Friedrich Merz präsentiert sich gern als Bewahrer der politischen Ordnung. Noch vor wenigen Tagen betonte er: „Wir sind die Brandmauer.“ Jetzt jedoch erklärt er, dieser Ausdruck gehöre „nie zum Sprachgebrauch der CDU“. Diese Kehrtwende zeigt, wie orientierungslos die Partei agiert. Zwischen moralischer Pose und strategischem Leerlauf versucht die CDU, Stärke zu zeigen – und entlarvt stattdessen ihre Schwäche. Die Brandmauer, einst als Schutzwall gedacht, steht heute für eine Partei, die den Kontakt zu den Bürgern verliert. Auch Friedrich Merz, der Parteichef der Union, verkörpert diese politische Selbstblockade, die das Vertrauen in die Demokratie untergräbt.
Wenn die Brandmauer zur Sackgasse wird
Die CDU betrachtet die AfD als Gegner. Doch eine Demokratie lebt nicht vom Kampf, sondern vom Gespräch. Wer Mehrheiten gestalten will, muss Brücken bauen statt Gräben vertiefen. Politik bedeutet Austausch, nicht Ausgrenzung. Politik ist die Kunst des Möglichen – und durch Ausgrenzung geht genau dieses Mögliche verloren. Mit jeder geschlossenen Tür verengt sich der politische Spielraum, den ein Land braucht, um handlungsfähig zu bleiben.

Die Strategie der CDU, die Alternative für Deutschland konsequent aus dem politischen Diskurs auszuschließen, zeigt fatale Nebenwirkungen. Statt die AfD zu schwächen, stärkt er sie. Immer mehr Bürger wenden sich ab und suchen Gehör bei jener Partei, die man zu ignorieren versucht. Die Union verliert gleichzeitig eigene Wähler, weil sie sich weigert, die realen Sorgen ihrer Basis ernst zu nehmen.
Der Brand auf der eigenen Seite
Trotz dieser Entwicklung hält die CDU an ihrer Linie fest. Nach der jüngsten Entscheidung der Parteiführung soll die Strategie der Abgrenzung fortgesetzt werden. Ob das klug ist, lässt sich nach den bisherigen „Erfolgen“ bezweifeln. Die vielbeschworene Brandmauer dient längst nicht mehr dem Schutz der Demokratie, sondern dem Schutz vor der eigenen Ratlosigkeit. Der Brand, den man fernhalten wollte, lodert inzwischen im eigenen Haus.
Die Entfremdung der Union von ihren Wählern frisst sich wie ein Schwelbrand durch die Reihen. Vertrauen schwindet, weil Glaubwürdigkeit fehlt – und auch der Schutzwall aus Worten bietet keinen Halt mehr. Wer die Diskussion meidet, verliert die Deutungshoheit.
Ein Ausweg aus der Sackgasse
Die CDU verteidigt Symbole, während sie politische Substanz einbüßt. Statt inhaltliche Klarheit zu schaffen, beschäftigt sie sich mit moralischer Abgrenzung. So wird die Brandmauer kein Zeichen der Stärke, sondern ein Symbol für Stillstand. Eine Partei, die auf Dialog verzichtet, riskiert ihre eigene Relevanz.
Ein kluger Kurs verlangt Offenheit. Gespräche mit politischen Mitbewerbern bedeuten nicht Zustimmung, sondern Verantwortungsbewusstsein. Nur wer zuhört, kann überzeugen. Die CDU könnte wieder zur gestaltenden Kraft aufsteigen, wenn sie die Sorgen der Bürger ernst nimmt und nicht reflexartig moralisierend reagiert.
Solange Friedrich Merz an der Illusion einer schützenden Brandmauer festhält, brennt die Partei von innen weiter. Der Brand auf der eigenen Seite lässt sich nicht löschen, solange niemand bereit ist, ihn zu benennen. Nur wer hinsieht und handelt, kann das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen – und die Afd politisch herausfordern, statt sie durch Schweigen zu stärken. (KOB)
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