Der Offshore-Windkraft-Ausbau gerät ins Wanken, weil Investoren beim aktuellen Ausschreibungsverfahren ohne Einspeisevergütung um ihre Rendite fürchten. Diese Sorge trifft auf ein unausgereiftes Ausschreibungsverfahren, eine unsichere Flächenplanung und wachsende Zweifel an Differenzverträgen. Gleichzeitig leidet der Offshore-Windkraft-Ausbau unter fehlender Verlässlichkeit, obwohl die Windenergie auf See politisch als Schlüsseltechnologie gilt. Genau diese Gemengelage bremst Investitionen, während Projektierer und Zulieferer Entscheidungen aufschieben (handelsblatt: 11.12.25).
Offshore-Windkraft-Ausbau braucht ein neues Ausschreibungsverfahren
Die Kritik der Branche richtet sich vor allem gegen das bestehende Ausschreibungsverfahren. Betreiber müssen auf eine Einspeisevergütung verzichten und zugleich hohe Zahlungen leisten, um überhaupt zum Zug zu kommen. Dieses Vergabemodell erhöht das wirtschaftliche Risiko erheblich, während Banken und Investoren klare Kalkulationsgrundlagen verlangen. Felipe Montero von Iberdrola Deutschland macht deutlich, dass ohne Reformen kaum noch tragfähige Projekte entstehen. Er warnt davor, dass Lieferketten nur dann stabil bleiben, wenn der Offshore-Windkraft-Ausbau kontinuierlich voranschreitet.

Die gescheiterte Auktion im August verdeutlicht das Problem. Kein Unternehmen gab ein Gebot ab, obwohl Flächen verfügbar waren. Das Ausschreibungsverfahren setzt auf Wettbewerb ohne Strompreisgarantie, doch genau dieser Ansatz wirkt abschreckend. In einer zweiten Runde entscheidet das höchste Angebot an den Staat, was faktisch einer Vorabbelastung gleicht. Diese Struktur verunsichert selbst finanzstarke Akteure.
Einspeisevergütung fehlt als Sicherheitsnetz
Ohne Einspeisevergütung fehlt vielen Projekten die wirtschaftliche Basis. Betreiber müssen den Strom vollständig am Markt platzieren, obwohl Preise stark schwanken. Diese fehlende Strompreisgarantie schmälert die Renditeaussichten und verteuert die Finanzierung. Zwischen 2023 und 2025 flossen zwar 16,8 Milliarden Euro aus Auktionen an den Staat, doch für den Offshore-Windkraft-Ausbau bedeutet dies steigende Hürden. Klassische Energieunternehmen ziehen sich zurück, während selbst große Konzerne zuletzt zögerten.
Die Branche betont deshalb, dass eine verlässliche Einspeisevergütung oder ein vergleichbares Instrument Investitionen erleichtern würde. Ohne diese Absicherung bleibt der Ausbau Windenergie auf See anfällig für Marktturbulenzen.
Energiewende hängt am Ausbau auf See
Ein stagnierender Offshore-Windkraft-Ausbau gefährdet zentrale energiepolitische Ziele. Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2030 auf mindestens 80 Prozent steigen, doch ohne zusätzliche Kapazitäten auf See bleibt dieses Ziel außer Reichweite. 2024 lag der Anteil erst bei 59 Prozent. Die Bundesregierung plant zwar 30 Gigawatt bis 2030, doch aktuell sind lediglich 9,2 Gigawatt installiert.
Diese Lücke zeigt, wie stark die Energiewende vom Offshore-Windkraft-Ausbau abhängt. Jede Verzögerung wirkt sich direkt auf Versorgungssicherheit und Strompreise aus, während der internationale Wettbewerb nicht wartet.
Differenzverträge als Brücke für Investoren
Als Lösungsansatz rücken Differenzverträge stärker in den Fokus. Diese sogenannten CfD-Verträge sichern einen festen Erlös, indem sie Preisschwankungen ausgleichen. Liegt der Marktpreis unter dem vereinbarten Niveau, gleicht der Staat die Differenz aus, während bei höheren Preisen Rückzahlungen erfolgen. Damit entsteht ein verlässlicher Rahmen, der Investitionen erleichtert und Risiken senkt.
Branchenvertreter sehen in Differenzverträgen eine tragfähige Grundlage für neue Projekte. Auch im Bundeswirtschaftsministerium gelten sie als Option, doch Anpassungen lassen auf sich warten. Für den Offshore-Windkraft-Ausbau zählt jedoch jede Ausschreibungsrunde, weil Verzögerungen kaum aufzuholen sind.
Flächenplanung verstärkt den Druck
Neben dem Ausschreibungsverfahren belastet die Flächenplanung den Ausbau. Betreiber kritisieren, dass Windparks zu dicht geplant sind und sich Anlagen gegenseitig im Windschatten stehen. Diese Raumordnung auf See reduziert Erträge und verschlechtert die Wirtschaftlichkeit. Stefan Thimm vom Bundesverband Windenergie Offshore fordert deshalb eine Revision, weil Effizienz wichtiger sei als reine Flächenverdichtung.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat erste Anpassungen angekündigt, doch viele Unternehmen erwarten weitergehende Schritte. Ohne eine realistische Flächenplanung verliert der Offshore-Windkraft-Ausbau an Attraktivität, obwohl technisches Potenzial vorhanden ist.
Am Ende bleibt festzuhalten: Nur ein reformiertes Ausschreibungsverfahren, verlässliche Differenzverträge, eine tragfähige Einspeisevergütung und eine überarbeitete Flächenplanung können den Offshore-Windkraft-Ausbau stabilisieren und die Windenergie auf See dauerhaft voranbringen.
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