Die Zukunft des geplanten Chipwerks im Saarland steht auf der Kippe

Der amerikanische Chiphersteller Wolfspeed muss angesichts hoher Verluste massiv sparen, was auch den Plan zum Bau einer neuen Chipfabrik im Saarland gefährdet. Im letzten Quartal verlor das Unternehmen je Dollar Umsatz 87 Cent und sieht sich gezwungen, seine Investitionen drastisch zu reduzieren (handelsblatt: 22.08.24).


Schockierende Sparpläne: Wolfspeed kürzt Milliarden-Investitionen – Chipfabrik im Saarland in Gefahr?

Gregg Lowe, der Vorstandschef von Wolfspeed, plant, im neuen Geschäftsjahr nur noch 1,4 Milliarden Dollar in neue Werke und Maschinen zu investieren. Das ist ein Rückgang um etwa ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Im darauffolgenden Geschäftsjahr sollen die Investitionen sogar noch weiter sinken, wie Finanzvorstand Neill Reynolds in einer Analystenkonferenz ankündigte. Obwohl das deutsche Projekt in dieser Konferenz nicht explizit erwähnt wurde, liegt nahe, dass es von den Einsparungen betroffen ist. Partner ZF rechnet mittlerweile mit einem Baubeginn erst im Jahr 2026.

Der Chiphersteller Wolfspeed kämpft mit Verlusten - Pläne zum Bau einer Chipfabrik im Saarland wackeln trotz Millionen staatlicher Förderung
Der Chiphersteller Wolfspeed kämpft mit Verlusten – Pläne zum Bau einer Chipfabrik im Saarland wackeln trotz Millionen staatlicher Förderung

Nach großem Versprechen mit Scholz: Wolfspeed kämpft um Chipfabrik im Saarland – Pläne wackeln trotz Millionen staatlicher Förderung

Im Februar 2023 hatte Wolfspeed das Projekt im Saarland noch groß mit Bundeskanzler Olaf Scholz präsentiert. Damals entstand der Eindruck, dass der Bau der Fabrik unmittelbar nach Genehmigung der staatlichen Förderung starten könnte. Die Fabrik sollte bis 2027 in Ensdorf entstehen und Chips aus Siliziumkarbid (SiC) produzieren, die für Elektroautos von großer Bedeutung sind. Der deutsche Autozulieferer ZF plant, sich mit 170 Millionen Euro an dem Projekt zu beteiligen.

Obwohl eine erste Förderzusage im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms bereits vorliegt, fordert Wolfspeed weitere Mittel aus dem European Chips Act. Diese wurden bislang jedoch nicht bewilligt. Ein Interview mit dem Handelsblatt lehnte das Unternehmen ab und äußerte sich auch nicht zu Details. Die Fabrik könnte für die europäische Autoindustrie von großem Vorteil sein, da SiC-Chips den Einsatz kleinerer Batterien ermöglichen und die Ladezeiten verkürzen.

Seit der Präsentation mit dem Kanzler hat sich die Situation bei Wolfspeed jedoch verschlechtert. Das Unternehmen kämpft mit hohen Anlaufkosten für neue Werke und den Kosten für nicht ausgelastete Maschinen. Allein im letzten Quartal beliefen sich diese Kosten auf 44,5 Millionen Dollar.

Wolfspeed vor der Zerreißprobe: Technologiesprung oder Milliarden-Verlust?

Ein entscheidender Punkt für Wolfspeed ist der Wechsel von 150 Millimeter auf 200 Millimeter große Wafer, auf denen die Chips produziert werden. Dieser Technologiesprung stellt das Unternehmen vor große Herausforderungen. Sollte der Umstieg gelingen, könnte Wolfspeed einen erheblichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erlangen. Verzögert sich der Wechsel jedoch, könnten die Wettbewerber aufholen.

Im letzten Quartal verzeichnete Wolfspeed einen Verlust von 175 Millionen Dollar, etwa 60 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Das gesamte Geschäftsjahr, das am 30. Juni endete, schloss sogar mit einem Verlust, der die Erlöse überstieg.

Trotz dieser Herausforderungen hält ZF an dem gemeinsamen Vorhaben im Saarland fest. Ein Sprecher von ZF betonte, dass die Verantwortung für das Werk jedoch bei den Amerikanern liege. „Die Fabrik im saarländischen Ensdorf ist im Wesentlichen eine Wolfspeed-Fabrik und unser Partner daher auch im Lead.“ ZF geht weiterhin von einem Baubeginn im Jahr 2026 aus, während die Politik im Saarland schon mit einer deutlichen Verzögerung rechnet.


Marktposition und Zukunftsaussichten

Die Konkurrenz von Wolfspeed ist stark und finanzkräftig. Der weltweit führende Produzent von SiC-Chips, STMicroelectronics, baut seine Kapazitäten in Italien, Singapur und China aus. Auch Infineon, Onsemi und Bosch investieren Milliarden in neue Werke.

Für Wolfspeed wird es zunehmend schwieriger, im Wettbewerb mitzuhalten. Investoren zeigen sich dennoch optimistisch. Der Sparkurs von Gregg Lowe führte dazu, dass die Aktien von Wolfspeed im vorbörslichen Handel um etwa sieben Prozent stiegen, nachdem sie zuvor innerhalb eines Jahres mehr als 70 Prozent an Wert verloren hatten. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Während Wolfspeed Verluste einfährt, verzeichnete der Weltmarktführer Nvidia einen Anstieg seines Aktienkurses um rund 180 Prozent im gleichen Zeitraum.

Die Aussichten für das Chipwerk im Saarland bleiben daher ungewiss. Wolfspeed muss sich gegen finanzstärkere und besser positionierte Konkurrenten behaupten, während die Zeit drängt und die Risiken steigen.

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