E-Auto-Verkäufe: Hersteller schönen ihren Absatz durch Eigenzulassungen

Glaubt man den aktuellen Zahlen, steigen die Verkäufe von Elektroautos in Deutschland derzeit signifikant. Doch der schöne Schein trügt: Fast jede vierte Neuzulassung eines Stromers basiert mit Stand November 2025 auf der Eigenzulassung eines Herstellers oder Händlers. Vor allem Letztere warnen vor zwei statistischen Effekten: Erstens ist die Nachfrage dadurch geschönt, was unter anderem politische Konsequenzen für die Förderung der Elektromobilität haben könnte. Zweitens sinken durch mehr Neuzulassungen die Preise für Gebrauchtwagenkäufer und -verkäufer. Für die Käufer von bestimmten Neuwagen könnte die Anschaffung hingegen sogar teurer werden. Zu viele Eigenzulassungen führen demnach zu einer Marktverzerrung. (n-tv, 22.11.2025)


Verkaufszahlen des KBA

Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat jüngst durch eigene Untersuchungen ermittelt, dass die wachsenden Verkaufszahlen von Elektroautos auf den zunehmenden Eigenzulassungen der Hersteller und des Handels basieren. Beide Akteure drücken den Produktionsüberschuss auf diese Weise in den Markt. Die Novemberauswertung 2025 des KBA ergab, dass von Januar bis Oktober 2025 knapp jeder vierte BEV (reine Stromer) bei einer Neuzulassung von einem Autohändler oder dem Hersteller selbst für den Straßenverkehr angemeldet wurde. Im Vergleichszeitraum 2023 war dieser Effekt nur für jedes sechste Fahrzeug dieser Klasse festzustellen.

Hohe Eigenzulassungen verzerren den E-Auto-Markt: Nachfrage wirkt künstlich, Preise für Gebrauchte fallen, Risiken für Käufer steigen.
Hohe Eigenzulassungen verzerren den E-Auto-Markt: Nachfrage wirkt künstlich, Preise für Gebrauchte fallen, Risiken für Käufer steigen.

Diese Aktivität drückt nun unter anderem die Gebrauchtwagenpreise für Elektrofahrzeuge, die ohnehin eher mäßig ausfallen, weil es mit der modernen Technologie noch zu wenige Erfahrungen bezüglich Verschleiß und Wertverlust gibt. Zwar gab es schon immer Neuzulassungen vor allem durch Händler, die damit neue, den Käufern unbekannte Modelle förderten, indem sie diese anschließend als Tageszulassung mit Abschlägen um 20 % verkauften. Doch traditionell machten solche Aktionen nur einen geringen Prozentsatz (im niedrigen einstelligen Bereich) des Automarktes aus. Bei den BEVs erreichen nun die Eigenzulassungen eine Größenordnung, die zu einer bedenkenswerten „Marktsignifikanz“ führt, wie Experten anmerken.

Warnsignal an den Markt

Der Präsident des ZDK (Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) Thomas Peckruhn betrachtet die steigende Zahl von Eigenzulassungen als „deutliches Warnsignal“. Demnach schöpfe der Markt derzeit nicht aus echter Kundennachfrage. Er werde vielmehr vorrangig durch die künstlichen Impulse getragen, die Hersteller und Händler setzen.

Ein Viertel an Neuzulassungen durch die eigentlichen Verkäufer der Fahrzeuge zeige überdeutlich, wie verhalten im laufenden Jahr sowohl Privat- als auch Gewerbekunden in Wahrheit unterwegs sind. Dies betreffe eigentlich alle Fahrzeugklassen und habe einen gewichtigen Hintergrund in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, doch die Elektroautos seien besonders betroffen. Niemand solle daher den stark überzeichneten Wachstumsraten der Elektromobilität Glauben schenken. Es gibt zwar ein starkes Wachstum für den Sektor in anderen Weltregionen, so unter anderem in China und Skandinavien – nicht jedoch in Deutschland.

Einige Zahlen und Hintergründe im Detail

  • BEV-Eigenzulassungen im laufenden Jahr 2025 (01.01. – 31.10.): 102.520
  • BEV-Eigenzulassungen 2024 (01.01. – 31.10.): 67.895
  • BEV-Eigenzulassungen 2023 (01.01. – 31.10.): 70.313

Im Vergleichszeitraum 2023 gewährte die Regierung noch einen Umweltbonus. Die Zulassungszahlen stiegen aber trotz dessen Wegfall innerhalb von zwei Jahren um rund 50 %. Dabei repräsentieren die Autohersteller die größte Käufergruppe: Sie steigerten ihre Eigenzulassungen um den Faktor 2,5. Auch diese Zahlen sind interessant:

  • Anteil von Elektroautos an den Fahrzeugzulassungen 2025: 18,4 %
  • Anteil von Elektroautos an den Fahrzeugzulassungen 2024: 13,3 %
  • Anteil von Elektroautos an den Fahrzeugzulassungen 2023: 18,0 %, wobei es 2023 noch den Umweltbonus gab

Auswirkungen auf den Preis von gebrauchten E-Autos

Laut DAT-Zahlen (Deutsche Automobil Treuhand) sind die Gebrauchtwagenpreise für Elektrofahrzeuge ohnehin schon länger unter Druck. Ihr Restwert nach drei Jahren mit typischer Laufleistung lag im Oktober 2025 gegenüber dem ursprünglichen Listenpreis bei durchschnittlich 48,8 %. Im Jahr 2023 waren es demgegenüber noch 58,1 %. Der Vergleich mit Verbrennern zeigt die Schwierigkeiten des E-Auto-Marktes: Deren Restwerte sanken zuletzt viel langsamer und liegen auch höher. Für Benziner stellte die DAT aktuell 63 %, für Dieselfahrzeuge 61,3 % fest.

Das dürfte vor allem an der gestiegenen Zahl der Eigenzulassungen liegen, mit denen Händler und Hersteller typischerweise ihre Absatzziele bei schwacher Nachfrage erreichen möchten. Sie verfolgen diese Strategie bisweilen auch bei Verbrennern, jedoch niemals in dieser Größenordnung. Die Endkäufer dürfte der Preisverfall freuen, doch ein privater oder gewerblicher Verkäufer eines gebrauchten Elektrofahrzeugs büßt durch diese Marktsituation effektiv ein. Selbst Neuwagenkunden profitieren nicht unbedingt von der jüngsten Zulassungs- und Preispolitik. Niedrige Restwerte erhöhen die Leasingraten, und viele E-Autos werden geleast.

Generelle Probleme der E-Mobilität

Die Elektromobilität hat generelle Probleme, nämlich zu hohe Ladekosten und eine ungenügende Ladeinfrastruktur in Wohngebieten. Dem lässt sich auch mit Eigenzulassungen kaum entgegenwirken, wie der ZDK-Präsident Peckruhn betont.

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