Hohe Energiepreise, steigende Löhne und eine schwache Nachfrage lassen die Gewinne der deutschen Autohersteller im ersten Halbjahr 2025 massiv schrumpfen. Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi, BMW und Porsche melden teils dramatische Rückgänge. Die neuen US-Zölle greifen erst im zweiten Halbjahr – die Ursachen für die Verluste liegen längst im Inland (welt: 30.07.25).
Gewinne sinken trotz Absatzplus bei E-Autos
Mercedes-Benz meldet einen Einbruch des Gewinns um fast 56 Prozent. Statt 6,1 Mrd. € verbleiben nur 2,7 Mrd. €. Das operative Ergebnis schrumpft auf 3,6 Mrd. €, der Umsatz sinkt auf 66,4 Mrd. €. Neben sinkenden Exportzahlen belasten auch hohe Fixkosten und schwache Kaufanreize die Bilanz.

Ein massives Sparprogramm soll Produktions- und Fixkosten bis 2027 jeweils um zehn Prozent senken. „Maßnahmen zur Personalreduktion in indirekten Bereichen laufen bereits“, heißt es aus Konzernkreisen.
VW-Konzern kämpft mit Ertragsrückgang
Volkswagen verbucht im zweiten Quartal einen operativen Gewinnrückgang um 29 Prozent auf 3,8 Mrd. €. Die operative Marge erreicht mit 4,7 Prozent ein historisches Tief. Für das erste Halbjahr ergibt sich ein Rückgang der Gewinne um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr.
Ursachen liegen im Vertrieb margenschwacher E-Modelle und in hohen Rückstellungen für interne Umbauten. Die Elektroautos verkaufen sich zwar besser, doch die Erträge je Fahrzeug bleiben deutlich unterhalb der Verbrenner-Modelle. Hinzu kommen Preisnachlässe, Währungseffekte und eine Absatzdelle auf wichtigen Auslandsmärkten wie China und den USA.
Audi setzt auf harte Einschnitte
Audi verzeichnet einen Gewinneinbruch von 37,5 Prozent. Der Nettogewinn fällt auf 1,3 Mrd. €. Ursache sind unter anderem Rückstellungen für den Abbau von 7.500 Stellen bis 2029. Steigende Löhne und Investitionen in neue Modelle erhöhen den Druck zusätzlich.
Die Elektromobilitäts-Offensive läuft, doch die Rendite liegt deutlich unter den Erwartungen. „Nur eine konsequente Strukturreform schafft langfristige Stabilität“, betonen Führungskräfte.
Porsche trifft die China-Krise mit voller Wucht
Porsche verliert im zweiten Quartal 91 Prozent des operativen Gewinns. Nur noch 154 Mio. € verbleiben von zuvor 1,7 Mrd. €. Der Umsatz sinkt um 13 Prozent. Absatzprobleme in China, teure Umstellungen im Werk und eine verhaltene Nachfrage drücken auf das Ergebnis.
Die Umstellung auf Elektroautos verläuft kostenintensiv. Insbesondere der Taycan verkauft sich unter Druck durch Konkurrenz aus Fernost oft nur mit Preisnachlass. Das Management kündigt den Abbau von rund 1.900 Stellen bis 2029 an und stellt die Belegschaft auf weitere Einschnitte ein.
BMW hält sich besser, aber nicht stabil
BMW erzielt im ersten Quartal einen Gewinn von 2,2 Mrd. €, was einem Rückgang von 26,4 Prozent entspricht. Der Umsatz sinkt um 7,8 Prozent auf 33,8 Mrd. €. Zwar bleibt der Absatz relativ stabil, doch die Marge schrumpft spürbar.
Auch BMW spürt die Belastung durch niedrige Deckungsbeiträge bei elektrischen Modellen. Steigende Personalkosten und schwache Verkäufe in China schränken den Spielraum zusätzlich ein. Konzernanalysten behalten die Jahresziele im Blick, warnen aber vor zusätzlichen Belastungen.
Standort Deutschland verliert an Attraktivität
Die strukturellen Probleme wiegen schwer. Energie- und Lohnkosten liegen weit über dem internationalen Niveau. Hinzu kommen hohe Investitionen in die Elektromobilität bei gleichzeitig niedriger Rendite. Verkaufsfördernde Rabatte und Preisnachlässe schmälern zusätzlich die Gewinne.
Die kürzlich beschlossenen US-Zölle auf europäische E-Autos betreffen die Hersteller erst ab Juli. Trotzdem sinkt die Wettbewerbsfähigkeit schon jetzt. Besonders der Druck auf deutsche Werke nimmt spürbar zu.
Politische Gegenreaktionen bleiben vage
Industrievertreter fordern niedrigere Strompreise, flexiblere Arbeitszeitmodelle und gezielte Steueranreize. Doch politische Antworten bleiben bislang aus. Stattdessen droht der Abfluss von Produktionskapazitäten ins Ausland.
Die deutsche Autoindustrie steht an einem Wendepunkt. Ohne tiefgreifende Standortreformen brechen nicht nur die Gewinne weg, sondern auch der industrielle Kern. Ganze Regionen geraten unter Druck: Arbeitsplätze entfallen, Gewerbesteuereinnahmen sinken, kommunale Haushalte verlieren an Stabilität. Besonders Städte mit starker Industrieabhängigkeit leiden unter der Entwicklung – wirtschaftlich wie sozial.
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