Die deutsche Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise. Zwei Jahre in Folge schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Solch eine Entwicklung gab es zuletzt vor über zwei Jahrzehnten. 2024 verzeichnete die Wirtschaft ein Minus von 0,2 Prozent, 2023 betrug der Rückgang 0,3 Prozent. Laut dem Statistischen Bundesamt ist diese Entwicklung alarmierend, denn auch die Aussicht für 2025 ist eher düster (zdf: 15.01.25).
Langsamstes Wachstum in der Industriegeschichte
Die Prognosen für 2025 sind düster. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet, dass Deutschland unter den Industrienationen am langsamsten wachsen wird. „Deutschland ist auf dem Weg, in diesem Jahrzehnt so langsam wie nie zuvor zu wachsen“, erklärte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Von 2020 bis 2024 habe die Wirtschaftsleistung lediglich um ein halbes Prozent zugenommen.
Mehrere Faktoren bremsen die Konjunktur aus. Der erhoffte Konsumaufschwung blieb aus. Obwohl die Reallöhne steigen, haben die Menschen ihre Kaufkraftverluste aus den vergangenen Jahren nicht ausgeglichen. Viele Haushalte sparen aufgrund von Arbeitsplatzunsicherheiten. Gleichzeitig leidet die Baubranche unter schwacher Nachfrage. Für viele bleibt der Traum vom Eigenheim unerreichbar, da hohe Finanzierungs- und Materialkosten die Realisierung erschweren.
Herausforderungen für den Export und die Baubranche
Auch die Exportwirtschaft steht unter Druck. Die Nachfrage aus China, einem der wichtigsten Handelspartner, bleibt niedrig. Diese Entwicklung trifft vor allem exportorientierte Unternehmen hart. Hinzu kommen die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe, die die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Firmen zusätzlich belasten.
Die politische Lage trägt ebenfalls zur Unsicherheit bei. Der russische Krieg gegen die Ukraine und haushaltspolitische Turbulenzen in der Bundesregierung haben Investitionen ausgebremst. Die Auflösung der Ampel-Koalition und die bevorstehenden Neuwahlen am 23. Februar 2025 verstärken diese Unsicherheit. Viele Unternehmen warten ab, bevor sie neue Projekte starten oder Personal einstellen.
Schlechte Stimmung in der Wirtschaft
Die Stimmung unter deutschen Unternehmen ist so schlecht wie zuletzt während der Corona-Krise. Das Münchner Ifo-Institut stellte in einer Umfrage fest, dass der Optimismus in der Wirtschaft rapide gesunken ist. „Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden“, kommentierte Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts.
Die Unsicherheit wirkt sich nicht nur auf Unternehmen, sondern auch auf Verbraucher aus. Viele verzichten auf größere Anschaffungen oder Investitionen. Das Vertrauen in eine baldige Erholung der Wirtschaft ist gering.
Blick auf die Bundestagswahl
Die Bundestagswahl 2025 wird als Wendepunkt angesehen. Neue wirtschaftspolitische Impulse könnten helfen, den Weg aus der Krise zu finden. Doch der Ausgang der Wahl ist ungewiss, was die Zurückhaltung bei Investoren und Unternehmen erklärt.
Eine langfristige Strategie ist dringend erforderlich, um Wachstum und Stabilität zu sichern. Experten betonen, dass nachhaltige Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung unverzichtbar sind. Nur so lässt sich das Vertrauen der Unternehmen und Bürger wiederherstellen.
Fazit
Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist eine der schwersten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Deutschland muss umfassende Reformen einleiten, um Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zu sichern. Ohne entschlossenes Handeln droht eine weitere Verschlechterung der Situation. Die nächsten Monate werden entscheidend für die Zukunft der deutschen Wirtschaft sein.
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