Die Atomenergie erlebt ein erstaunliches Comeback. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die Kernkraft in naher Zukunft eine zentrale Rolle in der Energieerzeugung spielen. Aktuelle Daten zeigen, dass die weltweite soll. „Mehr als 70 Gigawatt an neuer Kapazität entstehen weltweit, das entspricht einem der höchsten Zuwächse in den letzten drei Jahrzehnten,“ betonte Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA. Über 40 Länder planen, ihre Atomenergie-Nutzung erheblich auszubauen (iea: 17.01.25).
Deutschland bleibt isoliert
Während viele Staaten auf Atomkraft setzen, verfolgt Deutschland einen anderen Kurs. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bekräftigte, dass das Risiko der Kernenergie den Nutzen überwiegt. Diese Haltung gilt auch trotz der Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde.
Im Gegensatz dazu belegt die IEA, dass Atomkraft nach Wasserkraft die zweitwichtigste emissionsarme Stromquelle weltweit ist. Drei Szenarien der Agentur zeigen unterschiedliche Entwicklungen. Selbst im konservativen Ansatz soll die Atomkapazität bis 2050 um 50 Prozent auf 650 Gigawatt steigen. Werden jedoch ambitionierte Klimaziele umgesetzt, könnte sich die weltweite Atomkraft-Flotte mehr als verdoppeln.
Effizienz durch Laufzeitverlängerungen
Ein großer Teil der neuen Kapazitäten entsteht durch die Verlängerung der Laufzeiten bestehender Reaktoren. Viele Anlagen sollen bis zu 80 Jahre in Betrieb bleiben. Dieser Ansatz liefert zusätzliche 120 Gigawatt Kernenergie und ist deutlich günstiger als der Neubau.
Die USA treiben diesen Trend mit Steueranreizen voran, etwa durch den „Inflation Reduction Act“. Auch andere Staaten setzen auf neue Reaktoren, wobei die Kosten eine zentrale Rolle spielen. Große Atomkraftwerke entstehen vor allem in Ländern, die staatliche Vorfinanzierungen ermöglichen. Gleichzeitig entwickeln viele Nationen kosteneffiziente Alternativen.
Modularer Fortschritt
Eine vielversprechende Entwicklung sind die modularen Kleinstreaktoren, sogenannte Small Modular Reactors (SMR). Diese sollen ab 2030 einsatzbereit sein. Länder wie die USA, Großbritannien und Schweden investieren intensiv in die Technologie. Die SMR könnten bald den Strombedarf von Rechenzentren und sogar Fernwärme decken. Laut der IEA könnten bis 2050 rund 1000 SMR mit einer Leistung von 120 Gigawatt ans Netz gehen.
Mit Produktionskosten zwischen 60 und 80 Dollar pro Megawattstunde gelten sie als ebenso wettbewerbsfähig wie Windkraftanlagen. Einige europäische Länder prüfen bereits, ob SMR auch für Meerwasserentsalzung oder andere industrielle Zwecke genutzt werden können. Das globale Comeback der Kernkraft zeigt sich hier in einer neuen, flexiblen Form. China führt in Forschung und Bau dieser neuen Reaktoren und dürfte bald eine Vorreiterrolle einnehmen.
Herausforderungen bei Großprojekten
Obwohl Atomenergie global wächst, bleiben Probleme bei Großprojekten bestehen. Projekte wie das AKW Vogtle in den USA oder Flamanville 3 in Frankreich verzeichneten massive Kosten- und Zeitüberschreitungen. Die Ursache liegt oft darin, dass diese Anlagen die ersten Neubauten seit Jahrzehnten darstellen. In Südkorea verliefen Bauprojekte hingegen deutlich effizienter. Das Atomkraftwerk Barakah in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde fast kosten- und zeitgerecht fertiggestellt.
Das Comeback der Kernenergie zeigt, dass sie eine Schlüsselrolle in der emissionsarmen Stromerzeugung einnehmen kann. Effiziente Technologien wie SMR und Laufzeitverlängerungen bieten wirtschaftliche Vorteile. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, Großprojekte erfolgreich umzusetzen. Während viele Länder die Chancen der Atomkraft nutzen, bleibt Deutschland mit seinem Ausstiegskurs eine Ausnahme.
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