Ein neues Zeitalter voller Herausforderungen steht der deutschen Exportindustrie bevor, ein Jahrzehnt, das manche als beunruhigend empfinden. Die Fähigkeit der Regierung, die Zeichen der Zeit zu deuten und entsprechend zu handeln, entscheidet maßgeblich über das Ausmaß der bevorstehenden Schwierigkeiten (focus: 03.04.24).
Exportalarm in Deutschland: Wie Energiekosten und Politik den Wohlstand gefährden
An erster Stelle steht die Selbstbeschränkung durch steigende Energiekosten. Der Preis für Industriestrom hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Einhergehend mit dem Bestreben, Russland für seine Handlungen zu bestrafen, die schnelle Erreichung von Klimaneutralität und die gleichzeitige Ablehnung von Kernenergie treiben die Preise in die Höhe. Als Reaktion darauf musste die Regierung die Stromsteuer senken.
Einen weiteren Punkt stellt die Unmöglichkeit der Überwälzung gestiegener Strompreise auf internationale Kunden dar. Diese sind nicht bereit, für politisch bedingte Preisanstiege aufzukommen. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel, betont: „CO₂-Reduktion durch forcierte Deindustrialisierung ist der falsche Weg.“
Chinas neue Supermacht-Strategie: Wie Hightech und E-Autos die Weltmärkte erobern sollen
China lanciert eine erneuerte Exportoffensive. Die erste Welle bestand aus preisgünstigen Produkten geringer Qualität. Nun zielt China mit staatlicher Unterstützung und ambitionierten Zielen von Präsident Xi Jinping auf das Hightech-Segment ab. Eine dominante Stellung im Bereich der Elektroautos ist das erklärte Ziel, mit der Absicht, den Marktanteil bis 2030 zu verdoppeln.
Protektionismus in den USA
Die USA entwickeln sich immer mehr zu einer No-go-Area für deutsche Exporteure. Sowohl Demokraten als auch Republikaner sehen die Handelsbilanzdefizite zunehmend kritisch. Die Diskussion über einen allgemeinen Einfuhrzoll von zehn Prozent auf ausländische Produkte könnte die Wettbewerbsposition Deutschlands erheblich schwächen. Donald Trumps Fokus liegt auf den Handelsbilanzdefiziten, was die EU-Mitgliedstaaten mit Handelsüberschüssen ins Visier nimmt.
Europas Einheit bröckelt: Wie innenpolitische Kehrtwenden den Kontinent spalten
Die Neigung europäischer Regierungen zu einer nach innen gerichteten Politik führt zu Fragmentierung. Die einheitliche Ausrichtung, wie sie während der Corona-Krise bestand, hat keinen Bestand mehr. Jeder Staat verfolgt eigene Ziele in der Energie- und Migrationspolitik, was eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik behindert.
Ampelkoalition in der Kritik: Deutsche Exportindustrie leidet unter politischen Prioritäten
Von der gegenwärtigen Ampelkoalition in Berlin können deutsche Exporteure kaum substantielle Unterstützung erwarten, da die politischen Prioritäten andernorts liegen. Im Zentrum der Regierungspolitik steht vielmehr die Ausweitung des Sozialstaates, ein Vorhaben, das beträchtliche finanzielle Ressourcen beansprucht. Darüber hinaus betrachtet die Klimapolitik der Grünen, einem wesentlichen Bestandteil der Koalition, die Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen die Exportindustrie konfrontiert ist, weitgehend als eine akzeptable Nebenwirkung. Dies geschieht im Bestreben, ambitionierte Klimaschutzziele zu erreichen. Folglich werden die Bedürfnisse und die Unterstützung der Exportindustrie in den Hintergrund gedrängt, während die Koalition ihre Agenda vorantreibt.
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