Deutsche Automobilhersteller stehen vor großen Herausforderungen. Strengere Umweltauflagen und Emissionsstandards setzen die Branche unter Druck. Die Konkurrenz, insbesondere durch Tesla und BYD, verschärft die Situation weiter. Diese Veränderungen haben die Gewinnmargen schrumpfen lassen und die Märkte gesättigt. Der Wechsel zur Elektromobilität verlangt enorme Investitionen. Moritz Schularick, Leiter des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, hat sich dazu geäußert und sprach er von einem notwendigen grundlegenden Wandel in der Branche (merkur: 19.07.24).
Ökonom sieht düstere Zukunft für deutsche Automobilhersteller
Schularicks These geht über die Antriebstechnologie hinaus. Er sieht auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Rüstungsindustrie könnte laut ihm eine Lösung sein. Schularick erklärte: „Autozulieferer und Stahlindustrie verlieren Mitarbeiter. Man muss diese Arbeitnehmer in die neuen Branchen bringen.
Das passiert bereits in der Militärtechnologie, daraus werden wir gesamtwirtschaftlich Vorteile ziehen.“ Er bezweifelt, dass die großen deutschen Automobilhersteller BMW, VW und Mercedes-Benz in ihrer aktuellen Form das Jahrzehnt überleben.
BMW trotzt Krise: Einzige deutsche Premiummarke mit Absatzplus – Mercedes und Audi verlieren
Die deutschen Premiumhersteller kämpfen mit stagnierenden Umsätzen. Nur BMW verzeichnete einen Anstieg von 2,3 Prozent auf 1,1 Millionen Fahrzeuge. Damit bleibt BMW weltweit führend, vor Mercedes-Benz und Audi, die beide Rückgänge erlebten. Mercedes verkaufte knapp 960.000 Fahrzeuge, ein Minus von sechs Prozent, während Audi mit 833.000 Autos einen Rückgang von acht Prozent verzeichnete.
BMW profitiert von einer jüngeren Modellpalette und ist weniger von der schwächelnden Nachfrage in China betroffen. Zudem konnte BMW den Absatz von Elektroautos um etwa ein Drittel auf knapp 180.000 Fahrzeuge steigern.
Ökonom warnt: Deutschlands Wirtschaftsstrategie führt in den Rückstand
Schularick kritisiert, dass Deutschland wirtschaftspolitisch zu stark auf die Interessen großer Konzerne fokussiert ist. Ein Beispiel ist der Widerstand gegen EU-Strafzölle für chinesische Modelle. Schularick hält dies für „zu kurz gedacht“. Er erwartet, dass die Absätze von VW und Co. in China aufgrund der Konkurrenz heimischer Hersteller ohnehin sinken.
Er sieht die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb nicht gut aufgestellt. Deutschland sei „in vielen Bereichen im Rückstand“. Neben Elektroautos betrifft dies auch die Digitalisierung und Software-Entwicklung, abgesehen von SAP. Zudem fehle es an Infrastruktur und Möglichkeiten für heimische Cloud-Anwendungen.
Langsame Veränderungsgeschwindigkeit
Schularick kritisiert die langsame Veränderungsgeschwindigkeit. Dies führt er auf die alternde Gesellschaft zurück: „Die tun sich mit Veränderungen schwer. Ein Großteil ist über 50, für sie wird Politik gemacht, nicht für die 20- bis 30-Jährigen.“ Den Rechtsruck in der Gesellschaft zugunsten der AfD führt er auf die Politik der Altparteien zurück. Junge Menschen hätten Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und eine Wohnung zu finden. „Es ist dann kein Wunder, dass junge Menschen in Deutschland unzufrieden sind“, so der Wirtschaftsexperte.
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