Doch keine Wasserstofffabrik in Völklingen – Saarland verliert Vorzeigeprojekt

Im Kraftwerk Fenne in Völklingen bleibt die geplante Wasserstofffabrik auf Eis. Trotz einer Förderzusage von 100 Millionen Euro rückt das Projekt in weite Ferne. Betreiber Iqony nannte fehlende Abnehmer und hohe Strompreise als Gründe. Für das Saarland bedeutet diese Entscheidung einen herben Rückschlag, auch mit Blick auf den Ausbau von grünem Wasserstoff (sr: 08.09.25).


Völklingen ohne Großkunden

Als möglicher Hauptabnehmer der geplanten Wasserstofffabrik in Völklingen galt die SHS Stahl-Holding-Saar. Doch das Unternehmen entschied sich für einen Vertrag mit dem französischen Anbieter Verso Energy.

Trotz Förderzusage von 100 Millionen Euro - keine Wasserstofffabrik in Völklingen - hohe Strompreise und fehlende Abnehmer bremsen
Trotz Förderzusage von 100 Millionen Euro – keine Wasserstofffabrik in Völklingen – hohe Strompreise und fehlende Abnehmer bremsen

Ohne diesen Ankerkunden fehlen die wirtschaftlichen Grundlagen. Hinzu kommt: Die Strompreise in Deutschland liegen deutlich über dem Niveau in Frankreich, was die Produktionskosten massiv in die Höhe treibt. Damit rücken die Pläne für das Saarland in den Hintergrund.

Fördergelder reichen nicht aus

Trotz einer Förderzusage von Bund und Land in dreistelliger Millionenhöhe sieht Iqony keine tragfähige Basis. Die Risiken übersteigen aus Sicht des Unternehmens die Chancen. Ob überhaupt ein finales Angebot an die Stahlindustrie abgegeben wurde, bleibt offen. Ein weiterer Abnehmer für grünen Wasserstoff in der Region zeichnet sich nicht ab. Auch über die Laufzeit der Fördermittel äußerte sich Iqony nicht.

EU-Richtlinie verschärft die Lage

Die europäische Richtlinie RED III fordert bis 2030 einen Anteil von 42,5 Prozent erneuerbarer Energien. Weil der deutsche Strommix noch immer zu viel CO₂ enthält, gelten hier strengere Vorgaben. Das Prinzip der „Zusätzlichkeit“ zwingt Produzenten in Deutschland, neue Solar- und Windanlagen aufzubauen. Frankreich profitiert dagegen von seiner Atomkraft und kann bestehenden grünen Strom nutzen. So steigt der Preis für grünen Wasserstoff in Deutschland weiter, während in Frankreich günstigere Modelle realisiert werden.

Saarland verliert den Anschluss

Grüner Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Seine Produktion erfordert jedoch enorme Energiemengen. Unter den aktuellen Bedingungen mit hohen Strompreisen hält Iqony den Standort in Völklingen für nicht wettbewerbsfähig. Der erhoffte Hochlauf bleibt im Saarland aus, während Nachbarländer wie Frankreich die Vorreiterrolle übernehmen.


Französische Lösung für die Stahlindustrie

Die Stahlindustrie steht unter erheblichem Kostendruck und entschied sich nach langer Prüfung für Verso Energy. Ab 2029 beliefert das französische Unternehmen die Branche jährlich mit 6000 Tonnen grünem Wasserstoff. Der in Völklingen geplante Elektrolyseur hätte nach Iqony sogar 8000 Tonnen erzeugt. Doch ohne Kunden und mit den aktuellen Marktbedingungen bleibt die Wasserstofffabrik ein nicht umgesetztes Projekt im Saarland.

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