Deutschland verliert Wettlauf um Rechenzentren – KI-Infrastruktur droht zu scheitern

Deutschland droht im internationalen Wettlauf um digitale Infrastruktur den Anschluss zu verlieren. Während andere Länder gezielt investieren, fehlen hierzulande schnelle Genehmigungen, leistungsfähige Stromnetze und strategische Kooperationen. Der Rückzug Googles aus Brandenburg macht deutlich, wie groß die Hindernisse inzwischen sind (manager-magazin: 19.07.25).


Der Wettlauf um digitale Infrastruktur spitzt sich zu

Geplant war ein zukunftsweisendes Großrechenzentrum südlich von Berlin. Google zog sich nach interner Prüfung zurück. Als Gründe nannte der Konzern unter anderem die allgemeine Marktentwicklung und unternehmerische Prioritäten. Zwar bleibt Google mit Cloud-Regionen in Frankfurt, Berlin-Brandenburg und einem Zentrum in Hanau aktiv, doch die Absage trifft einen ohnehin geschwächten Standort.

Deutschland droht den globalen Wettlauf um Rechenzentren zu verlieren – fehlende Infrastruktur gefährdet KI-Entwicklung
Deutschland droht den globalen Wettlauf um Rechenzentren zu verlieren – fehlende Infrastruktur gefährdet KI-Entwicklung

In Frankfurt – Deutschlands wichtigstem Internetknoten – hemmen lange Anschlusszeiten den Ausbau. Experten berichten, dass allein der Zugang zum Stromnetz teils mehrere Jahre benötigt. Für internationale Investoren ein klares Risiko, das viele inzwischen scheuen.

Deutschland fällt im globalen Wettlauf zurück

Daten der Synergy Research Group zeigen: Europa spielt beim Ausbau großer Rechenzentren kaum noch eine Rolle. Nur Dublin bleibt unter den Top 20 weltweit, ist jedoch vom dritten auf den fünften Platz zurückgefallen. Frankfurt und Amsterdam haben ihre Positionen verloren. Noch 2024 waren beide unter den führenden Standorten gelistet.

Insgesamt liegen 14 der 15 größten Rechenzentrumsregionen in den USA. Europa bleibt außen vor – Deutschland verliert zusätzlich an Einfluss. Technische Engpässe, fehlende politische Klarheit und verpasste Chancen beschleunigen den Abstieg.

Interner Streit blockiert wichtige Projekte

Statt gemeinsamer Lösungen dominieren interne Konflikte. Telekom, SAP, Ionos und die Schwarz-Gruppe konnten sich nicht auf eine gemeinsame Bewerbung für ein europäisches Großprojekt einigen. Solche Auseinandersetzungen lähmen die dringend nötige Entwicklung.

Während globale Hyperscaler ihre Kapazitäten in Rekordtempo ausbauen, verharrt Deutschland in der Planungsphase. Die Marktführer – AWS, Microsoft und Google – haben ihre Leistungen in vier Jahren verfünffacht. Ihre Rechenzentren bilden das Rückgrat für KI, Cloud-Dienste und industrielle Anwendungen.


Hyperscaler wachsen – Deutschland stagniert

Laut Synergy Research entfällt bereits heute fast die Hälfte der weltweiten Rechenleistung auf Hyperscaler. Für 2030 rechnen Analysten mit einem Anstieg auf 61 Prozent. Deutschland kann bei diesem Wachstum nicht mithalten.

Während AWS allein im ersten Quartal 2025 rund 29,3 Milliarden Dollar umsetzte, kam der größte deutsche Anbieter souveräner Cloud-Dienste auf unter 450 Millionen Euro. Diese Lücke gefährdet nicht nur wirtschaftliches Wachstum, sondern auch digitale Unabhängigkeit.

Ohne schnelle Lösungen bleibt Deutschland Zuschauer

Rechenzentren sichern digitale Zukunftstechnologien. Sie benötigen Fläche, leistungsfähige Netze und politisches Engagement. Doch Deutschland verzettelt sich in Bürokratie und Streit. Der Rückzug Googles aus Brandenburg steht exemplarisch für ein Land, das beim Ausbau strategischer Infrastruktur scheitert.

Im globalen Wettlauf um digitale Souveränität braucht es Tempo, Investitionen und klare Zuständigkeiten. Ohne diese Voraussetzungen bleibt Deutschland auf der Zuschauertribüne – während andere längst die Spielregeln bestimmen.

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