Deutschland opfert seine Kernindustrie

Das Münchener Ifo-Institut hat eine Untersuchung veröffentlicht, in der es vor einer Schrumpfung der Autobranche in Deutschland in den nächsten 15 Jahren warnt. Die Umstellung auf E-Mobilität führt zu einer Deindustrialisierung der deutschen Kernindustrie (ifo: 17.03.23).


Deutsche Automobilindustrie verliert Wettbewerbsvorteil im Elektroauto-Markt

Die Experten des Instituts, Oliver Falck, Lisandra Flach und Christian Pfaffl, betonen, dass dies weitreichende Auswirkungen hat, da die Branche 2021 rund 900.000 Beschäftigte hatte und 2018 eine Wertschöpfung von 109 Milliarden Euro erreichte, vergleichbar mit dem Maschinenbau. Deutschland ist führend in der europäischen Kraftfahrzeugbranche und trägt fast die Hälfte der Wertschöpfung, während Frankreich (9 Prozent) und Großbritannien (8,4 Prozent) weit dahinter liegen. Die Fahrzeugindustrie ist aufgrund langer Zulieferketten besonders stark vernetzt, wobei 60 Prozent des Produktionswerts aus Zulieferungen stammen. 27 Prozent der Wertschöpfung der deutschen Autoproduktion findet im Ausland statt, hauptsächlich in Europa.

Automobilindustrie verliert Wettbewerbsvorteil. Ifo-Institut warnt vor Abwanderung der deutschen Kernindustrie in die USA und nach China
Automobilindustrie verliert Wettbewerbsvorteil. Ifo-Institut warnt vor Abwanderung der deutschen Kernindustrie in die USA und nach China
Bild: Bertel Schmitt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Das Ifo-Institut betont in seiner Untersuchung, dass obwohl die deutsche Automobilindustrie in der Vergangenheit einen Wettbewerbsvorteil bei der Produktion von Verbrennungsmotoren hatte, dieser Vorteil im Bereich der Elektrofahrzeuge weniger stark ausgeprägt ist. Neue Konkurrenten wie Tesla und gestärkte Konkurrenz aus anderen Kontinenten drängen auf den Markt. China hatte bisher wenig Erfahrung in der Automobilproduktion, aber es gibt neue, erfolgreiche Hersteller von Elektrofahrzeugen aus diesem Land.

Deutsche Autohersteller setzen auf China

In der Vergangenheit haben deutsche Autohersteller stark in China investiert, um für den dortigen Markt zu produzieren. In Zukunft wird die Anzahl der in China produzierten Elektroautos für den europäischen Markt voraussichtlich weiter steigen, einschließlich Fabriken deutscher Konzerne wie BMW. Dies wird Chinas Kompetenz im Bereich der Elektrofahrzeuge durch ausländische Direktinvestitionen weiter stärken, was dazu beitragen könnte, dass China seine Position auf dem Markt für Elektroautos weiter ausbaut.


Ifo-Institut warnt vor Abwanderung der deutschen Kernindustrie in die USA und nach China

Die Digitalisierung stellt eine laut Ifo-Institut weitere Herausforderung dar, bei der deutsche Auto- und Nutzfahrzeugkonzerne nicht besonders gut aufgestellt sind. „Die eigentliche Herstellung von Autos verliert an Bedeutung, da Software einen immer größeren Teil der Wertschöpfung ausmacht“, so die Experten. Dies eröffnet Technologiekonzernen neue Möglichkeiten, in den Automarkt einzutreten, da sie in Digitalfragen oft einen Kompetenzvorsprung gegenüber Autounternehmen haben.

Obwohl Autohersteller versuchen aufzuholen, auch durch Kooperationen, ist es noch unklar, ob die Wertschöpfung langfristig nicht an die Technologiekonzerne abfließen wird. Derzeit wird dieser Markt von amerikanischen Technologiekonzernen dominiert, aber in Zukunft wird China wahrscheinlich eine Rolle spielen. Die Regierung hat das strategische Ziel gesetzt, dass der chinesische Bedarf an Unterhaltungselektronik im Auto und Fahrassistenzsystemen bis 2030 ausschließlich auf dem Heimatmarkt gedeckt werden soll. Wie die Experten betonen, sind deutsche Autohersteller in diesem Bereich nicht außergewöhnlich gut aufgestellt.

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