Die Kurse von Clean Energy Aktien sind auf das Niveau von vor fünf Jahren gesunken. Nach einem starken Anstieg aufgrund von Umwelt-, Sozial- und Governance-Trends verlieren sie nun an Wert. Der Hauptgrund liegt in der unsicheren politischen Unterstützung für erneuerbare Energien (ft:16.03.25).
Rückgang des S&P Global Clean Energy Transition Index
Der S&P Global Clean Energy Transition Index, der bedeutende Unternehmen der Branche abbildet, fiel in den letzten zwölf Monaten um 16 Prozent. Viele Investoren hatten auf eine Erholung gehofft, da Zinssätze stabil blieben oder sanken und die Strompreise anstiegen.

Doch politische Entscheidungen belasten den Markt. Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Mittel für das Inflationsreduktionsgesetz zu sperren und die USA aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen, verstärkte die Unsicherheit. Auch in Europa schwindet der politische Rückhalt für Maßnahmen zur Reduzierung fossiler Brennstoffe.
Pessimismus trotz solider Unternehmensentwicklung
Deirdre Cooper, Leiterin für nachhaltige Aktien bei Ninety One, hält den aktuellen Pessimismus für übertrieben. Sie betont, dass Unternehmen im Dekarbonisierungssektor solides Wachstum und stabile Renditen verzeichneten. Dennoch entwickelten sich ihre Aktienkurse schwächer als erwartet.
„Ich habe noch nie eine solche Unterbewertung bei Unternehmen mit strukturellem Wachstum gesehen. Der Markt geht von keiner weiteren Expansion im Dekarbonisierungssektor aus“, erklärte Cooper.
Auch Analysten von S&P Dow Jones Indices sehen die Zinspolitik und Inflation als Faktoren, die Projektkosten erhöhen und den Sektor belasten. Der Rückgang des Index liegt dabei über dem Minus von fünf Prozent im stärker öl- und gaslastigen S&P Global BMI Energy Index. Besonders Öl- und Gasunternehmen profitieren von Trumps energiepolitischen Maßnahmen.
Vergleich mit anderen Branchenindizes
Im Gegensatz zum Rückgang der Clean Energy Aktien legte der S&P Aerospace and Defense Select Industry Index um 14 Prozent zu. Rüstungsunternehmen profitierten von steigenden Verteidigungsausgaben in Europa.
Seit dem Hoch Anfang 2021 fiel der S&P Global Clean Energy Index kontinuierlich. Steigende Zinsen verteuerten Kredite, wodurch Projekte im Bereich erneuerbarer Energien unter Druck gerieten. Vor allem hohe Vorlaufkosten machen sie anfällig für Zinsanstiege.
Analysten von S&P Dow Jones Indices stellten fest, dass die Gesamtentwicklung des Index starke Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen verdeckt. Während die Aktien des dänischen Windkraftanlagenherstellers Vestas um 44 Prozent nachgaben, legte der spanische Energieversorger Iberdrola um fast 30 Prozent zu.
Investoren reagieren unterschiedlich
James Smith, Fondsmanager bei Premier Miton, sieht die Fokussierung vieler Investoren auf steigende Zinssätze kritisch. Er verweist darauf, dass zahlreiche Entwickler erneuerbarer Energien indexgebundene Renditen erzielen. Seiner Ansicht nach gibt es weiterhin starke politische Unterstützung, insbesondere von republikanischen Kongressabgeordneten, die Steuergutschriften für Clean Energy Aktien befürworten.
Trotz der aktuellen Kursschwäche bleiben Investitionen in saubere Energietechnologien auf hohem Niveau. Laut Prognosen von S&P Global Commodity Insights werden die weltweiten Ausgaben für Solarenergie und Batteriespeicher bis 2025 erstmals die Investitionen in Öl und Gas übersteigen.
Erwan Kerouredan, Analyst bei RBC Capital Markets, sieht zudem bessere Perspektiven für Wasserstoffunternehmen außerhalb Europas und der USA. „Das Finanzierungsumfeld unterscheidet sich deutlich“, erklärte er. „In anderen Regionen stehen mehr Mittel zur Verfügung.“
Die Zukunft der Clean Energy Aktien hängt damit stark von politischen Rahmenbedingungen und der globalen Finanzierungslandschaft ab. Während kurzfristige Unsicherheiten den Markt belasten, bleibt die langfristige Wachstumsprognose für erneuerbare Energien intakt.
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