Die Automobilzulieferbranche steckt tief in der Krise. Insolvenzen nehmen rasant zu. Im ersten Halbjahr 2024 stieg ihre Zahl um etwa zwei Drittel. Besonders betroffen sind kleinere und mittelständische Unternehmen. Aber auch größere Namen wie die traditionsreiche WKW-Gruppe, die 3.000 Mitarbeiter zählt und einen Jahresumsatz von 560 Millionen Euro erzielt, geraten ins Straucheln. Der wirtschaftliche Druck übersteigt oft die Belastungsgrenze. Selbst frühzeitig auf Elektromobilität ausgerichtete Firmen leiden. Der Absatz reiner E-Autos brach nach dem Ende staatlicher Kaufprämien stark ein. Parallel dazu fallen die Neuzulassungen insgesamt. Dieser Zustand zeigt, dass der Untergang vieler Unternehmen droht (wallstreet-online: 26.12.24).
Auswirkungen auf die Zulieferer
Rückgänge bei Bestellungen setzen Zulieferer unter Druck. Autohersteller reduzieren die Abrufe aus bestehenden Rahmenverträgen. Gleichzeitig steigen die Kosten in Deutschland. Diese Kombination schrumpft die ohnehin geringen Margen. Unternehmen mit schwacher Eigenkapitalbasis stehen besonders unter Druck. Der Konkurs bleibt oft der letzte Ausweg.
Ein weiteres Problem ist die sinkende Profitabilität der Zulieferer. Die gestiegenen Produktionskosten lassen sich nur schwer weitergeben. Damit verschärfen sich die finanziellen Herausforderungen. Besonders betroffen sind Hersteller mit Schwerpunkt auf traditionellen Verbrennungsmotoren.
Beispiel Continental
Beim DAX-Konzern Continental zeichnen sich tiefgreifende Veränderungen ab. Der Vorstand treibt die Aufspaltung des Konzerns voran. Bis Ende 2025 sollen die Automotive-Aktivitäten abgespalten und separat an die Börse gebracht werden. Diese Entscheidung folgt auf wiederholte Forderungen von Investoren. Der Bereich Reifen bleibt eigenständig. Dieses profitable Geschäft musste bisher die schwächelnde Zuliefersparte subventionieren. Diese Praxis stößt zunehmend auf Widerstand.
Ein striktes Kostensenkungsprogramm soll die finanzielle Lage verbessern. CEO Nikolai Setzer rechnet mit jährlichen Einsparungen von 400 Millionen Euro. Allerdings sind dafür massive Stellenkürzungen notwendig. Mehr als 7.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Trotz dieser Herausforderungen zeigte die Zuliefersparte zuletzt unerwartet positive Ergebnisse. Eine befürchtete Prognosesenkung blieb aus. Dennoch bleibt ungewiss, ob diese Maßnahmen den Untergang der Sparte verhindern können.
Schaeffler und die Integration von Vitesco
Beim fränkischen Zulieferer Schaeffler schaut man genau auf die Entwicklungen bei Continental. Mit der Übernahme des Antriebsspezialisten Vitesco setzt Schaeffler auf Elektromobilität. Diese Fusion stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Vitesco brachte vor der Übernahme eine operative Marge von nur 4 Prozent ein. Die Integration in den Konzern verlangt nun erhebliches Geschick. Trotzdem bleibt Schaeffler zuversichtlich, dass Elektromobilität eine tragfähige Zukunft bietet.
Die Umstrukturierung hat Schaeffler in die Liga der zehn größten Zulieferer weltweit gebracht. Dennoch bleibt die Aufgabe komplex. Der Konzern mit mehr als 120.000 Mitarbeitern muss sich in einem zunehmend schwierigen Markt behaupten. Risiken durch hohe Investitionskosten und eine volatile Nachfrage bestehen weiterhin. Hier könnte ein Scheitern den Untergang des Geschäftsmodells bedeuten.
Auswirkungen auf Engineering-Dienstleister
Engineering-Dienstleister wie Bertrandt spüren ebenfalls die Zurückhaltung der Autohersteller. Entwicklungsbudgets könnten eigentlich erhöht werden, doch stattdessen häufen sich Projektverschiebungen. Diese Verzögerungen senken die Auslastung der Mitarbeiter. Steigende Personalkosten verschärfen die Lage. Bertrandt musste mehrfach seine Geschäftserwartungen anpassen. Im letzten Quartal 2023/24 verzeichnete das Unternehmen rote Zahlen.
Die Hoffnung auf schnelle Markterholung schwindet. Stattdessen setzt man auf interne Optimierungen. Dies beinhaltet die Fokussierung auf profitable Geschäftsbereiche. Dennoch bleibt die Branche vor großen Herausforderungen. Die Konkurrenz aus China und von Tesla erfordert ständige Innovationen. Deutsche Zulieferer kämpfen um ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Fazit
Die deutsche Automobilzulieferbranche steht vor einem fundamentalen Wandel. Insolvenzen und Restrukturierungen prägen das Bild. Unternehmen müssen sich an neue Realitäten anpassen. Wer den Wandel nicht schafft, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig bietet die Transformation Chancen. Der Fokus auf Elektromobilität und Innovation könnte sich langfristig auszahlen. Doch der Weg dorthin bleibt steinig. Ohne entschlossenes Handeln droht ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit – und für einige der Untergang.
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