und Erfahrungen sind jedoch nicht verloren, sondern bieten wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Projekte. Alternative Ansätze wie Wasserstofftechnologie oder der Ausbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Fahrzeuge könnten nun stärker in den Fokus rücken. Allerdings bedarf es einer realistischen Bewertung und einer sorgfältigen Planung, um nicht erneut in teure und ineffiziente Projekte zu investieren.
Fazit
Das Millionenprojekt der E-Autobahn auf der A1 hat gezeigt, dass visionäre Projekte ohne gründliche Machbarkeitsstudien und Kosten-Nutzen-Analysen schnell scheitern können. Die 30 Millionen Euro, die in dieses Projekt geflossen sind, hätten möglicherweise an anderer Stelle mehr bewirken können. Während die Teststrecke abgebaut wird und die Fahrzeuge zu den Herstellern zurückkehren, bleibt die Suche nach effizienten und nachhaltigen Lösungen im Schwerlastverkehr eine zentrale Herausforderung. Politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger sind nun gefordert, aus den gewonnenen Erkenntnissen die richtigen Schlüsse zu ziehen und wirklich praktikable Konzepte zu entwickeln. Es braucht mutige, aber auch realistische Ansätze, um die Dekarbonisierung im Verkehrssektor erfolgreich voranzutreiben.
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