Das Sondervermögen verpufft völlig planlos – Deutschlands Infrastruktur im Stillstand

Deutschland steht an einem entscheidenden Punkt. Ein Milliardenfonds von 500 Milliarden Euro soll Straßen, Schienen und Schulen erneuern. Doch statt Aufbruch dominiert das planlos anmutende Vorgehen der Politik. Kanzler Friedrich Merz fordert schnelle Ergebnisse, aber klare Projekte und Strategien fehlen. Zudem droht die Bürokratie jeden Fortschritt zu bremsen, sodass der Investitionsstau weiter anwächst (bloomberg: 20.09.25).


Planlosigkeit blockiert den Milliardenfonds

Der Gesetzesentwurf bleibt vage und bietet kaum Orientierung. Finanzwissenschaftlerin Désirée Christofzik warnt: „Wer keine messbaren Ziele vorgibt, kann später auch keinen Erfolg überprüfen.“ Ohne konkrete Vorgaben verliert der Milliardenfonds seine Schlagkraft. Zudem verschärft sich die Infrastrukturkrise, weil Gelder nicht zielgerichtet fließen.

Keine Ziele – wie das Sondervermögen planlos zu versickern droht, während die Infrastruktur weiter verfällt.
Keine Ziele – wie das Sondervermögen planlos zu versickern droht, während die Infrastruktur weiter verfällt.

Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie kritisiert: „Bislang ist das Sondervermögen nur eine politische Absichtserklärung.“ Unternehmen fordern Transparenz, damit Investitionen in Maschinen und Arbeitskräfte sinnvoll geplant werden können. Doch solange das Vorgehen planlos bleibt, entsteht zusätzliche Unsicherheit.

Infrastrukturkrise mit dramatischen Folgen

Der Sanierungsbedarf ist offensichtlich. Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden verdeutlichte die Dimension des Problems. Oberbürgermeister Dirk Hilbert sieht keinen schnellen Effekt des Milliardenfonds. Stattdessen habe Sachsen eigene Programme gekürzt, weil Bundesgelder erwartet wurden. „Am Ende steht Dresden schlechter da als ohne das Sondervermögen“, warnte Hilbert.

Auch das Institut der deutschen Wirtschaft spricht Klartext: Bis 2034 liegt der Finanzierungsbedarf bei mindestens 600 Milliarden Euro. Damit droht die Infrastrukturkrise selbst mit dem Milliardenfonds ungelöst zu bleiben. Zugleich wächst die Skepsis der Bürger. Laut Forsa sind 73 Prozent der Meinung, die Regierung sei den Herausforderungen nicht mehr gewachsen.

Investitionsstau durch politische Blockaden

Finanzminister Lars Klingbeil betonte: „Jeder Euro, den wir investieren, muss die größtmögliche Wirkung haben.“ Trotzdem dominieren Einsparungen und Rentenreformen die Haushaltsdebatten. Kanzler Merz beschwört die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, doch die Realität bleibt von planloser Prioritätensetzung geprägt.

Internationale Konflikte wie Trumps Zollpolitik verschärfen den Druck. Eigentlich müssten erste Projekte längst sichtbar sein, um Vertrauen zu schaffen. Zwar sollen noch dieses Jahr 37 Milliarden Euro fließen, doch der Investitionsstau löst sich ohne klare Ziele nicht.


Bürokratie als größtes Hindernis

Der eigentliche Gegner liegt in der Bürokratie. Planungs- und Genehmigungsverfahren verschlingen bis zu 85 Prozent der Bauzeit. Selbst nach Katastrophen verlangsamt sich der Wiederaufbau. Der Neubau der Carolabrücke beginnt frühestens 2028 und endet 2031.

Auch die Berliner Stadtautobahn A100 illustriert das Problem. Zwölf Jahre Bauzeit für 3,2 Kilometer – ein Sinnbild für den Investitionsstau. Weitere Projekte wie die Nossener Brücke in Dresden verdeutlichen, wie tief die Infrastrukturkrise reicht. Ohne Abbau von Bürokratie bleibt der Milliardenfonds wirkungslos.

Wirtschaft verliert Vertrauen

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing fordert klare Strukturen: „Wir müssen jetzt festlegen, wie viel in die Infrastruktur, wie viel in die Technologie und wie viel in die Netzwerke fließt.“ Private Investoren reagieren zunehmend zurückhaltend. Planlosigkeit schreckt Kapital ab und verhindert dringend benötigte Investitionen.

Ökonom Carsten Kühl zieht ein ernüchterndes Fazit: „Mehr Geld kann man einfach geben, wenn der politische Wille da ist. Sicherzustellen, dass das Geld auch ausgegeben werden kann, ist hingegen eine viel schwierigere Aufgabe.“ Genau hier zeigt sich, warum der Investitionsstau trotz Milliardenfonds weiter wächst.

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