Das Baumarkt-Sterben beginnt – warum das Aus für viele Filialen unausweichlich ist

Lange galt der Samstag als heiliger Tag für Heimwerker. Besonders Männer starteten ihr Wochenende mit einem ausgedehnten Besuch im Baumarkt. Nägel, Farbe und Holz gehörten zum festen Einkaufsritual, bei dem ganze Familien mithielten. Doch dieses Szenario verliert an Bedeutung. Kunden setzen heute auf Bequemlichkeit, digitale Lösungen und transparente Preise. Der klassische Baumarkt hat darauf oft keine Antwort gefunden (handelsblatt: 15.05.25).


Der Kunde ändert sich – der Baumarkt bleibt stehen

Früher galt der Baumarkt als preiswerte Alternative zum Handwerker. Doch steigende Kosten haben diesen Vorteil relativiert. Hinzu kommt: Viele Kunden haben keine Lust mehr, stundenlang durch riesige Märkte zu irren. Wer sich zwischen zwanzig Sorten Wandfarbe entscheiden muss, aber niemanden zum Fragen findet, fühlt sich im Stich gelassen. Genau das passiert vielerorts – denn gut geschultes Beratungspersonal fehlt oft.

Baumärkte stehen vor dem Aus - warum der klassische Baumarkt ausgedient hat und welche Konzepte jetzt über Erfolg oder Schließung entscheiden
Baumärkte stehen vor dem Aus – warum der klassische Baumarkt ausgedient hat und welche Konzepte jetzt über Erfolg oder Schließung entscheiden

Währenddessen boomt der Onlinehandel. Kunden bestellen Schrauben und Werkzeuge im Netz oder greifen zum Angebot beim Discounter. Selbst Renovierungsprojekte fallen häufig aus – nicht nur aus Kostengründen, sondern auch wegen fehlender Zeit und Energie. Baumärkte, die sich allein auf Fläche und Sortiment verlassen, geraten deshalb ins Hintertreffen.

Innovation statt Quadratmeter

Ein Umdenken ist überfällig. Nur wer über den klassischen Verkaufsansatz hinausdenkt, bleibt am Markt bestehen. Digitale Services, kombiniert mit echter Beratung, bieten einen Ausweg aus der Krise. Planungsstudios, die Projekte von der Idee bis zur Umsetzung begleiten, bieten Kunden echten Mehrwert. Auch moderne Apps, die dank künstlicher Intelligenz zur passenden Schraube führen, verbessern das Einkaufserlebnis deutlich.

Nicht alle Marktteilnehmer schaffen diesen Wandel. Besonders kleinere Ketten kämpfen mit hohen Investitionshürden. Ohne ausreichendes Kapital fehlt der Zugang zu Technologien, die Kunden heute erwarten. Gleichzeitig sind große Zentrallager und günstige Einkaufskonditionen für sie kaum realisierbar. Ein Rückzug aus der Fläche ist vielerorts nur eine Frage der Zeit.

Obi als Vorreiter im Strukturwandel

Unter den großen Ketten hat Obi früh die Zeichen der Zeit erkannt. Die Marke tritt stark auf, besonders in sozialen Medien. Dort erreicht sie gezielt die jüngere Zielgruppe, die sich digital informiert und einkauft. Die Kunden-App verbindet den Onlineauftritt clever mit dem stationären Geschäft. Wer digital plant, kann vor Ort exakt dort weitermachen, wo er im Netz aufgehört hat.

Auch strukturell setzt Obi auf ein flexibleres Modell. Immer mehr unabhängige Händler schließen sich dem Franchisesystem an. Damit sichern sie sich Zugang zu digitaler Infrastruktur, etablierten Prozessen und einem starken Markennamen. Gleichzeitig bleiben sie regional verankert. Diese Kombination überzeugt viele – und könnte künftig zum neuen Standard im Baumarktgeschäft werden.


Zukunft ungewiss für klassische Standorte

Ob das Franchise-Modell allein reicht, entscheidet am Ende der Kunde. Fest steht: Baumärkte ohne digitale Vernetzung, individuelle Beratung und kreative Serviceideen verlieren an Relevanz. Wer die Bedürfnisse moderner Heimwerker ignoriert, verabschiedet sich langsam, aber sicher vom Markt. Denn der Kunde verlangt mehr als nur volle Regale – er sucht Lösungen. Und die gibt es online, hybrid oder bei jenen Händlern, die beides intelligent verbinden.

Die goldenen Zeiten des Baumarkt-Wochenendes gehören der Vergangenheit an. Künftig zählen nicht Größe und Sortiment, sondern Flexibilität, Technologie und echte Kundennähe. Wer das ignoriert, muss mit dem Ende rechnen.

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