Das Narrativ vom billigen Grünstrom zerbricht an der Realität internationaler Daten

Seit Jahren dominiert ein Narrativ die Energiepolitik, das sinkende Strompreise in Aussicht stellt, sobald die Energiewende an Tempo gewinnt und Erneuerbare den Markt prägen. Doch globale Vergleichsdaten zeigen ein völlig anderes Bild. In Ländern, die ihr Umstiegsprojekt besonders aggressiv vorantreiben, steigen die Strompreise konsequent an und reißen Energiekosten in Höhen, die international kaum jemand zahlt. Selbst Regionen mit langer Erfahrung im Ausbau von Grünstrom erzielen keine Kostenvorteile. Das Narrativ hält der Realität nicht stand, obwohl es politisch weiter gepflegt wird und trotz harter Datenlage kaum korrigiert erscheint (agrarheute: 19.11.25).


Europa als Beleg für ein brüchiges Narrativ

Deutschland liefert das schärfste Beispiel für steigende Strompreise trotz massivem Ausbau Erneuerbarer. Das Umstiegsprojekt produziert zwar beeindruckende Mengen Grünstrom, doch die Kosten steigen parallel zu jeder neuen Ausbaustufe. Rund 40 Cent pro Kilowattstunde markieren ein Preisniveau, das international nahezu unerreicht bleibt. Spanien folgt demselben Muster. Hohe Einspeisung aus Wind- und Solaranlagen erzeugt dort ebenfalls ein Umfeld mit klar erhöhten Energiekosten. Auch Dänemark und die Niederlande zeigen, dass steigende grüne Produktionsanteile keine Entlastung schaffen. Der Zusammenhang zwischen Erneuerbaren und höheren Strompreisen zeigt sich in diesen Ländern besonders deutlich.

Daten zeigen: Hohe Anteile Erneuerbarer Energien treiben Strompreise nach oben. Politisches Narrativ vom billigen Grünstrom hält nicht stand
Daten zeigen: Hohe Anteile Erneuerbarer Energien treiben Strompreise nach oben. Politisches Narrativ vom billigen Grünstrom hält nicht stand

Im Gegensatz dazu positionieren sich Länder wie die USA, die mit moderateren Anteilen Erneuerbarer klar niedrigere Strompreise verlangen. China zeigt denselben Trend. Trotz steigender Grünstrom-Produktion hält das Land seine Energiekosten niedrig, weil die Struktur des Energiemarktes durch den kontinuierlichen Ausbau von Kohle- und Kernkraftwerken nicht vom Wetter abhängig ist. Russland liegt mit extrem niedrigen Tarifen ebenfalls weit unter dem europäischen Niveau. Diese Preisbereiche entstehen nicht aus Zufällen. Sie basieren auf einem Netz, das ohne große wetterabhängige Schwankungen auskommt und keine kostspielige Reserve für unregelmäßige Einspeisung vorhalten muss.

Die Mechanik hinter steigenden Preisen

Der zentrale Grund für steigende Strompreise in Ländern mit hohem Anteil Erneuerbarer liegt in der Volatilität ihrer Einspeisung. Solar- und Windkraft erzeugen Strom nur bei passenden Wetterlagen. Das führt zu einem Überangebot an sonnigen oder windstarken Tagen und einem drastischen Einbruch bei ungünstiger Lage. Die Dunkelflaute im Winter 2024/2025 zeigte dies besonders brutal. In dieser langen Windstille-Phase sank die Einspeisung zeitweise auf unter zehn Prozent des Bedarfs. Genau in solchen Momenten sichern Reservekraftwerke die Versorgung. Sie laufen allerdings nur selten und erzeugen enorme Kosten, weil kurze Einsätze die Investitionssummen kaum decken. Diese Strukturen treiben die Strompreise nach oben.

Die fehlenden Speicher verschärfen das Problem. Deutschland verfügt über Batteriespeicher, die kaum mehr als eine Stunde landesweiten Verbrauch abfangen können. Dadurch wächst der Druck auf konventionelle Anlagen, die als Backup zwingend bereitstehen müssen. Auch der Netzausbau kostet massiv Geld, da schwankende Einspeisung die Netze überlastet oder unterfordert. Die Kombination aus diesen Faktoren erklärt, warum ein hoher Anteil Erneuerbarer keinesfalls sinkende Strompreise erzeugt, sondern das Gegenteil bewirkt. Das Narrativ des kostengünstigen grünen Stroms zerbricht an diesen fundamentalen physikalischen und strukturellen Anforderungen.


Internationale Energiepolitik zeigt Alternativmodelle

Andere Länder ziehen aus diesen Mechanismen klare Konsequenzen. China investiert parallel zu Erneuerbaren massiv in konventionelle Kraftwerke, um Versorgungssicherheit und stabile Preise zu kombinieren. Indien bleibt trotz ambitionierter Solarziele ebenfalls bei starkem Fokus auf konventionelle Quellen und hält Energiekosten auf niedrigem Niveau. Bangladesch hält seine Tarife durch eine konventionelle Grundlast ebenfalls stabil. Diese Staaten nutzen Erneuerbare als Ergänzung, nicht als wetterabhängige Hauptsäule. Gerade dadurch lassen sich Preisschocks vermeiden, die europäische Länder tief treffen.

Europa zeigt dagegen, wie sich ein einseitiges Umstiegsprojekt ohne ausreichende Speicher, ohne stabile Grundlast und ohne marktfähige Reservekapazitäten auf die Energiekosten auswirkt. Das Narrativ der Kostenvorteile löst sich im internationalen Vergleich vollständig auf. Die Datenlage zeigt klar, dass Länder mit hohem grünen Anteil die teuersten Strommärkte schaffen, während Staaten mit ausgewogenem Energiemix deutlich günstiger produzieren.

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