Deutschlands Traum vom einer weltweit führenden Solarindustrie ist gescheitert. Millionen installierte Solaranlagen erzeugen zwar Strom, doch fast alle stammen aus China. Die Hoffnung auf eine industrielle Wiedergeburt durch erneuerbare Energien schwindet. Chinesische Dumpingpreise, fehlende politische Unterstützung und ein stagnierender Markt lassen den einst gefeierten Aufbruch zur Illusion werden. Die heimische Solarproduktion steht kurz vor dem Aus – das grüne Wirtschaftswunder bleibt Wunschdenken (wiwo: 29.07.25).
Das grüne Wirtschaftswunder blieb aus
Zwar gelingt der Vertrieb von Photovoltaikanlagen noch, doch der Einbruch bei der Nachfrage ist unübersehbar. Zwischen 2019 und 2023 hatte sich der Absatz vervielfacht, inzwischen herrscht Flaute. Hohe Kosten, politische Unsicherheit und bürokratische Hindernisse dämpfen die Dynamik.

Das Ausbauziel von 215 Gigawatt bis 2030 rückt in weite Ferne. Ohne Produktionsbasis und stabile Rahmenbedingungen lässt sich kein grünes Wirtschaftswunder mehr erzeugen.
Rückschläge in der Industrie
Die Insolvenz der Glasmanufaktur Brandenburg zeigt, wie tief die Krise reicht. Die letzte Solarglasfabrik Deutschlands musste im Juli aufgeben. Appelle für einen Resilienzbonus und EU-Antidumpingmaßnahmen verhallten ungehört. Weitere Insolvenzen drohen. Selbst Hersteller von Wechselrichtern und Speichern geraten unter Druck. Der deutsche Beitrag zur Wertschöpfungskette bricht weg – ein wirtschaftspolitischer Offenbarungseid.
Chinas Dominanz gefährdet Energiesouveränität
China kontrolliert inzwischen den globalen Solarmarkt. Über 5,3 Millionen Photovoltaikanlagen sind in Deutschland installiert, doch fast alle Komponenten stammen aus Asien. Die chinesische Regierung fördert die Produktion mit massiven Subventionen und drückt die Preise. Deutsche Hersteller verlieren ihre Marktstellung. Das grüne Wirtschaftswunder, das einst auf lokaler Produktion und technologischer Stärke beruhen sollte, verwandelt sich in eine fatale Abhängigkeit.
Sonderkonjunktur vorbei – Strukturkrise bleibt
Während der Pandemie und nach dem russischen Angriff auf die Ukraine boomte der Markt. Der Wunsch nach Energieunabhängigkeit trieb die Nachfrage. Diese Phase ist nun vorbei. Der Markt stagniert, politische Impulse fehlen. Der Bundesverband Solarwirtschaft warnt, ohne konsequenten Ausbau von Speichern und Produktionskapazitäten werde das Ziel für 2030 nicht erreichbar sein. Das grüne Wirtschaftswunder ist längst ausgebremst.
Letzte Chance für Meyer Burger?
Beim Modulhersteller Meyer Burger stehen die Werke in Sachsen und Sachsen-Anhalt still. Rund 500 Arbeitsplätze sind bedroht. Insolvenzverwalter Lucas Flöther hält eine Sanierung für möglich: „Meyer Burger hat exzellente Produkte, hervorragendes Know-how und eine hochmoderne Fertigung.“ Verhandlungen mit Investoren laufen – doch die Zeit für eine Rettung ist knapp. Ohne Neuausrichtung droht auch diesem Betrieb das Aus.
Forschung ersetzt keine Industriepolitik
Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme sieht noch Chancen in technologischem Vorsprung. „Es ist nicht alles hoffnungslos, und ohne Forschung hat man überhaupt keine Chance mehr.“ Das Start-up NexWafe plant eine neue Produktionsstätte für Silizium-Wafer in Bitterfeld-Wolfen. Doch ohne staatliche Flankierung reicht Innovation allein nicht. Das grüne Wirtschaftswunder bleibt ein leeres Versprechen, solange strukturelle Probleme ungelöst bleiben.
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