Die US-Regierung plant eine drastische Erweiterung der nuklearen Kapazität auf 200 Gigawatt bis Mitte des Jahrhunderts. Um dies zu erreichen, sind neue Reaktoren, Wiederinbetriebnahmen und Modernisierungen bestehender Anlagen vorgesehen. In den kommenden zehn Jahren sollen bereits 35 Gigawatt zusätzliche Atomkraft-Kapazität ans Netz gehen. „Über die letzten vier Jahre hat die USA die industrielle Grundlage und die nötige Erfahrung für die Umsetzung dieses Vorhabens geschaffen“, betonte der nationale Klimaberater Ali Zaidi (bloomberg: 12.11.24).
Beseitigung bestehender Hindernisse
Wesentliche Barrieren wie Fachkräftemangel, die Versorgung mit heimischem Brennstoff und regulatorische Hürden werden derzeit angegangen. Laut Zaidi habe die Regierung viele Hindernisse aus dem Weg geräumt, um den Ausbau dieser kohlenstofffreien Energiequelle voranzutreiben.
Überparteiliche Unterstützung
Auch die kommende Regierung von Donald Trump zeigt sich offen für den Ausbau der Atomkraft, denn bereits im Wahlkampf forderte Trump neue Reaktoren, um den Energiebedarf datenintensiver Industrien zu decken. Auf dem Capitol Hill herrscht parteiübergreifender Konsens über die Bedeutung der Atomkraft, was im Juli zu einer neuen Gesetzgebung führte. Diese gibt der US Nuclear Regulatory Commission erweiterte Befugnisse zur Regulierung fortschrittlicher Reaktoren und neuer Brennstoffe.
Interesse von Technologieunternehmen
Unternehmen wie Microsoft, Google und Amazon haben bereits ihr Interesse an Atomenergie signalisiert. Microsoft schloss im September einen Vertrag zur Stromnutzung aus dem wiedereröffneten Kernkraftwerk Three Mile Island ab. Die zunehmende Nachfrage nach emissionsarmer Energie, angetrieben durch stromhungrige KI-Technologien, beflügelt diesen Trend.
Globaler Druck und ambitionierte Ziele
Parallel zur COP29-Klimakonferenz in Aserbaidschan wächst der Druck auf Weltführer, ihre Klimaziele zu verschärfen. Die USA haben sich gemeinsam mit rund zwei Dutzend Ländern verpflichtet, ihre Atomkraft bis 2050 zu verdreifachen. Trotz des Wachstums bei Wind- und Solartechnologien blieb die Atomkraft seit 2010 relativ konstant, teilweise als Folge des Fukushima-Unglücks 2011. Dennoch sehen viele Länder nun die Vorteile dieser Technologie neu.
Experten argumentieren, dass ein klares nationales Ausbauziel den Markt für Atomkraft stimulieren kann. Um das Ziel von 2035 zu erreichen, sei schnelles Handeln erforderlich, insbesondere bei der Bestellung verschiedener Reaktortypen, was Investitionen in Brennstoff- und Komponentenlieferketten auslöst. Ein umfassender Bericht der Biden-Administration betont die Dringlichkeit, die nukleare Infrastruktur der USA wieder aufzubauen.
„Es ist entscheidend, dass die USA und ihre Verbündeten im Wettstreit um sichere, saubere Atomkraft mithalten“, heißt es im Dokument. Internationale Partner bevorzugen Technologien, die zuerst im Herstellerland getestet werden. Weitere Empfehlungen beinhalten schnellere Genehmigungsverfahren für große Reaktoren und eine stabile steuerliche Unterstützung. Zudem sollen Mikroreaktoren an Verteidigungseinrichtungen in Betracht gezogen werden.
Lesen Sie auch:
- Tschechien plant neue Atomkraftwerke in Grenznähe zu Bayern
- Atomkraft: EU mit ehrgeizigen Zielen für die Weltklimakonferenz
- 53 Prozent der Schweizer unterstützen neue Atomkraftwerke
- Die schwedische Regierung plant massiven Ausbau der Atomkraft